Sorgt der Dauerregen bei den Trinkwasserbrunnen im Kreis Höxter für Erholung?

Kreis Höxter/Marienmünster. "Regen ist für mich nicht Regen, sondern Grundwasserneubildung", sagt Josef Welling, Wassermeister der Stadt Marienmünster. Wenn er das im Bekanntenkreis sage, werde er immer angeguckt wie ein Auto, fährt er schmunzelnd fort. Aber so sei es. Wenn Regen fällt, bildet sich Grundwasser. Allerdings, für ihn als Privatperson, wären ein paar mehr Sonnenstunden in diesem Sommer auch wünschenswert. Die Brunnen im Stadtgebiet Marienmünster profitieren allerdings von dem ganzen Niederschlag. Im vergangenen Jahr, als die Thermometer in den Sommermonaten in die Höhe schossen und an Regen nicht zu denken war, machte dem Wassermeister vor allem der Brunnen in Altenbergen Sorge (die "NW" berichtete). Er drohte, leer zu laufen. Zwischenzeitlich betrug der Wasserstand gerade einmal 1,20 Meter über der Pumpe. Deswegen entschied Welling Mitte Dezember 2022, den Brunnen außer Betrieb zu nehmen. Rund fünf Monate stand er still und konnte sich erholen. "Wir haben Ende April rund sechs Meter mehr Wasser als 2022 zu diesem Zeitpunkt gehabt", erklärt der Fachmann im Gespräch mit der "NW". 24 Meter waren es in diesem Zeitraum 2022 gewesen, 30 Meter dann Ende April dieses Jahres. Wieder ausreichend Wasser in Altenbergen Neben der Förderpause habe da natürlich auch der Regen reingespielt, der zweifelsohne reichlich fällt im Moment. Welling ist sicher: "Dieses Jahr wird das Wasser in Altenbergen ausreichen." Von einer langfristigen Entlastung könne aber nicht die Rede sein: "Das funktioniert nicht", weiß der Wassermeister. "Das kann nächstes Jahr wieder ganz anders sein." Er verweist dabei auf die Vorjahre. 2017 beispielsweise sei ein sehr nasses Jahr gewesen, 2018 trumpfte dann mit einem Rekordsommer auf. "Ich hab immer das Gefühl, dass die Natur da Vieles selbst regelt", sagt Welling. Aber eben nicht alles, weswegen er Ende des vergangenen Jahres entschied, den Brunnen Altenbergen abzuschalten. Die Stadt Marienmünster verfügt insgesamt über fünf Brunnen. Neben dem in Altenbergen sind das Löwendorf, Vörden, Kollerbeck und Bredenborn. Letzterer sei der Wichtigste, mehr als die Hälfte des Wassers für das Stadtgebiet komme aus Bredenborn. Den Ausfall eines Brunnens - solange es nicht gerade Bredenborn ist - könne die Stadt kompensieren. Aber auch den wichtigsten Brunnen musste die Stadt schon einmal für rund zwei Wochen ersetzen. 2019 wurde der Brunnen saniert, weil der Einschub kaputt zu gehen drohte. Mit Tanklastern sei das Wasser damals transportiert worden, erinnert sich Welling. Ging also auch, wenn auch mit einem Vierteljahr Vorbereitung. Keine Versorgungsprobleme im Kreis Höxter Nicht nur der Brunnen in Altenbergen, auch die anderen Brunnen stehen derzeit besser da als im vergangenen Jahr. Die Grundwasserneubildung hat funktioniert, sie sind alle besser gefüllt. "Auch im gesamten Kreis Höxter haben wir keinerlei Probleme mit der Grundwasserversorgung", sagt Georg Gievers, Geschäftsführer der Kooperation Landwirtschaft-Wasserwirtschaft im Kreis Höxter. Von den intensiven Regenfällen in letzter Zeit gehe hingegen wenn überhaupt, dann nur ein geringer Effekt auf die Grundwasserversorgung aus. Die Böden nehmen das Wasser auf wie ein Schwamm. Wenn es dann zeitweise trocken und wärmer wird, verdunstet das allermeiste wieder", so der Experte. Der Grund dafür, dass die Böden im Kreis Höxter so große Mengen Wasser speichern, seien intensive Trocken- und Hitzephasen, die in den vergangenen Jahren häufiger werden. So auch im Mai und Juni dieses Jahres. "Da hatten wir sechs, sieben Wochen quasi keinen Regen." Und obwohl die Temperaturen in Deutschland selten über 30 Grad gingen, "sind die Böden in dieser Zeit relativ stark ausgetrocknet, deshalb können sie jetzt so viel Wasser speichern. Bodenschichten in vier bis fünf Metern Tiefe sind immer noch zu trocken, dafür reichen nicht einmal diese aktuell recht starken Niederschläge", so Gievers weiter. Grundwasserbildung eher ab Herbst Eine "positive Grundwasserbildungsrate" entstehe hingegen vor allem in den kälteren Monaten ab Herbst. Die feuchteren Böden und die niedrigeren Temperaturen zu dieser Zeit bedingten, dass ein viel größerer Teil des Niederschlags im Grundwasser ankomme. "Wir hatten einen feuchten Winter, vor allem der Februar sticht da heraus. Davon profitieren wir im Hinblick auf unsere Wasserversorgung immer noch", sagt der Fachmann für Wasser und fügt an: "Von den aktuellen Regenfällen werden wir im kommenden Jahr aber kein Trinkwasser haben." Ein weiteres Indiz dafür, dass das Regenwasser von den trockenen Tiefenböden aufgesaugt werde, sei der Normalstand der Bäche im Kreisgebiet. Sollten die Temperaturen - wie einige Voraussagen es prophezeien - gegen Ende der Woche also wieder sommerlicher werden, sind die Niederschläge von heute laut Gievers im Grunde Schnee von gestern. Um die Grundwasserversorgung müssen sich die Höxteraner aber trotzdem keine Sorgen machen.

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