Großes Haus in kleinem Dorf bei Nieheim: Hier wird immer gern gefeiert

Nieheim-Sommersell. &bdquo;Im April 1990 haben wir mit dem Bau einfach angefangen – und es hat hingehauen“, erzählt Werner Lessmann mit Blick auf die Anfänge des Sommerseller Dorfgemeinschaftshauses (DGH). So leicht, wie diese knappe Zusammenfassung klingt, war’s aber gar nicht. Denn zunächst war nicht jeder in der Nieheimer Ortschaft von dem Projekt begeistert, Initiator Lessmann leistete viel Überzeugungsarbeit. Zudem zeigte sich auch die Bezirksregierung schwankend: Dort stimmte man den Bauplänen erst zu, und zog die Genehmigung dann später plötzlich zurück. Viel kontinuierlicher blieb Lessmann: Unablässig setzte er sich für die Realisierung der Begegnungsstätte ein und agierte während des Baus stets als wichtiger Motor. Und noch immer &bdquo;ist er ein Rat- und Taktgeber für den Vorstand des DGH-Fördervereins“, wie der Vorsitzende Dirk Müller sagt. Nun aber möchte der 83-jährige Sommerseller etwas kürzer treten. Über Stadtgrenzen hinaus Ganz egal, ob man aus Steinheim oder Nieheim kommt – in Sommersells festlicher Halle ist man beim großen Galaabend des Karnevalsvereins immer gern ausgelassen und jeck. Wird das DGH dann im weiteren Verlaufe des Jahres für die lokalen Vereine mal zum Konzertsaal, mal zum Theater und mal zur Bühne für die Proklamation des neuen Schützenkönigs hergerichtet – so bietet es drumherum allen Sommerseller Vereinen auch wöchentlich viel Platz zum Proben und Kreativsein. Auch Gäste steuern die große Halle gern an, und das nicht nur für Firmenfeiern, Jubiläen, Schulabschlüsse und Hochzeiten: Jüngst zelebrierte beispielsweise Marienmünster dort seinen &bdquo;Ball der Könige“, und auch die &bdquo;Engel“ der gleichnamigen Bäckerei aus Höxter flogen ein, um ihr großes Betriebsfest dort zu feiern. Kurz gesagt: &bdquo;Unser DGH ist über die Stadtgrenzen hinaus sehr beliebt – und vermutlich würde ohne diese Halle heute keiner unserer Sommerseller Vereine so gut dastehen, wie er es tut“, so Müller. Unter anderem hätte sich der Musikverein sicherlich nicht in seiner Größe und Qualität so herausragend entwickeln können, wenn es den Raum des DGHs dafür nicht gegeben hätte, sagt er weiter. Holpriger Start Und: &bdquo;Mit keinem anderen Namen ist diese Halle so sehr verbunden wie mit Werner Lessmann“, betont Müller. Seit rund 35 Jahren habe sich Lessmann Tag und Nacht für die Halle eingesetzt, alle Hürden überwunden und die Begegnungsstätte auch gleich für die Zukunft fit gemacht. &bdquo;Mit der frühen Entscheidung, eine PV-Anlage aufs Dach des DGHs zu setzen, hat er für die Halle eine solide Basis geschaffen“, so der Vereinsvorsitzende weiter. Dabei fing’s holprig an. Um die Halle bauen zu können, wurde 1989 zunächst der Förderverein &bdquo;Dorfgemeinschaftshaus Sommersell, Kariensiek, Grevenburg“ gegründet. Zwar meldeten sich auch Skeptiker des Projektes zu Wort, doch &bdquo;das hat mich nicht gestört – ich bin einfach meinen Weg gegangen, auch wenn nicht jeder daran geglaubt hat“, erzählt Lessmann selbst. Mitglieder im Förderverein wurden auch die zahlreichen Gruppen des Ortes, wie der Heimatschutzverein, der Musikverein und der Sportverein. Die Kosten des großen Projekts schätzte man zunächst