Amazon will Logistikzentrum an der Kreisgrenze zu Höxter bauen

Horn-Bad Meinberg-Belle. Amazon will bis Ende 2021 ein Logistikzentrum im Industriegebiet an der B239 zwischen den Ortschaften Belle und Wöbbel bauen. Entsprechende Informationen der Lippischen Landeszeitung hat Horns Bürgermeister Stefan Rother am Mittwoch bestätigt. Das Industriegebiet ist ein gemeinsames Projekt der Gemeinden Horn-Bad Meinberg und Schieder-Schwalenberg. Es liegt direkt an der Bundesstraße 239 und nahe der Ostwestfalenstraße in Sichtweite der Grenze zum Kreis Höxter und der Stadt Steinheim. &bdquo;Das ist ein Sechser im Lotto für uns", sagte Rother. Mit der Investition würde das Handelsunternehmen rund 1.100 neue Arbeitsplätze in Horn schaffen. Laut Rüdiger Krentz, der als Wirtschaftsförderer der Stadt Horn-Bad Meinberg für den Industriepark Lippe zuständig ist, ist die Stadt seit dem Sommer im Gespräch mit Amazon. Baupläne für das neue Logistikzentrum liegen bereits vor und werden am Mittwochabend im Fachausschuss vorgestellt. Das Logistikzentrum soll nach bisherigen Plänen 30 Meter in die Höhe wachsen und eine Fläche von bis 20 Hektar haben. Positives Signal für Horns Wirtschaft Rother lobte die effiziente Zusammenarbeit bei den zuständigen Stellen bei Stadt, Kreis und Bezirksregierung, um die Planung des Unternehmens zügig voran zu treiben. &bdquo;Nach den vielen Rückschlagen in der Vergangenheit, darunter die Hornitex-Pleite und das Bädersterben, geht's endlich wieder aufwärts bei uns", so Rother, der im Herbst nicht mehr zur Bürgermeisterwahl antritt. &bdquo;Von dieser riesigen Investition, die im dreistelligen Millionenbereich liegen soll, wird die gesamte Region profitieren", ist Wirtschaftsförderer Rüdiger Krentz überzeugt. Er hebt die günstige Lage des Industrieparks Lippe hervor, nah an der Bundesstraße 1 sowie an den Autobahnen 33, 44 und 2 sowie direkt an der Ostwestfalenstraße und dennoch so ländlich gelegen, dass Lärm durch Lieferverkehr nicht stören würde: "Mit unserem Industriegebiet haben wir ein absolutes Alleinstellungsmerkmal." Eines von 13 Logistikzentren bundesweit Weltweit hat Amazon 175 Logistikzentren dieser Art – davon 13 in Deutschland. Zwei neue entstehen gerade, eins in Sülzetal bei Magdeburg, ein weiteres zwischen Oelde und Rheda-Wiedenbrück. &bdquo;Vor allem in Nordrhein-Westfalen gibt es eine starke Präsenz", sagt Amazon-Pressesprecher Stephan Eichenseher. Es liege in der Mitte von Europa und von dort seien alle Ecken des Kontinents gut zu erreichen. Amazon-Standorte gibt es bislang in Werne, Dortmund, Rheinberg und Mönchengladbach, zudem ist ein kleineres Verteilzentrum in Paderborn geplant, das im Herbst 2020 eröffnet werden soll. In einem Logistikzentrum findet die komplette Abwicklung vom ersten bis zum letzten Schritt statt: Die Produkte werden von den Herstellern angeliefert, dort gelagert, verpackt und direkt an die Kunden versandt. Das Projekt in Lippe soll laut Eichenseher einen hohen Automatisierungsgrad haben. Im inneren Lagerbereich verkehrten nur noch Roboter, die die Ware zum Mitarbeiter führen. Dieser könne die Ware einlagern oder die Kundenbestellungen zusammenstellen. Handelsverband OWL sieht keine Konkurrenz für Einzelhandel Trotz vieler automatischer Abläufe würden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Darunter seien Versandmitarbeiter ohne einschlägige Ausbildung, aber auch qualifizierte Techniker und IT-Spezialisten für die Wartung der rund 19 Kilometer langen Fördertechnik sowie Führungskräfte, unterstrich Eichenseher. Dass sich Amazon in Horn-Bad Meinberg mit einem Logistikzentrum niederlassen möchte, sieht Thomas Kunz, Geschäftsführer des Handelsverbands OWL, nicht als Problem für die regionalen Einzelhändler. &bdquo;Wo das Lager steht, ist für den Einzelhandel egal", sagte er gegenüber der LZ. Jedoch sei es ein Problem, dass Amazon immer größer werde. Unter dem wachsenden Online-Handel würden vor allem die kleinen inhabergeführten Geschäfte leiden. NRW-weit gebe es zur Unterstützung der Händler vier Digital-Coaches, die die Inhaber auf dem Weg in den Online-Markt begleiteten – einer davon sei beim Handelsverband OWL in Bielefeld tätig. Stadtentwicklungsausschuss gibt grünes Licht Der erste Schritt zum Amazon-Logistikzentrum in Horn-Bad Meinberg ist getan: Der Stadtentwicklungsausschuss hat einstimmig grünes Licht gegeben. Die Politiker stellten damit das Planungsrecht her. Die Amazon-Mitarbeiter Andreas Kohrs, Mareike von Frieling und Katja Herbst waren im Ausschuss zu Gast und stellten das Unternehmen sowie erste Planungen vor. Die Fraktionen begrüßten das Vorhaben. Sie sehen in der Niederlassung von Amazon eine Chance für Horn-Bad Meinberg, insbesondere in den zahlreichen Arbeitsplätzen, die damit geschaffen werden. Auch in der Bevölkerung weckte das Thema großes Interesse, Rund 80 Zuschauer verfolgten die Sitzung, darunter nicht nur Fürsprecher. Karl Prior aus Belle machte seinen Unmut durch Zwischenrufe deutlich. Seine große Sorge ist vor allem das steigende Verkehrsaufkommen, das solch ein Unternehmen mit sich bringen würde. &bdquo;Eine Realisierung der geplanten Maßnahme bedeutet, dass die Durchfahrt von Belle bis ins Unerträgliche steigen wird. Auch den Nachbarorten wie Istrup, Rheder und Siddessen wird es so ergehen", erklärt er. Die Verwaltung stellte klar, dass es sich um ein langes und aufwendiges Verfahren handelt. Zu diesem Zeitpunkt sei es noch zu früh, über einzelne Verkehrsführungen zu sprechen. Studien würden im weiteren Prozedere folgen.

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