Landwirte demonstrieren mit Mahnfeuer an der Abtei Marienmünster

Marienmünster. Rund 150 Personen demonstrierten am Samstag nahe der Abtei Marienmünster mit einem Mahnfeuer gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Die meisten von ihnen Landwirte, die die bundesweite Aktion &bdquo;Land schafft Verbindung" unterstützen. Aber auch etliche Bürgerinnen und Bürger, die sich mit den Demonstranten solidarisch erklärten. Als Sprecher der Organisatoren formulierten Hermann Müller, Bredenborn, und Christian Nutt, Oldenburg, die Anliegen der Landwirte, die sich nicht länger als alleinige Sündenböcke für das Artensterben, die Klimaschäden und die Nitratbelastung des Trinkwassers an den Pranger gestellt wissen wollen. &bdquo;Wir sind als Landwirte jahrzehntelang dem gefolgt, was die Verbraucher von uns gefordert und wozu unsere Verbände uns geraten haben. Heute sollen wir nach den Standards von 2019 produzieren, aber zu Preisen von 1950. Wir haben immer wieder hohe Summen investiert, aber keine höheren Gewinne erzielt. Was man jetzt von uns fordert, ist nicht mehr zu stemmen", sagt Hermann Müller. Er sagt es nicht laut oder zornig, aber die Verbitterung über die ungerechte Behandlung ist nicht zu überhören. "Wir bekommen immer neue Auflagen" Sein Kollege Christian Nutt erinnert an die Düngeverordnung von 2017. Die Auswirkung ihrer Umsetzung sei nach wissenschaftlichen Erkenntnissen erst in acht Jahren spürbar, argumentiert er und beklagt, dass den Landwirten aufgrund der EU-Vorgaben die neue Nitratrichtlinie im Jahr 2020 das Leben noch schwer mache. Das alles, ohne einmal abzuwarten, ob sich die 2017 erfolgten Änderungen positiv auswirken. &bdquo;Dieser Einschnitt ins Düngerecht hat für uns wahnsinnige wirtschaftliche Konsequenzen", fordert er besser durchdachte Entscheidungen von der Politik. &bdquo;Wir bekommen immer neue Auflagen, aber dieser Mehraufwand wird uns nicht honoriert. Das traurig stimmende Höfesterben hat ja Gründe." &bdquo;Nicht mehr zum Aushalten" finden die Landwirte die Flut an Vorgaben. Doch während ihnen Überdüngung vorgeworfen wird, weisen sie darauf hin, dass sie Zwischenfrüchte anbauen, um die Böden in Ordnung zu halten und damit gleichzeitig schädliches CO2 zu binden. &bdquo;Die Böden sind das höchste Kapital der Landwirte. Wenn sie durch Überdüngung geschädigt werden oder in Folge des Klimawandels austrocknen, sind doch wir die Betroffenen", argumentiert Hermann Müller und fragt, inwieweit zum Beispiel der Straßenverkehr, undichte Abwasserkanäle und Kläranlagen zur Verunreinigung des Grundwassers beitragen. Auch Bio-Erzeuger leiden Erhebliche Sorgen bereiten den &bdquo;kleinen Landwirten" die großen Handelsketten, die teilweise selbst große Agrarfabriken betreiben. Denn indem sie die Lebensmittel zu Schleuderpreisen auf den Markt würfen, nähmen sie den &bdquo;Bäuerlichen" ihre Existenzgrundlage. Laut Christian Nutt haben neuerdings selbst die Erzeuger von Bio-Lebensmitteln unter dem knallharten Wettbewerb zu leiden, weil mit dem größeren Angebot die Preise in den Keller gehen. Bezüglich des landesweit beklagten Insektensterbens liefert Christian Nutt ein nachvollziehbares Argument: &bdquo;Wenn wir gezwungen werden, den letzten Misthaufen zu beseitigen, haben wir keine Insekten mehr. Wir lassen sie und die von ihnen lebenden Tiere praktisch verhungern." Junge Landwirte könnten bald das Handtuch werfen Zukunftsängste äußerten die Landwirtinnen Gabi Potthast und Gabi Beckmann. Sie befürchten, dass die gut ausgebildeten jungen Landwirte schon bald das Handtuch werfen und in die freie Wirtschaft wechseln könnten. &bdquo;Agrar-Ingenieure werden überall gesucht und gut bezahlt. Da werden sie sich doch fragen, ob sie an sieben Wochentagen rund um die Uhr den Hof bewirtschaften oder ob sie lieber einer geregelten Arbeit nachgehen und zweimal im Jahr in Urlaub fahren", geben sie zu bedenken. Nicht nachvollziehen können die Landwirte, dass ihnen immer höhere Auflagen das Leben schwer machten, während die dafür verantwortlichen Politiker mit südamerikanischen Staaten Rindfleischabkommen unterzeichneten, die beinhalten, dass 45.000 Tonnen Rindfleisch zollfrei importiert werden könnten. Dort werde der Wald abgeholzt, dort frage niemand nach dem Tierwohl und dort kümmere man sich nicht um Monokulturen, weisen die Demonstranten auf ungleiche Bedingungen hin. Bauern suchen den Dialog Bei allem Ungemach und aller Kritik blieben sie jedoch sachlich und im Ton verbindlich: &bdquo;Wir bitten um den Dialog mit der Bevölkerung. Wir möchten mit den Umweltverbänden sowie mit den Regierungen in Brüssel, Berlin, Düsseldorf, Detmold und Höxter reden. Wir wollen gemeinsam nach dem richtigen Weg in die Zukunft suchen, denn ohne Bauern wird es nicht gehen", sagt Christian Nutt und erinnert daran, dass es ohne die Landwirte für die meisten Menschen keinen Weihnachtsbraten geben würde. Als ausdrücklicher Unterstützer der Landwirte outete sich der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken. Er zitierte aus einem Initiativantrag, der beim CDU-Kreisparteitag einstimmig angenommen worden war. Darin heißt es unter anderem: &bdquo;Unsere Landwirte sind unsere Partner und verdienen zukunftsfähige Bedingungen. .... wir stehen hinter unseren heimischen Landwirten. Sie verdienen dafür (ihre Arbeit und Pflege der Kulturlandschaft) unseren Respekt."

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