Wie die Paderborner Direktkandidaten die heimische Wirtschaft unterstützen wollen

Paderborn. Hohe Energiepreise, anhaltender Fachkräftemangel, steigende Steuern und Abgaben, zu viel Bürokratie und eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit – die Liste der Kritikpunkte von Handwerk, Handel und Industrie ist lang. Doch mit der vorgezogenen Bundestagswahl können aus Sicht der Wirtschaftsverbände im Kreis Paderborn neue Weichen gestellt werden. Bei der Wahlarena, zu der die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, der Handelsverband und die Industrie- und Handelskammer aus Paderborn eingeladen hatten, sollten die Interessen der heimischen Wirtschaft in den Fokus rücken. Eingeladen waren die Direktkandidaten des Wahlkreises Paderborn von CDU, SPD, Grünen, FDP und AfD. Die Kandidatin der Linken, Charlotte Neuhäuser, musste ihre Teilnahme aus persönlichen Gründen kurzfristig vor der Veranstaltung absagen. Das sind die drängenden Probleme in Handwerk, Handel und Industrie Wo der Schuh der Wirtschaft drückt, macht unter anderem eine Umfrage bei den Paderborner Handwerksbetrieben deutlich, die die Kreishandwerkerschaft Paderborn und Lippe im Vorfeld der Wahlarena als Impuls für die Diskussion durchgeführt habe. &bdquo;Die Antworten sind deutlich und spiegeln die Erwartungen und Sorgen wider, die viele Betriebe bewegen“, so Kreishandwerksmeister Mickel Biere. In Sachen Wettbewerbsfähigkeit würden 71 Prozent der befragten Betriebe die steigende Steuer- und Abgabenlast als Problem angeben. Dicht gefolgt von steigenden Sozialversicherungsbeiträgen und hohen Energiekosten. Weiteres Thema: Diese Standpunkte vertreten die Direktkandidaten zur Migrationsdebatte Auch der Handel in Paderborn leide unter politischen Vorgaben. &bdquo;Die Politik muss den Menschen größere Freiheiten darüber einräumen, wie und wofür sie ihr Geld ausgeben wollen“, meint Ferdinand Klingenthal, Paderborner Ortsvorstand des Handelsverbands NRW. Er kritisiert auch, dass es bisher keine Gebühren für Paketen aus dem Onlinehandel gebe. Solche Gebühren könnten aus seiner Sicht eine Lenkungsfunktion in Sachen Klima- und Umweltschutz haben. Jürgen Behlke, Leiter der IHK-Zweigstelle Paderborn und Höxter, fordert für die heimische Wirtschaft ein Sofortprogramm von den Politikern. Energiekosten müssten gesenkt werden, eine Steuerreform und die Begrenzung von Sozialabgaben sollen her, Bürokratie solle abgebaut und Fachkräftemangel müsse auch politisch angegangen werden. Unterstützung der Wirtschaft kostet Geld – Investition in Zukunft &bdquo;Es braucht einen großen Aufschlag, eine Agenda 2030, um Planungssicherheit zu schaffen“, entgegnet Carsten Linnemann (CDU). Er wolle eine Einkommenssteuerreform und Menschen, die im unteren und mittleren Bereich Geld verdienen entlasten. &bdquo;Wir müssen uns im Energiebereich darauf einigen, ob wir Industrieland bleiben wollen, oder nicht“, resümiert der CDU-Politiker. Es brauche grundlastfähigen Strom und die Speicherung des erneuerbaren Stroms müsse angeschoben werden. Auch SPD und Grüne wollen Geld für die Wirtschaft in die Hand nehmen. Burkhard Blienert schlägt einen Investitionsbonus, also Steuervorteile für Unternehmen und Betriebe, die in Deutschland investieren wollen, vor. Außerdem brauche es einen Deutschlandfonds – &bdquo;Geld, das hinterher auch bei Handwerk, Industrie und Handel ankommt“, so der SPD-Mann. Geld, das ausgegeben wird, müsse aber auch anderswo eingeholt