16-Jähriges Mädchen wieder aufgetaucht - die Polizei ermittelt weiter

Holzminden/Hamm. Die gute Nachricht vorweg: Das 16-jährige Mädchen, das in Hamm bis Dienstag noch vermisst wurde, ist wieder aufgetaucht. Seit Mittwochmorgen sei das Mädchen, wir nennen sie Emilia, zurück, wie die Polizei Hamm auf Anfrage bestätigt. Emilia lebt dort in einer Wohngruppe. Die Polizei ermittelte nach ihrem Verschwinden, eine Öffentlichkeitsfahndung gab es jedoch nicht. Denn Emilia ist nicht zum ersten Mal abgehauen. Am Samstag sorgten Twitternachrichten für Unruhe. Eine Frau, es handelt sich um eine Aktivistin und Hackerin, rief in den Sozialen Medien gewissermaßen um Hilfe. Zuvor hatte sie gemeinsam mit Gleichgesinnten offenbar mehrere Accounts eines 38 Jahre alten Mannes gehackt, der unter anderem einen Youtube-Channel betreibt. Die Hackerin wirft dem Mann, wir nennen ihn Thomas, vor, Exorzismen zu betreiben, Menschen mit psychischen und Nervenerkrankungen zu gefährden und junge Mädchen zu missbrauchen. Emilia, schreibt die Hackerin, sei seit einigen Tagen in seiner Gewalt und zwar im Bereich Holzminden. Dort sei Thomas untergetaucht. Thomas folgen auf Youtube beinahe 23.000 Menschen. Unter den mehr als 1.500 veröffentlichten Videos finden sich unter anderem die Themen Bibel, psychische Erkrankungen, Exorzismen. Der Kanalbetreiber hat aber auch einige Livestreams hochgeladen. Einige liefen ursprünglich über den Messengerdienst Telegram. In mehreren dieser Streams geht es um ein Glaubensdorf. In einem Video vom Februar erklärt Thomas, er befinde sich "seit drei Monaten in einem Dorfgründungsprojekt mit Firmen, Vereinen und privaten Christen im Raum Göttingen und Paderborn". Dort soll eine Bibelschule entstehen, in der nur er allein unterrichte. Dort würde er Menschen mit dem Status Schüler oder "Männer und Frauen in einem Knechtsverhältnis" unterrichten. In einem anderen Video beschreibt er das Dorf als eine WG auf einem Bauernhof und Hotel. Standort: "zwischen, Kassel, Hannover, Bielefeld und Göttingen". Die Hackerin ging offenbar davon aus, dass Thomas an einer Adresse im Raum Holzminden anzutreffen sei. Dies bewahrheitete sich, wie berichtet, nicht. Eine Frauenstimme, die behauptet, sie gehöre zu Emilia Der Youtuber aber hat als Reaktion auf die Hackerin nun zwei Videos hochgeladen, in denen, so behauptet es der Titel, sich Emilia äußert. Zu der Behauptung, Thomas habe Emilia vergewaltigt, sagt eine junge Frau im Video: "Also wegen der Vergewaltigung wollte ich noch mal sagen, es war einvernehmlich, also von beiden gewollt. Und ich hab die Aussagen damals gemacht, weil es ein paar Widrigkeiten mit meiner Religion gab." Die angebliche Emilia habe Thomas kurz getroffen, sei dann aber zu einer Freundin weitergefahren. Die Frauenstimme kritisiert die Hackerin dafür, dass sie private Dinge veröffentlicht habe. "Ich habe mich halt wieder mit ihm treffen wollen", antwortet sie auf einen Kommentator, der wissen will, wie Thomas an Emilia herangekommen sei. Der Hackerin allerdings wirft sie Manipulation vor. Außerdem, so behauptet die Frauenstimme im Video, habe die Hackerin sich auch zu ihren Accounts Zugang verschafft. "Kriminell" und "scheiße" sei das. Sie liest aus einigen Chatverläufen vor. Die Polizei ermittelt: Es stehen möglicherweise verschiedene Straftaten im Raum Beinahe alle kritischen Worte, die sie in der Vergangenheit zu Thomas in Chats geschrieben hat, relativiert sie in dem Video mit Verweis auf "meine Religion". Auch Sätze wie: "ja du weißt ja selber wie das ist du musst auch an mich denken denk mal daran wie sehr du mich verletzen würdest willst du dass ich Suizid begebe bist du schuldemort sein und ich bin einzige dich lieb hab", solle Thomas, wie Emilia einer Freundin berichtet, gesagt haben. Sie habe einiges geschrieben, was nicht stimme, sagt die Frau im Video. Dafür habe sie sich auch bei Thomas entschuldigt. "Der Großteil war Quatsch und gelogen." Auch wenn Emilia nun wieder in Hamm ist, ermittelt die Polizei Holzminden weiter. "Strafrechtlich könnte da einiges im Raum stehen", sagt Polizeisprecher Marvin Klaß im Gespräch mit nw.de. Unter anderem werde nun auch gegen die Hackerin ermittelt. Denn, sagt Klaß, auch wenn sie vielleicht gute Absichten gehabt habe, müsse sie sich an Gesetze halten. Konten zu hacken, private Nachrichten und Bilder zu veröffentlichen, sei nicht erlaubt. Thomas scheint sich derweil nicht in Holzminden aufzuhalten. Zumindest sagt Klaß, dass allen Hinweisen der Hackerin nachgegangen worden sei, bisher aber alles ergebnislos verlaufen sei.

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