Höllenfeuer, Großbrand oder Flughafen: Reaktionen auf Lichtschein von Amazon bei Steinheim

Steinheim/Belle. Ende August begann die erste Schicht im Amazon Logistikzentrum PAD2 bei Belle. Seit Anfang November läuft das gigantische Gebäude im Regelbetrieb. In einem Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2020 wird von einer deutlichen Verkehrszunahme bei einem Worst-Case-Szenario (Weihnachtszeit und Drei-Schicht-Betrieb) ausgegangen. Richtung Belle ging man damals von einer maximalen Zunahme des täglichen Verkehrsaufkommens um etwa 28 Prozent im Pkw- und um 45 Prozent beim Lkw-Verkehr aus. Nun arbeitet Amazon derzeit nur im Zwei-Schicht-Betrieb, aber immerhin schon mit rund 2000 Beschäftigten. Grund genug für die LZ, in Belle nachzufragen. &bdquo;Es ist etwas mehr Verkehr, es raubt einem aber nicht den Schlaf“, schreibt die in Belle wohnende SPD-Ratsfrau Sabine Beine auf die LZ-Anfrage. Es sei bei Weitem nicht so schlimm, wie es angekündigt worden sei. Auf Beines Anfrage in der Dorf-Whatsapp-Gruppe meldet sich nur eine Einwohnerin zurück, die allerdings nicht direkt an der Hauptstraße wohnt. Sie fahre zweimal am Tag durch Belle, berichtet sie und bemerke hauptsächlich die Auswirkungen der neuen Ampel kurz vor Wöbbel an der Auffahrt zur Ostwestfalenstraße. &bdquo;Wenn ich von der Höxterstraße auf die Pyrmonter Straße fahren möchte und die Ampel vor Wöbbel gerade eine Rotphase hat, komme ich besser auf die Hauptstraße.“ Viele haben mit mehr Verkehr gerechnet Die Initiative &bdquo;Beller Feld“, die bislang lautstark gegen Amazon gewettert hat, teilt mit, dass der Lkw-Verkehr nachts stark zugenommen haben soll und der Verkehr zum Schichtwechsel besonders heftig sei. Allerdings: &bdquo;Was ich aus dem Dorf höre, hätten viele mit mehr Verkehrsbelastung gerechnet“, sagt Wolfram Fiedler. &bdquo;Das ist wohl so nicht eingetreten. Aber Amazon läuft ja auch noch nicht auf Volllast.“ Viele Angestellte nehmen offenbar auch den Bus zur Schicht und nutzen dafür das Deutschlandticket, das sie von Amazon gestellt bekommen. &bdquo;Die Busse werden von und nach Belle auf der Linie 771 sehr gut angenommen, sodass die Kapazitäten in Teilschritten mitgewachsen sind und mehrere Fahrzeuge für die Fahrten im Einsatz sind“, teilt Dennis Brinkmann, Verkehrsplaner bei der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe, auf Anfrage mit. Sechs Busse fahren das Logistikzentrum zum Schichtwechsel an. Der großzügig angelegte Parkplatz entzerrt auch den Privatfahrzeugverkehr recht zuverlässig. Auf Facebook antworten einige auf eine LZ-Anfrage. Über die unpassende Schaltung der neuen Ampel vor Wöbbel regen sich viele auf. &bdquo;Obwohl niemand von der Ostwestfalen[straße] kommt, ist die Ampel rot und [es] läuft die normale Zeitsteuerung ab“, ärgert sich ein Facebook-Nutzer. Ein anderer schlägt vor, diese bei geringem Verkehr auf einen Anforderungsbetrieb umzustellen. Ein anderer fragt, ob denn nun die Ampel[koalition] in Berlin auch Schuld an Amazon habe. &bdquo;Es soll ja Leute geben, die die Bundesregierung als Sündenböcke für alles sehen wollen.“ Schnell wird ihm erklärt, dass es hier um eine echte Lichtzeichenanlage vor Ort geht. Auf Facebook ist die Lichtverschmutzung ein Thema Insgesamt nimmt die Facebook-Community aber weniger den Verkehr, sondern eher die Lichtverschmutzung durch das Logistikzentrum als Problem wahr. &bdquo;Es sieht nachts am Himmel aus, als wäre dort die Hölle, die dort aufleuchtet“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Sie wundert sich, dass Amazon mit dem Dimmen der Beleuchtung nicht Energie spart. Eine andere Userin schreibt, dass sie beim Lichtschein am Himmel zuerst an einen Großbrand gedacht habe. &bdquo;Schlimmer als auf’m Flughafen.“ Selbst vom Wilbasen-Gelände in Blomberg sei der Lichtschein von Amazon nachts deutlich zu sehen, berichtet eine andere Lipperin. &bdquo;Ich dachte auch, in Wöbbel brennt es.“ Wolfram Fiedler von der Initiative &bdquo;Beller Feld“ bemüht auch das Bild eines Flughafens. Und er erinnert daran, dass das gesamte Bereich ein Biotop und das Jagdgebiet von Fledermäusen sei. Aber vielleicht würden deren Beuteinsekten ja von dem orangefarbenen Licht nicht so stark beeinflusst. Amazon betont das Sicherheitsbedürfnis Amazon habe 2023 den Energiebedarf seiner Betriebsprozesse komplett mit erneuerbaren Energien gedeckt, schreibt Amazon-Pressesprecher Oliver Kentschke auf die LZ-Anfrage nach der Lichtverschmutzung. &bdquo;Um die Energieeffizienz an unseren Standorten zu verbessern, setzen wir auf innovative und bewährte Technologien und prüfen fortlaufend, wie wir unsere Prozesse nachhaltiger machen können – kurz-, mittel- und langfristig. Beispielsweise setzen wir in unseren Gebäuden, auch in Horn-Bad Meinberg, energieeffiziente LED-Beleuchtung ein, die sich an die Verfügbarkeit von natürlichem Licht sowie der Anwesenheit von Mitarbeitenden anpasst.“ Gleichzeitig stehe bei Amazon die Sicherheit der Mitarbeitenden und Partner immer und zu jeder Zeit an erster Stelle. &bdquo;Da unsere Prozesse in Horn-Bad Meinberg rund um die Uhr laufen, benötigen wir für einen sicheren Betrieb auch Beleuchtung. Dies ist insbesondere auf den Yard-Bereichen, in denen Lkw- und Rangierverkehr vorherrscht, wichtig. Unser Technik-Team arbeitet stetig daran, die Beleuchtung zu justieren, um Lichtstreuungen möglichst zu reduzieren.“

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