
Holzminden. Vielleicht gelingt es einem 26-Jährigen in den kommenden Wochen und Monaten noch, seinen nächtlichen Ausflug in die Abfallwirtschaft Holzminden als spontane Trainingsstunde für einen Triathlon zu tarnen. Auch wenn er zugegebenermaßen nicht mehr zum Radeln kam. Wenn nicht, sieht es wohl ziemlich düster für ihn aus.
Wie die Polizei Holzminden und die Staatsanwaltschaft Hildesheim in einem gemeinsamen Statement mitteilen, ging der 26-Jährige der Polizei am Samstag, 29. März, ins Netz. Aufbruch der Polizeibeamten zur Straße „Am Dammbruch“ wegen eines vermeintlichen Einbruchs war wohl nur Minutenbruchteile, nachdem der Alarm gegen 1.45 Uhr eingegangen war; vor Ort, dem Betriebsgelände der Abfallwirtschaft Holzminden angekommen, ließ der Durchbruch bei den Ermittlungen nicht lange auf sich warten.
Schnell ausgemacht war der Mitteilung zufolge, dass sich Unbekannte offenbar durch einen Zaun auf das Gelände begeben hatten. Als die Polizeibeamten in der Folge das Areal absuchten, seien vier Personen aus einem Gebäude gelaufen. Die flüchtigen Vier nahmen in verschiedene Richtungen Reißaus, wobei es der Polizei gelang, sich an die Laufsohlen einer der Personen zu heften: der 26-Jährige, dem ein findiger Anwalt vielleicht raten könnte, sich als Möchtegern-Triathleten vorzustellen.
Laufroute führt an mehreren Hindernissen vorbei
Beim olympischen Triathlon beträgt die Laufstrecke, die Sportler zurückzulegen haben, zehn Kilometer. Das wären wohl einige Runden über das Gelände der Abfallwirtschaft gewesen. Allerdings weist triathlondeutschland.de auch eine „Super-Sprint-Distanz“ ab 1,7 Kilometer aus. Die könnte der Nachtschwärmer immerhin erreicht haben, denn seine Route führte ihn an mehreren Lagerhallen vorbei vom Gelände herunter bis hin zu einem Teich.
Triathlon-Wettkämpfe, die gewisse Voraussetzungen erfüllen, dürfen übrigens Ironman genannt werden. Ob der 26-Jährige aus Eisen ist, ist unklar, aber zumindest zögerte er am frühen Samstagmorgen nicht, sich in die eiskalten Teichfluten zu stürzen, um wohl, wie es die Sprintdistanz vorsieht, mindestens 250 Meter lang seine Bahnen zu ziehen. Zum Schwimmstil machen die Behörden hier leider keine Angabe. Das Kraulen gilt allerdings als schnellste und effektivste Technik. Eleganter wäre zweifellos das Rückenschwimmen gewesen, allerdings wäre dieser Aufwand möglicherweise aufgrund der Lichtverhältnisse umsonst gewesen.
26-Jähriger wirft das Handtuch, aber bekam er auch eins?
Auf der anderen Seite des Gewässers, wo ein Rad für das letzte Drittel hätte stehen müssen, wurde der Mehrkämpfer bereits von Polizisten erwartet. Der Athlet warf das Handtuch und ließ sich festnehmen. Hoffentlich bekam er es zum Abtrocknen zurück.
Ob die drei weiteren Personen zur „Trainingsgruppe“ des 26-Jährigen gehörten, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Denn gefunden wurden sie nicht mehr. Allerdings machte die Polizei offenbar stattdessen einen VW Sharan ausfindig, der mutmaßlich durch die vier Personen genutzt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat ihn sichergestellt. Als die Behörden das Auto durchsuchten, fanden sie offenbar Hinweise auf einen weiteren Tatverdächtigen.
Im Anschluss an die polizeilichen Maßnahmen wurde der vorläufig festgenommene 26-Jährige wieder entlassen. „Er muss sich wegen des Verdachts des bandenmäßigen Diebstahls verantworten“, heißt es in der Meldung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Aktuell sei jedoch noch unklar, ob etwas gestohlen worden sei. Zeuginnen und Zeugen, die Hinweise zur Identität der anderen unbekannten Täter geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei Holzminden unter Tel. 05531 9580 zu melden.