Höxter/Düsseldorf. Eine Delegation aus 35 Personen mit Studierenden, Lokalpolitikern, Unterstützern und Mitgliedern des „Aktionskreises Lehre am Hochschulstandort Höxter“ hat am Rande einer Sitzung des Wissenschaftsausschusses 6.099 Unterschriften an NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes übergeben. Eine Zahl, auf die die Initiatoren stolz sind: „Das ist das Doppelte von dem, was wir erwartet haben“, berichten Matthias Köhne und Marlies Hemesoth von der Absolventen- und Förderervereinigung.
Die Unterschriften hatten sie unter anderem beim Huxori-Fest und dem Märchensonntag gesammelt und dabei jede Menge Zuspruch für ihre Aktionen erhalten, um Lehre und Forschung am Standort Höxter der TH OWL zu erhalten. Eine Forderung, die bereits Kreistag und Stadtrat früh als Resolutionen nach Düsseldorf geschickt hatten. Wie berichtet, plant die Hochschulleitung um Präsident Jürgen Krahl, die Höxteraner Studiengänge im Rahmen einer Strukturreform nach Lippe zu verlegen.
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Die mehr als 6.000 Unterschriften seien ein klares Zeichen dafür, dass sich unglaublich viele Menschen aus der Region und weit darüber hinaus für die Weiterführung der Lehre am Hochschulstandort Höxter einsetzten, heißt es in einer Mitteilung des Aktionskreises. Zudem appelliert der Aktionskreis an die Landesregierung, die Umzugspläne der TH OWL nicht durch eine Finanzierung erforderlicher Gebäudesanierungen oder Neubauten in Detmold oder Lemgo zu unterstützen, während ein viel beachteter, voll funktionstüchtiger großer Campus in Höxter zur Geisterstadt degradiert würde.
Kaschiert die Strukturreform nur Managementfehler?
In den Unterschriftenlisten finden sich zahlreiche Absolventinnen und Absolventen, die selbst in der Vergangenheit in Höxter studiert haben und nach dem Studium in der Region geblieben sind. „Viele Unterzeichnende äußerten ihr vollkommenes Unverständnis darüber, dass ein voll funktionstüchtiger großer Hochschulcampus mit zukunftssicheren Studiengängen durch die Hochschulleitung selbst kleingeredet und auf kaltem Wege abserviert werden soll“, schildert der Aktionskreis. „Dass dieser Managementfehler jetzt mit einer Strukturreform kaschiert wird, bei der Höxter künftig keine Studierenden mehr haben soll, halten viele für unverantwortlich.“
Gleichwohl sei klar, dass am Standort Höxter in Anbetracht sinkender Studierendenzahlen nicht so weiter gemacht werden könne wie bisher, sagt Bernd Schackers vom Aktionskreis. Deswegen habe der Aktionskreis der Ministerin und dem Ausschuss nicht nur die Unterschriften überreicht, sondern auch ein umfangreiches Vorkonzept für den Campus Höxter. Der Aktionskreis schlägt vor, interdisziplinärer zu arbeiten, um Ressourcen zu bündeln. Zudem sollten die Studiengänge besser beworben werden.
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Kritik am inhaltsleeren Konzept zum „Gemeinwohl-Campus“ Höxter
„Wir sind der festen Überzeugung, dass mit dem von uns erarbeiteten Konzept und engagiertem Personal ein hochgradig attraktives und nachgefragtes Studienangebot in Höxter erhalten und weiterentwickelt werden kann“, so Schackers weiter. Im Gegensatz zur Hochschulleitung lege der Aktionskreis damit ein inhaltlich weitreichendes Konzept für die studentische Weiternutzung des Umwelt-Campus Höxter vor. Dieses Konzept erscheint deutlich konkreter und erfolgversprechender als der von der Hochschulleitung ins Spiel gebrachter „Gemeinwohl-Campus“ ohne Lehre und ohne Angaben zu Inhalten, Strukturen, Ziel- und Nutzergruppen, Bedarfen oder Personalausstattung.
Der Aktionskreis freut sich auch über inzwischen 44 Unterstützerschreiben von teils international renommierten Wissenschaftlern, öffentlicher Verwaltungen, Wirtschaftsunternehmen der Region und weiterer Institutionen. Mit dabei sind auch Michael Succow, Preisträger des alternativen Nobelpreises 1997, sowie Helge Bruelheide, Mitglied des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig.
So hat Ministerin Ina Brandes reagiert
Parallel würden, unterstützt von Landrat Michael Stickeln und Bürgermeister Daniel Hartmann, erste Maßnahmen erörtert oder angeschoben, die als „weiche Faktoren“ das Studium in Höxter noch attraktiver machen sollen. Die Maßnahmenvorschläge reichen von einem internationalen Begegnungszentrum, in dem Studierende auch feiern können, über Kleingartenparzellen für Studierende bis hin zur Vermittlung günstigen Wohnraums, Aushilfsjobs zur Teilfinanzierung des Studiums oder „Biotop-Patenschaften“. „Das ist aber ein längerer Prozess, an dem künftig Studierende, Hochschule, Stadtgesellschaft und Politik an einem Strang ziehen müssen“, wie der Arbeitskreis betont.
Wissenschaftsministerin Ina Brandes bekräftigte einmal mehr, dass ihr Ministerium auch weiterhin den Erhalt des Hochschulstandortes Höxter, einschließlich stattfindender Lehre, unterstütze und von der TH OWL einfordere. Sie zeigte sich zudem sehr zuversichtlich, dass dies auch gelingen wird.