auf 495.000 DM – doch auch daran schien so mancher nicht zu glauben. Denn als man gerade loslegen wollte – vom Betonmischer über Schüppen bis hin zum Zement stand in Sommersell alles bereit – kam plötzlich der Schreck: &bdquo;Über die Stadt Nieheim und den Kreis Höxter wurde uns mitgeteilt, dass die Bezirksregierung ihre Genehmigung zurückzieht“, erinnert sich Lessmann. Der Grund: Für das Projekt hatte es in der Detmolder Behörde unversehens neue Sachbearbeiter gegeben – und die neuen zuständigen Beamten waren davon überzeugt, dass man solch ein Gebäude eben nicht für 495.000 DM bauen könne. Sie schätzten die Kosten auf etwa eine Million. Keine Genehmigung? Für die Sommerseller Bauwilligen bedeutete diese Umentscheidung der Bezirksregierung erst einmal eine Pause. Doch inzwischen beharrte man in der Ortschaft auf dem Bau, so auch Lessmann. Zu seinem Freund Johannes Kröling habe er gesagt: &bdquo;Wenn es eine Million kostet, dann kostet es eben eine Million – aber rückwärts gehen wir jetzt nicht mehr“. Man hatte schon eine enorme Menge an Spenden gesammelt, und auch die Vereine hatten ja ihre Beiträge eingegeben. Es folgte wieder viel Überzeugungsarbeit – und schließlich dann die Zusage, mit einer Menge Eigenleistung loslegen zu dürfen. Es war der 25. April 1990: &bdquo;Da sind wir dann einfach angefangen – und es hat hingehauen“, so Lessmann, &bdquo;wir sind mit den angedachten 495.000 DM ausgekommen – und haben den Rest durch Eigenleistung gemeistert“. Dazu waren unter anderem zahlreiche lokale Maurer am Werk gewesen. &bdquo;Es war ein absoluter Herzenswunsch von mir – aber für alle Beteiligten auch eine Menge Arbeit. Hätten nicht alle Sommerseller so tatkräftig mitangepackt, wäre es eine Utopie geblieben“, resümiert der 83-jährige Sommerseller. Was dann folgte Weiterentwickelt hat sich das DGH auch: Damit der Betrieb für feiernde Gäste und für die Vereine optimal funktioniert, hat die Halle in den Jahren 2003 sowie 2004 einen Anbau mit Vereins- und Übungsräumen bekommen. 2015 gab’s dann außen eine optische Verjüngungskur: Die Begegnungsstätte erhielt von fleißigen Sommersellern einen neuen Anstrich. Auch der Schriftzug und das Dorfwappen sind erneuert worden. Wer ist der Nachfolger? Lessmann sagt nun: &bdquo;Inzwischen bin ich gesundheitlich nicht mehr so gut dabei, wie ich’s gern möchte“, und deshalb legte er jüngst bei der Jahreshauptversammlung seine Aufgaben im Vorstand des DGH-Fördervereins nieder. &bdquo;Ich mache damit einem Jüngeren Platz“, so Lessmann, der diesen Rücktritt recht spontan vor der Sitzung erklärte. Ein Nachfolger war flott gefunden: Dirk Schröder übernimmt die Aufgaben. Doch erst einmal gab’s bei der Sitzung im DGH Standing Ovations für Lessmann: Ab sofort darf sich der Sommerseller &bdquo;Ehrenmitglied des Vereins“ nennen, und ein Beiratsposten auf Lebenszeit sei ebenso eine Selbstverständlichkeit, so Müller. Er wünscht Lessmann auch, dass er nun mit Freude etwas loslassen und zufrieden die Zukunft des DGHs beobachten könne. Denn da steht einiges an, unter anderem braucht wohl der Fußboden zeitnah eine Renovierung und das Leader-Programm scheint für den Verein künftig durchaus interessant zu sein.

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