Twitter-Hinweis auf Vergewaltigung - Polizei durchsucht Wohnung

Kreis Höxter/Holzminden. Die Panik der Frau, die der Polizei Holzminden am Wochenende bei dem Kurznachrichtendienst Twitter von einer angeblichen Vergewaltigung berichtet, ist spürbar. Die Geschichte, die sie schildert allerdings, scheint undurchsichtig. Die Hinweisgeberin vermutet ein vermisstes 16-jähriges Mädchen aus Hamm in der Gewalt eines 38 Jahre alten Berliners in Holzminden. Dort sei er untergetaucht – womöglich vor den Behörden in der Hauptstadt, denn, so schildert es die Frau, in Berlin scheint es ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung gegen den Mann zu geben. Aus diesem Grund sei das Mädchen auch ohne Handy, das liege bei der Polizei, zwecks Beweissicherung. Die Hinweisgeberin wisse aber eine Adresse, wo der Mann sich versteckt halten könnte. Diese Informationen müssen sich die Leser aus zig einzelnen Tweets mühsam zusammenklauben. Teilweise sind aufschlussreiche Details in den Antworten auf Kommentare auf frühere Tweets verborgen. Gleichwohl reagieren zahlreiche Menschen auf die Geschichte. Die Tweets werden weiterverbreitet, Entsetzen wird bekundet, die vermeintlich untätige Polizei gescholten, ein User rät der Hinweisgeberin aber auch, weniger Drogen zu nehmen. Der Twitteraccount der Polizei Holzminden ist auch in die Unterhaltung involviert. Unter anderem bitten die Beamten die mögliche Zeugin, persönlichen Kontakt mit den Beamten aufzunehmen. Das passiert offenbar auch. &bdquo;In Rücksprache mit der Hinweisgeberin wurde noch am Samstagabend eine Anschrift im Bereich Holzminden überprüft. Hierbei wurde die 16-Jährige nicht angetroffen. Auch im Verlauf weiterer Ermittlungen konnte die 16-Jährige nicht im Bereich Holzminden angetroffen werden. Der Verdacht einer aktuell in Holzminden stattfinden Vergewaltigung der 16-Jährigen konnte nicht erhärtet werden. Die Überprüfungen und Ermittlungen haben abschließend ergeben, dass die verbreiteten Hinweise nicht zutreffend waren“, schreibt die Polizei Holzminden in einer Pressemitteilung am Dienstag. Im Notfall sollte immer die 110 gewählt werden Immer wieder wird in Sozialen Medien auf vermeintliche Verbrechen aufmerksam gemacht. Von vermeintlichen Giftködern, die in einem bestimmten Gebiet verteilt wurden, über verdächtige Personen, die samt großem Auto vor Kindergärten oder Schulen gesichtet worden seien, bis hin zu solchen Fällen wie am Samstag. &bdquo;Die Sozialen Medien sind durchaus nützlich, im Notfall sollte aber immer die 110 gewählt werden“, appelliert Jörg Niggemann, Sprecher der Polizei im Kreis Höxter, im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Darauf weisen die Kanäle der Polizei in den Sozialen Netzwerken sogar hin. Im Falle von Holzminden: &bdquo;Offizieller Account der Polizei Holzminden. Keine Notrufe oder Anzeigen! Kein 24/7 Monitoring! Im Notfall 110 wählen!“ Der Zusatz &bdquo;Kein 24/7 Monitoring“ bedeutet, dass nicht rund um die Uhr vonseiten der Polizei mitgelesen wird, was unter den eigenen Beiträgen kommentiert oder unter Verschlagwortung der Polizei Holzminden gepostet wird. Die Polizei Höxter betreibt Kanäle auf Facebook, Instagram und Twitter. Dort werden, wie Jörg Niggemann erklärt, Präventionshinweise verbreitet – etwa zu Telefonbetrügern, Fahndungsaufrufe geteilt oder auch Fundfahrräder präsentiert. &bdquo;Auf Twitter, weil es so ein schnelles Medium ist, veröffentlichen wir auch Verkehrshinweise.“ Zum Beispiel, dass die B 64 gesperrt oder aber wieder freigegeben ist. Seit drei Jahren sei die Polizei in den Sozialen Medien aktiv und dort durchaus erfolgreich. Es habe schon in mehreren Fällen wichtige Hinweise aus den Sozialen Netzwerken gegeben. Besonders gut liefen Fundfahrräder, sagt Niggemann. Doch er betont auch: &bdquo;Im Notfall: 110. Das ändert sich auch im digitalen Zeitalter nicht. Was immer es ist, direkt die Leitstelle informieren. Dort sitzen rund um die Uhr geschulte Polizisten, die tätig werden können.“ Und das würden die Beamten auch. &bdquo;Wir nehmen grundsätzlich jeden Anruf ernst“, versichert Niggemann. Anrufer sollten keine falsche Scheu haben. &bdquo;Lieber einmal zu viel anrufen“, sagt er. Immer wieder nutzt die Polizei auch die Sozialen Medien, um nach Personen zu suchen. Seien es Vermisste oder mögliche Tatverdächtige. Doch es finden sich auch immer wieder privat lancierte &bdquo;Fahndungen“ etwa nach alten Schulfreunden, nach vermeintlich vermissten Personen oder nach Auf-den-ersten-Blick-Verliebten. &bdquo;Knifflig“, sagt Niggemann dazu. &bdquo;Das ist eine Grauzone, wo man in den privaten Bereich einer Person eingreift.“ Öffentliche Fahndungen der Polizei könnten, sollten sogar geteilt und verbreitet werden. Bei allen anderen Quellen gelte jedoch: Obacht. Das betont auch die Polizei Holzminden in ihrem Statement. Durch eigenhändige Fahndungsaufrufe und die Veröffentlichung von Fotos mutmaßlicher Tatverdächtiger im Internet und den sozialen Medien bestünde die Risiken, sich selber strafbar zu machen und polizeiliche Ermittlungen zu behindern. &bdquo;Die Verbreitung von Informationen zur Tat minimieren zudem die Möglichkeiten des Opferschutzes“, schreibt die Polizei weiter: &bdquo;Veröffentlichungen dieser Art bergen weiterhin die Gefahr in sich, zum Nährboden von Hass, Hetze und Vorverurteilungen im Internet zu werden.“ Das zwiespältige Verhältnis der Polizei zu Sozialen Medien Ehe öffentlich mit Bild nach Menschen gefahndet werde, vergingen oft Monate, erklärt Niggemann. Das hat Gründe. Gute Gründe, wie Niggemann betont. Ein Gericht muss zustimmen und alle anderen Formen der Fahndung ausgeschöpft sein. &bdquo;Wir müssen dabei auch die Hoheit über das Bild behalten“, erklärt er. Die Sozialen Medien sind für die Polizei ein zweischneidiges Schwert. Einerseits erhalten die Behörden selbst von dort viele Hinweise. Andererseits &bdquo;rufen manche bei Verkehrsstörungen bei Radio Hochstift an, aber nicht bei der Polizei“, sagt Jörg Niggemann.

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