39 Jahre Kampf für den B64-Lückenschluss in Höxter: „Es kann doch nicht sein“

Höxter. Vor ihm liegt ein Papier, dessen Druckerschwärze an einigen Stellen schon ausgebleicht ist. Hans-Josef Held liest daraus vor, macht manchmal leise Bemerkungen: &bdquo;Demonstriert haben wir auch schon“ - oder &bdquo;wir haben zusammen eine Petition aufgesetzt“. Held wird nicht mehr Teil des neuen Höxteraner Stadtrates sein. Seit 2004 gehörte er dem Gremium an, schon davor kämpfte der Godelheimer dafür, dass der Lückenschluss endlich kommt. Wie berichtet, steht der Ausbau der B64, der sogenannte Lückenschluss, auf der Kippe - denn sie ist auf einer Streichliste an den Verkehrsausschuss in Berlin zu finden. Grund ist eine milliardenschwere Finanzlücke beim Bund. Neben der B64 finden sich auch andere Projekte in OWL auf dieser Streichliste, unter anderem die B1 zwischen Erwitte und Paderborn mit der Ortsumgehung Salzkotten. Angesichts der aktuellen Lage falle es ihm &bdquo;schwer, zu glauben, dass es mit dem Ausbau noch was wird“, räumt Held ein. Und er blickt zurück auf die Geschichte, die ein bisschen auch seine Geschichte ist. Es ist die Geschichte des Kampfes für den Ausbau der Strecke. Und sie fängt für ihn an mit diesem Protokoll des Ortsausschusses Godelheim vom 11. September 1986, das vor ihm liegt. Lesen Sie auch: B64-Ausbau im Kreis Höxter: Klamme Kassen gefährden lang ersehntes Projekt Das ist der Hintergrund dafür, dass der Ausbau bei Höxter in Gefahr ist Hintergrund der aktuellen Probleme ist ein neuer Finanzierungs- und Realisierungsplan 2025 bis 2029 der Autobahn GmbH des Bundes. 2029 gebe es einen zusätzlichen Bedarf von 5,5 Milliarden Euro, hatte das Bundesverkehrsministerium mitgeteilt. Neue Freigaben zum Bau von Projekten aus dem Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen seien vor diesem Hintergrund aktuell nicht möglich, hieß es. Für Held beginnt die Geschichte des Scheiterns des Lückenschlusses aber viel früher, nämlich bereits mit jener Sitzung des Ortsausschusses und mit den während der damaligen Zeit gefassten Beschlüssen. &bdquo;Das wurde gegen den Widerstand der Godelheimer vom Rat beschlossen“, sagt Held. Mit &bdquo;das“ ist die sogenannte Bahntrasse im Gegensatz zur Nethetrasse gemeint, für die es damals schon planerisch grünes licht gab. Und die ist in seinen Augen der Kern des Problems. Auch lesenswert: Milliardenlücke: Diese Straßen in OWL werden vorerst doch nicht ausgebaut Das sagt die Politik in Berlin zu der Finanzierungslücke Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hatte am Donnerstag noch erklärt, die aktuelle Bundesregierung nehme so viel Geld für Verkehrsprojekte in die Hand wie niemals zuvor. Damit habe der Verkehrsminister die Chance, &bdquo;richtig zu klotzen und das Land zu verändern“. Natürlich seien da auch die &bdquo;Verkehrsprojekte mit bei“. Aber die Verantwortung trage der Bundesverkehrsminister, meint Klingbeil. Jener verweist auf zu wenig Geld und den Bundesfinanzminister. .responsive23-2DOOFHcrGdWPLM4b-map-b64-planung-hoexter { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-2DOOFHcrGdWPLM4b-map-b64-planung-hoexter { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-2DOOFHcrGdWPLM4b-map-b64-planung-hoexter { padding-top: 142.86%; } } Held macht fassungslos, dass das Projekt, das seit Jahrzehnten im Kreis Höxter erhofft, für das gestritten und gekämpft wird, angesichts eines Milliardenpakts für Infrastruktur überhaupt zur Disposition gestellt wird. Zuerst hat er gegen die Bahntrasse gekämpft. &bdquo;Es gab die Aussage, dass sich das Projekt durch sie um zwei Jahre verzögern wird“. Davor war mit einer Trasse entlang der Nethe geplant worden - die Nethetrasse. Das war im Herbst 1986. Das sagt die Politik vor Ort zum Lückenschluss in Höxter Vor 39 Jahren. Heute beteuern die heimischen Spitzenpolitiker Christian Haase (CDU), Finanzexperte im Bundestag, Matthias Goeken (CDU), Verkehrsexperte im Düsseldorfer Landtag, alles dafür tun zu wollen, dass der Ausbau nicht von der Liste der Verkehrsprojekte im Haushalt gestrichen wird. Sie appellieren an die übrigen Parteien, gemeint sind wohl die Grünen und die SPD, gemeinsam für den schnellen Bau einzutreten. Held sagt, wie froh er gewesen sei, dass es aus dem Ort keine Klagen gegen das Projekt gegeben habe. Genau das war nämlich die Befürchtung von ihm und anderen, dass das Projekt nach dem grünen Licht der Planer vor Gericht kommt und die Auseinandersetzung den Baustart in weitere Ferne rücken. Dass es nun ausgerechnet die Politik ist, die Schwierigkeiten macht - für den Sozialdemokraten schwer zu ertragen. Passend dazu: B64-Aktivist glaubt nicht mehr an Bau der Umgehung bei Höxter Das sagt Hans-Josef Held über ein mögliches Scheitern des Vorhabens Heute ist er überzeugt: Hätte der damalige Stadtrat nicht auf die Bahntrasse umgeschwenkt, wäre die Ortsumgehung heute schon fertig. Doch mit ihr kamen zahlreiche Hürden für den Bau. Held zählt auf: &bdquo;Kammmolch, Schlingnatter, Fledermäuse.“ Rückblickend sagt er, durch den Unmut der Menschen im Ort über die Bahntrasse habe sich sogar der Ortsverband Godelheim gegründet: Viele Bewohner seien frustriert gewesen, wollten sich wehren. Durch die Bahntrasse, von Godelheimern und der SPD bekämpft, habe sich der Baustart immer weiter und weiter verschoben, das Projekt verschlang immer mehr Geld. &bdquo;Es kann doch nicht sein, dass Millionen ausgegeben werden, damit gebaut werden kann, und dann wird doch nicht gebaut.“ Am Ende bleibt den Godelheimern nicht viel mehr als das: Prinzip Hoffnung Wenn er dann sagt, er wünsche Christian Haase viel Erfolg dabei, doch noch Geld für das Projekt locker zu machen, dann klingt da keine Häme durch. Sehr optimistisch ist der Tonfall aber auch nicht. Vielleicht ist es der Satz eines Mannes, dem die Erfahrung gezeigt hat, dass es nicht geht, der die Hoffnung aber trotzdem nicht aufgeben will, weil den Menschen in Godelheim außer der Hoffnung nichts mehr bleibt angesichts des Lärms der Lastwagen und der Abgase der Autos, die durch ihren Ort rauschen. Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Straßenbau-Projekte in Gefahr: Ein fatales Signal

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