Betrugsprozess im Kreis Höxter: Schlechte Stimmung im Gerichtssaal

Marienmünster/Paderborn. Seit nunmehr 13 Verhandlungstagen müssen sich Mario T. (Namen geändert) und seine Gattin Michelle vor dem Paderborner Landgericht verantworten, weil ihnen die Staatsanwaltschaft vielfachen Betrug vorwirft. Und so sind im großen Saal des Gerichts schon die unterschiedlichsten Zeugen erschienen, etwa ein älterer Herr, der in einer lippischen Gemeinde mithilfe von Mario T. einen Badebetrieb retten wollte, oder junge Schauspielschüler, die gleichzeitig ein bisschen Geld verdienen und etwas Gutes tun wollten, oder zuletzt der Millionär Beat Mörker, dem der Angeklagte seine Hilfe angetragen hatte, als der Schweizer &bdquo;Klopapier-König“ für sein Produkt den deutschen Absatzmarkt ins Auge gefasst hatte. An diesem Tag nimmt ein Musiker auf dem Zeugenstuhl Platz. Seiner Band soll Mario T. gleichfalls seine Dienste angetragen haben. Vermittelt hatte den Kontakt im Jahr 2021 ein Bekannter und Mitarbeiter des Angeklagten, wie Michel C. den Richtern erzählt. Demnach bot Mario T. an, &bdquo;unsere Band zu managen und ihr zum Erfolg zu verhelfen. Aber das hat sich um Glück schnell erledigt.“ Schon beim ersten Treffen habe der Angeklagte vorgeschlagen, dass die Musiker eine GbR gründen sollten, erinnert sich der Musiker. Das Kapital hätte mithilfe von Spenden zusammengetragen werden sollen. Zuletzt im Prozess: Klopapier-König sagt vor Paderborner Gericht aus Wieder geht es um Mobilfunkverträge Die anfängliche Begeisterung der Bandmitglieder ebbte sehr schnell ab - möglicherweise, weil Mario T. anscheinend allerhand Vollmachten für sich beanspruchte. &bdquo;Wir haben uns einen Tag später dagegen entschieden“, weiß Michel C. noch sehr genau. In just diesem kleinen Zeitfenster schloss der 27-Jährige allerdings noch auf Initiative des Angeklagten in zwei Paderborner Telefonshops insgesamt fünf Mobilfunkverträge nach genau demselben Muster ab, das schon viele Zeugen vor ihm beschrieben haben. Mario T. habe versichert, dass auf diese Weise Geld für die GbR zusammenkomme, erklärt Michel C., der keine weitergehenden Fragen stellte, sondern einfach die Verträge unterschrieb. Er habe sich auf den Angeklagten verlassen, sagt er. Dieser habe ihm zugesichert, dass die Mobilfunkkosten von seinem Verein &bdquo;Familienhilfe“ übernommen würden. Lesen Sie dazu: Zeugen berichten von massiven Kosten für Mobilfunk Rückzahlung geht kurz vor Prozessbeginn ein Doch laut dem Zeugen lief die Rückzahlung der Beträge, die monatlich bei ihm abgebucht wurden, eher schleppend und unregelmäßig, sodass er schließlich 2023 einen Rechtsanwalt einschaltete. Das zeitigte allerdings auch keinen Erfolg - bis zum August dieses Jahres. Wenige Wochen vor Prozessbeginn stellte Michel C. fest, dass auf seinem Konto die zuletzt ausstehende Summe in Höhe von rund 3.000 Euro urplötzlich doch eingegangen war. Angewiesen hatte das Geld der Verein &bdquo;Familienhilfe“. Die Band ist anscheinend zumindest finanziell unbeschadet aus der kurzen Liaison herausgekommen. Die Barkasse, die sie nach dem ersten Treffen Mario T. begeistert anvertraut hatte, haben die Musiker zurückerhalten. Folgenlos blieb auch, dass der Angeklagte laut dem Zeugen urplötzlich 1.000 Euro Mietkaution für ein Auto haben wollte, das er zuvor der Band kostenfrei zur Verfügung gestellt haben soll. Auch lesenswert: Höxteraner wegen Betrugs vor Gericht: Ein Meister der Manipulation Zeuge berichtet von unangenehmer Kommunikation &bdquo;Ich habe den Wagen nach einem Tag zurückgegeben“, erzählt der Zeuge, der auch von unangenehmer Kommunikation mit Mario T. zu berichten weiß. So habe der 32-Jährige bei einer Gelegenheit gedroht, die Band öffentlich in der Presse schlecht zu machen, sagt Michel C. Nach relativ kurzer Befragung darf er nach nicht einmal zwei Stunden den Gerichtssaal verlassen. Dort ist es vor seiner Vernehmung um die Stimmung nicht zum Besten bestellt gewesen. Als Verteidiger Michael Tusch an diesem 13. Prozesstag stattliche 45 Minuten zu spät kommt, während gleich zwei Zeugen vor dem Gerichtssaal warten, macht die Kammer aus ihrer Verärgerung keinen Hehl. Es sei kein Stau gemeldet gewesen auf den Straßen zwischen Hannover und Paderborn, sagt die Vorsitzende Richterin Anne Zacharias und erteilt nach einem kurzen verbalen Schlagabtausch dem Ansinnen des Verteidigers, wieder einmal den Prozesstag mit einem üppigen Reigen an Beweisanträgen zu eröffnen, eine glasklare Absage. Passend dazu: Betrugsprozess: Verteidiger überschwemmt Gericht mit Anträgen Nach der Befragung habe Tusch die Gelegenheit, seine 18 Anträge zu stellen, stellt sie in Aussicht. Die Entscheidungen behält sich die Kammer aber für künftige Sitzungen vor. Der nächste Verhandlungstag ist für Dienstag, 28. Oktober, angesetzt.

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