Ausstellung im Rathaus

In Höxter trifft Südamerika trifft Westfalen

Cristina Lüdeke aus Godelheim erklärt Besuchern die Schlacht am Brunsberg – immer sonntags um 15 Uhr in Höxters altem Rathaus.

Die Sachsen konnten schon feine Stoffe und hübschen Schmuck herstellen, zeigt Cristina Lüdeke bei einer Sonntagsführung durch die Ausstellung im Historischen Rathaus. | © Huxarium Gartenpark Höxter

14.08.2025 | 14.08.2025, 12:00

Höxter. Sie führt mit südamerikanischem Charme durch Westfalens Frühgeschichte: Cristina Lüdeke aus Godelheim hat sich tief eingearbeitet in die Story von Karl dem Großen, seinem Widersacher Widukind und die Sachsenkriege, die vor 1250 Jahren auch bei Höxter tobten. Sonntags um 15 Uhr geleitet sie Besucher ehrenamtlich durch die aktuelle Ausstellung zur Schlacht am Brunsberg im Historischen Rathaus Höxter.

Aufgewachsen ist sie in Brasilien und Kolumbien. Nach vielen Jahren in New York ist sie seit langem mit ihrer Familie in Godelheim zuhause. „Meine zweite Heimat bleibt nach Europa der Kontinent Amerika. Aber in meinen Adern fließt auch Karls Blut. Meine Großmutter kam aus Paris, also aus dem Frankenland.“ Kurz gesagt: Cristina Lüdeke ist eine südamerikanische Fränkin, die es nach Westfalen verschlagen hat.

Sogar ihr Vorname passt, immerhin steckt da das Christentum drin. Eben die Religion, die Karl der Große mit dem Schwert zu den Sachsen brachte, die bis dato germanische Götter wie Odin verehrten. Vielleicht ist sie deshalb die Idealbesetzung für eine Führung durch Höxters frühe Stadtgeschichte, für die sie bis in den Herbst ihre Sonntagnachmittage ins Mittelalter katapultiert. Ihre Zuhörer zahlen 2,50 Euro Aufschlag auf den Eintrittspreis. Als Gegenleistung bekommen sie eine unterhaltsame Stunde in der Ausstellung.

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Das ist von der Schlacht am Brunsberg aus der Luft zu sehen

Die Lesebrille steckt im dunklen Haar, das dicht beschriebene und vielfach markierte Notizbuch hat Cristina Lüdeke immer zur Hand, um Besuchern Rede und Antwort stehen zu können. Die Idee Karls des Großen von einem geeinten Europa ohne Grenzen ist ihr hochsympathisch – selbst wenn er sein Ziel bedauerlicherweise mit brutaler Gewalt verfolgte. „Karl war wirklich groß – über 1,90 Meter“, sagt die Godelheimerin mit portugiesischem Akzent.

Sie erzählt von Karls vielen Frauen, von seinen Bemühungen um Bildung und natürlich von seinen Feldzügen zur Unterwerfung der widerspenstigen Sachsen. Cristina Lüdeke zeigt den Gästen den Schauplatz der Schlacht am Brunsberg zwischen Höxter und Godelheim. Auf Fotos und Luftaufnahmen sieht man Ruinen früherer Burganlagen auf dem 300 Meter hohen Hügel am Weserufer.

Die Schlacht von damals virtuell und digital in Höxters Rathaus

Im Jahr 775 trafen dort Karls überlegene berittene Panzerreiter auf sächsische Fußtruppen. Wie das Gefecht ausging, erleben die Besucher hautnah an einer der beiden Virtual-Reality-Stationen. Die Besucher nehmen auf Drehstühlen Platz und drehen die VR-Brillen auf dem Kopf fest wie einen Fahrradhelm. „Ihren Namen sollen die Sachsen ihrem einschneidigen Kurzschwert, dem Sax, zu verdanken haben“, erklärt Cristina Lüdeke, als alle sich in die Gegenwart zurückgebeamt haben.

Die Sachsen kannten weder Steinbauten, Geld noch Schrift, deswegen wissen wir von ihnen hauptsächlich aus archäologischen Grabungen. „In den Augen der Franken waren sie Piraten und Plünderer. Tatsächlich waren sie geschickte Handwerker, speziell bei der Eisenbearbeitung.“ Sie fährt mit den Fingern über das nachgebaute stumpfe Schwert, das auf einem Tisch in der Ausstellung griffbereit liegt.

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Was Teilnehmer eine Führung im Rathaus Höxter alles erfahren können

Die Teilnehmer erfahren, wie die Sachsen lebten, warum sie ihre Grubenhäuser am liebsten in Ost-West-Richtung bauten („Damit durch das Windauge die Luft hindurchziehen konnte“) und wie sie sich kleideten. „Viele Besucher fragen mich immer, ob die tatsächlich schon so feine Stoffe weben konnten“, sagt Cristina Lüdeke und fühlt das hellblaue Kleid der „Sächsin“, die komplett gewandet in der Ausstellung steht. Am eingeschlagenen Schädel angekommen, wundern sich die Teilnehmer wie schon so oft über das guterhaltene Gebiss des gefallenen Sachsenkriegers – trotz seines fortgeschrittenen Alters von 50 bis 60 Jahren.

Mit der südamerikanischen Fränkin durch die Ausstellung: Sonntagsführungen mit Cristina Lüdeke. - © Huxarium Gartenpark Höxter
Mit der südamerikanischen Fränkin durch die Ausstellung: Sonntagsführungen mit Cristina Lüdeke. | © Huxarium Gartenpark Höxter

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Cristina Lüdeke berichtet an der Karte mit den wichtigsten Schlachten vom Blutbad in Verden, als Karl 4.500 Sachsen abschlachten ließ. Ein bisschen schockierend sind dann auch die Strafen, die den besiegten Sachsen drohten: Karl verbot, ihre Verstorbenen mit Opfergaben zu bestatten anstatt auf dem Friedhof. Noch bis Sonntag, 19. Oktober, kann man sich von Cristina Lüdeke in Höxters und Westfalens Frühgeschichte entführen lassen – ohne Anmeldung, immer sonntags um 15 Uhr im Historischen Rathaus. Kosten für Erwachsene 7,50 Euro (inklusive Eintritt).