Nachfolge

Kreishandwerksmeister  übernimmt in Zeiten „multipler Krisen“ im Kreis Höxter

Trotz großer Herausforderungen für die Handwerker zeigt sich der neu gewählte Kreishandwerksmeister zuversichtlich und spricht über seine Pläne.

Der neugewählte Kreishandwerksmeister Felix Dreier. | © Privat

23.05.2024 | 23.05.2024, 11:30

Kreis Höxter/Nieheim. Er ist ein Handwerker mit Leib und Seele: Felix Dreier aus Entrup führt als gelernter Maurer und Bauingenieur ein erfolgreiches Familienunternehmen in der dritten Generation. Jetzt hat er zudem einen wichtigen Posten im Ehrenamt über-nommen. Der 56-Jährige ist Nachfolger von Martin Knorrenschild und damit neuer Kreishandwerksmeister in der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg.

Die Amtseinführung ist am Donnerstag, 6. Juni, um 18 Uhr im Käsemuseum in Nieheim geplant. Dreier übernimmt eine verantwortungsvolle Aufgabe in schwierigen Zeiten. Denn es gilt, die Interessen der 550 Innungsmitglieder nach außen zu vertreten und als Schnittstelle zwischen Betrieben und Politik zu vermitteln. Fachkräftemangel, hohe Material- und Energiekosten, lähmende Bürokratie, eine Vielzahl von gesetzlichen Vorgaben und auch inflationsbedingte Kaufkraftverluste drücken zurzeit erheblich auf die Stimmung der „Wirtschaftsmacht von nebenan“.

Doch die aktuellen Herausforderungen nimmt Felix Dreier an. „Das Handwerk hat natürlich schon immer gute und schlechte Zeiten erlebt. Die derzeitige Situation multipler Krisen ist jedoch eine besondere Herausforderung. Das hat es so noch nicht gegeben.“ Und der Entruper ergänzt: „Der Bedarf an Handwerkerleistungen und damit Arbeit sind an sich genug da, aber aufgrund der politischen Gesamtlage bleiben die notwendigen Investitionen aus. Trotzdem sollten wir uns gemeinsam den Herausforderungen stellen.“

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Vierfacher Familienvater

Der vierfache Familienvater weiß, wovon er spricht. Nicht nur, dass Felix Dreier bereits seit 30 Jahren seinen Beruf ausübt. Er kennt als Kreishandwerksmeister und als Obermeister der Baugewerbe-Innung genau die Themen, die den heimischen Betrieben in der Region unter den Nägeln brennen.

„Ich finde es wichtig, dass das Handwerk in der Region eine starke Stimme hat und sich auch positioniert“, betont Felix Dreier. Denn das Handwerk werde gebraucht, in Zukunft mehr denn je, schon allein, wenn man auf die Herausforderungen des Klimaschutzes und der Energiewende blicke.

Seine Herzensangelegenheit ist es, die Ausbildung des handwerklichen Nachwuchses noch weiter in den Fokus zu rücken, um qualifizierte Fachkräfte für morgen zu gewinnen und zu sichern.

Neue Wege gehen

„Da gibt es nicht die eine Lösung, wir müssen verschiedene und auch neue Wege gehen, um junge Leute für das Handwerk zu begeistern“, so der neue Kreishandwerks-meister. Dieses Engagement des Handwerks sollte schon in der Schule anfangen – am besten mit Unterstützung durch das Elternhaus: denn Abitur und Studium, meist favorisiert durch die Eltern, seien sicherlich ein gangbarer Weg, die Ausbildung im Handwerk sei jedoch eine weitere und ebenso vielversprechende Möglichkeit.

Jedoch hat das Handwerk in der Gesellschaft nach wie vor ein Imageproblem: schmutzig, draußen, anstrengend, wenig Geld, geringe Karrierechancen, so heißt es oft aus den Reihen der jungen Leute. „Diese Vorurteile müssen wir ausräumen“, betont der Kreishandwerksmeister, denn die Wirklichkeit sehe ganz anders aus.

„Den Knochenjob von früher, den gibt es längst nicht mehr. Wir brauchen junge, kreative und motivierte Menschen mit Verständnis für moderne Technik“, so Felix Dreier und ergänzt: „Neben Bizeps ist vor allem Köpfchen gefragt.“

Mehr Ausbildung

Erklärtes Ziel des 56-Jährigen ist es daher, früh anzusetzen und heimische Handwerksbetriebe und Schulen verstärkt miteinander ins Gespräch zu bringen und Kooperationen zu fördern. Die heimischen Betriebe seien verwurzelt in der Region, setzten sich für ihre Mitarbeitenden ein, seien innovativ und betrieben ihr Handwerk in einer familiären Atmosphäre.

Wichtig sei ebenso, den eigenen Nachwuchs in der Region für die Region auszubilden. „Das Ausbildungszentrum Bau in Brakel-Istrup und der neue Bildungscampus Handwerk in Brakel, der ja auch mehrere Gewerke bespielt, sind zwei hervorragende Beispiele, die Region damit attraktiver zu machen und gut ausgebildete Fachkräfte vor Ort zu gewinnen.“

Jagd und Hund

Aber im Leben von Felix Dreier gibt es nicht nur die Arbeit und das Engagement: Wenn er sich nicht gerade mit den vielen „Handwerksthemen“ auseinandersetzt, geht der 56-Jährige auf die Jagd, versorgt die Familie mit frischem Wildfleisch oder genießt die langen Spaziergänge mit dem „Gesundheitsförderer“ Labrador Henry.

„Das macht wirklich den Kopf frei.“ Sein Lieblingsplatz im Kulturland Kreis Höxter ist die vielfältige Natur im und um den Heimatort Entrup. Und für längere Entspannungsmomente bevorzugt der frisch gewählte Kreishandwerksmeister gemeinsam mit seiner Frau immer mal wieder die abwechslungsreiche Ostsee-Küste.