werden, meint Peter Altenbernd von den Grünen. Er will &bdquo;Superreiche mehr zur Kasse bitten“ und &bdquo;klimaschädliche Subventionen abschaffen“, um die deutsche Wirtschaft zu stärken. Steuerreform und Wirtschaftswende sollen Abgabenlast reduzieren FDP-Direktkandidat Alexander Senn möchte statt kleiner kosmetischer Korrekturen eine &bdquo;Wirtschaftswende“, ähnlich der Agenda 2030 von CDU. Die Probleme der Wirtschaft seien nicht neu. Seine Partei wolle den Spitzensteuersatz nach oben setzen und Unternehmenssteuern unter die 25 Prozent drücken. Aus Sicht des AfD-Kandidaten Alexander Lex, brauche es viel mehr günstige Ressourcen aus der Welt, um beispielsweise den hohen Energiekosten entgegenzutreten. &bdquo;Wir brauchen russisches Gas“, formuliert Lex deutlich. Zusätzlich wolle seine Partei eine Steuerreform nach dem Motto &bdquo;25 Prozent auf alles“, alle Einkommensarten sollen gleich besteuert werden. Wirtschaft kritisiert mangelnde Anerkennung für Ausbildungsberufe Schnell kommt auch das Thema Fachkräftemangel und Ausbildung zur Sprache. Es fehle an vielen Stellen an qualifiziertem Personal, so die Vertreter von Handwerk, Handel und Industrie. Die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung einer Ausbildung gegenüber einem Studium verschärfe das Problem zusätzlich. Lesen Sie auch: So viele Menschen im Kreis Paderborn dürfen bei der Wahl ihre Stimme abgeben Fachkräfte müssen auch aus dem Ausland angeworben werden – da sind sich die Parteien grundsätzlich erstmal einig. Das &bdquo;Wie“ unterscheidet sich aber. Die AfD wolle laut Lex strenge Vorgaben machen und den bürokratischen Teil bereits in Botschaften in den jeweiligen Herkunftsländern erledigen lassen. Neben der Aktivierung ausländischer Fachkräfte setze die FDP aber auch auf Aktivierung des bereits vorhandenen Potenzials. &bdquo;Hinzuverdienste wollen wir steuerfrei stellen“, erklärt Senn, so wolle man die sogenannten Babyboomer motivieren, etwas länger weiterzuarbeiten. Die SPD setze auch auf den Ausbau von Betreuungszeiten in Pflege und Kitas. So könnten gut ausgebildete Menschen, die derzeit wichtige Care-Arbeit leisten und daher aus dem Arbeitsmarkt wegfallen oder nur in Teilzeit verfügbar sind, wieder in Vollzeit zur Verfügung stehen könnten. Gleichwertigkeit von Studium und Ausbildung gefordert Eine sehr klare Aussage trifft Carsten Linnemann zu diesem Thema: &bdquo;Wer arbeiten kann, muss arbeiten gehen. Ansonsten gibt es keine Sozialleistungen.“ Er wolle das Bürgergeld in der jetzigen Form abschaffen. Bei der Fachkräfteakquise im Ausland möchte der CDU-Politiker den Unternehmen mehr Freiheiten geben, um Lösungen zu finden. Ein Paderborner Handwerksbetrieb sei ein gutes Beispiel, dort werbe man schon länger in Usbekistan um Fachkräfte. Alle Infos zur Bundestagswahl: Die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Paderborn Die Gleichwertigkeit von Studium und Ausbildung solle auch finanziell geschaffen werden, wenn es nach den Grünen geht. Peter Altenbernd möchte zudem die Hochschulen und die Ausbildungen, ähnlich einem Musterbeispiel an der Hochschule Lemgo, mehr miteinander vernetzen. In den zwei Stunden Wahlarena werden auch Themen abseits des vorgegebenen Rahmens &bdquo;Wirtschaft“ angeschnitten. Fragen zum Wohnungsbau, der Ausstattung der Bundeswehr und einer Wehrpflicht, sowie die Koalitionsfrage zwischen CDU und AfD kommen aus dem Publikum.

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