Barrierefreiheit: Nieheimer Realschule erhält zwei Fahrstühle

Nieheim. Es ist sehr selten, dass sich ein derart großes Bauprojekt so entwickelt. Statt einer üblichen Kostensteigerung ist bei der umfassenden Sanierung der Realschule Nieheim bisher deutlich weniger Geld ausgegeben worden, als geplant. Und zwar so viel, dass jetzt doch noch ein anfangs verworfenes Vorhaben umgesetzt werden kann. &bdquo;Die Barrierefreiheit der Schule war uns von Anfang an ein wichtiges Anliegen", sagt Thomas Menne, der den Nieheimer Bildungsausschuss leitet, der ebenso wie der Stadtrat das Thema auf der Tagesordnung hatte. Nun ist die Realschule allerdings in zwei Trakte unterteilt, dass es mindestens zwei Fahrstühle bräuchte, damit Kinder mit Rollstuhl tatsächlich alle Ebenen und Räume erreichen können. Und so haben die Ausschussmitglieder im Januar 2018, als das Sanierungsprojekt beschlossen wurde, zwar die immense Bedeutung der Barrierefreiheit betont, den Einbau der Fahrstühle aufgrund der zu erwartenden Kosten von damals 525.000 Euro zurückgestellt. Der Kämmerer überrascht Nun überraschte Kämmerer Dietmar Becker die Kommunalpolitiker mit einer guten Botschaft: Von dem geplanten Gesamtbudget für die Sanierung in Höhe von 5,275 Millionen Euro sind nach Auftragserteilung für den ersten und zweiten Abschnitt inklusive der Nachträge noch 525.000 Euro übrig. &bdquo;Der äußert positive Verlauf des Projektes aus finanzieller Sicht ermöglicht es, den Anbau von zwei Fahrstühlen zur Gewährleistung der Barrierefreiheit innerhalb des Gebäudes zu prüfen", erklärte Becker in der Sitzungsvorlage. Zur Vorbereitung der Planung hat die Verwaltung nun in den letzten Wochen alternative Hilfsmittel für Rollstuhlfahrer in der Schule im Hinblick auf Kosten, Praktikabilität und Geeignetheit geprüft. Beraten wurde sie dabei von einer Fachfirma für Mobilitätstechnik. Dabei wurden unter anderem ein Treppen- oder Deckenliftsystem für etwa 80.000 Euro und eine Treppenraupe für etwa 15.000 Euro vorgestellt und getestet. &bdquo;Im Ergebnis bleibt festzustellen, dass alternative Mobilitätstechnik für die Schul- und Gebäudesituation nicht geeignet ist", erklärt Dietmar Becker. Auch Thomas Menne kommt zur selben Einschätzung. &bdquo;Ich war beim Test der Treppenraupe selbst dabei, das ist im Alltag einfach nicht praktikabel", erläutert der CDU-Fraktionsvorsitzende. Dabei sind die bauliche Enge der Treppen mit nur 1,40 Metern Breite zwischen den Treppenhandläufen ebenso ein Hindernis wie das Fachraumprinzip, das dazu führt, dass nahezualle Schüler in jeder Pause einen Raumwechsel durch die beiden beengten Treppenräume vollziehen müssen. &bdquo;Aus Unfallverhütungssicht wäre eine Nutzung der Treppen während des Transports des Rollstuhlfahrers für andere Schüler nicht möglich", betont Becker ausdrücklich. Zwei Varianten Bleiben noch die beiden Fahrstuhllösungen (Aufzüge und Plattformlifte) übrig. Während Aufzüge für den linken und rechten Trakt rund 350.000 Euro kosten würden, würden Plattformlifte mit 326.000 Euro zu Buche schlagen. Ein wesentlicher Unterschied für die Praktikabilität ist die Geschwindigkeit, erklärt die Stadtverwaltung. Der Fahrstuhl erreicht eine Geschwindigkeit von 0,45 Metern pro Sekunde, und der Plattformlift lediglich 0,15 Meter pro Sekunde. &bdquo;Bei einem maximalen Weg zwischen zwei Bauteilen würde die Beförderung allein in beiden Plattformliften zwei Minuten dauern", rechnet Dietmar Becker vor. Er sieht bei den Kosten noch Einsparmöglichkeiten bei der Außenfassade für die Fahrstühle, die mit 58.600 Euro kalkuliert sind. Zum Beispiel, in dem die auszubauenden Fensterelemente (Ersatz durch Türen) in die Außenfassade vom Fensterbauer integriert werden. &bdquo;Ein Verschluss der restlichen Fläche wäre durch preisgünstige Sandwichpaneele möglich", meint Becker. In jedem Fall handelt es sich bei den Fahrstuhlräumen um ungeheizte Flächen. Ausschuss und Stadtrat fanden die Darstellung schlüssig und begrüßten einstimmig die zusätzlichen Investitionen. Kosteneinsparung Das Nieheim bei einer so großen Baumaßnahme so viel eingespart hat, ist für Bürgermeister Rainer Vidal kein Zufall. Die Stadt plane nach Möglichkeit sehr langfristig und schreibe frühzeitig aus. &bdquo;Das gibt den Bauunternehmen Planungssicherheit und macht sich bei den Preisen bemerkbar." Ein weiterer wichtiger Punkt sei die schnelle Bezahlung der Rechnungen. &bdquo;Wir stehen zu unseren Verpflichtungen." Diese Verlässlichkeit werde von den Firmen ebenfalls honoriert.

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