Edertalsperre läuft leer: Weserschifffahrt braucht ein Wetterwunder

Kreis Höxter. Auch wenn es aktuell mal wieder zwei, drei Tage etwas mehr regnet und für Montag &bdquo;sogar“ bis 10 Liter Regen pro Quadratmeter angesagt sind: Der Weser droht Niedrigwasser. Und zwar schon sehr bald, wenn nach dem sehr trockenen Frühjahr massive und langanhaltende Niederschläge ausfallen. Und zwar vor allem im Einzugsgebiet der Edertalsperre, die schon seit Mai die Oberweser mit viel Wasser stützt, um sie schiffbar zu halten. Doch der Wasservorrat ist endlich, der Stausee läuft viel schneller leer als in den vergangenen Jahren. Grund ist der inzwischen auffällige Niederschlagsmangel in diesem Frühjahr. Aktuell beträgt der Füllstand 50,8 Prozent (Stand Sonntag, 6. Juli). Sinkt dieser Wert auf 40 Prozent, stellt das zuständige Wasserschifffahrtsamt Weser die Stützung des Pegels ein. Das könnte ohne deutliche Wetteränderung schon bald so weit sein – so wie jetzt bereits auf dem Rhein. Jörg Menze, Geschäftsführer der Flotte Weser in Hameln, die auch das Fahrgastschiff Höxter betreibt, beobachtet die Entwicklung ganz genau. Auch er weiß: Kommt kein massiver Regen, ist Anfang August für diese Saison Schluss. 2017: Von Niedrig- bis zum Hochwasser in kürzester Zeit Aber er ist und bleibt optimistisch. &bdquo;Ich mache das jetzt schon 23 Jahre. Und in dieser Zeit habe ich schon alles erlebt“, sagt Menze und erinnert an das Jahr 2017, als die Situation an der Edertalsperre Anfang Juli noch viel dramatischer war. &bdquo;Damals hatten auch alle für Ende Juli Niedrigwasser auf und das Saisonende auf der Oberweser vorhergesagt“, unterstreicht Menze. Es geschah genau das Gegenteil. Auch interessant: Höxters Weserfähre Flotte Holli gerät in Vergessenheit Kurz nachdem die Talsperre die magische Grenze von 40 Millionen Kubikmeter erreiche und bis auf einen Notauslass die Schotten weitgehend dicht machte, begannen heftige, teils unwetterartige Regenfälle. Statt Niedrigwasser gab es auf der Weser plötzlich tagelang Hochwasser – die Flotte Weser konnte die Saison bis Oktober zu Ende fahren. &bdquo;Eine Punktlandung“, kommentiert Menze im Rückblick. Niedrigwasser der Weser betrifft Flotte und Sportboote Der massive Regen, der jetzt gebraucht wird, sollte, wenn es nach Menze geht, nicht unbedingt im Kreis Höxter fallen. Denn das nützt für den Pegel der Oberweser recht wenig, fließt viel zu schnell ab. Vielmehr braucht es ergiebigen Niederschlag im Bereich der Edertalsperre und der Werra, was dann den Pegel etwas länger stabilisieren könnte. So wie eben 2017. Doch nicht immer läuft es so wie in jenem Sommer. 2018, 2019 und im Coronajahr 2020 war wegen Niedrigwassers jeweils zwischen Mitte August und Anfang September Schluss. Schwierige Jahre für die Flotte Weser, deren Schiffe dann nur noch Stauwasserbereich am Wehr in Hameln fahren können. Auf eine normale Saison folgte 2022 ein besonders frühes Aus schon Anfang August. Übrigens nicht nur für die Flotte Weser, sondern auch für Sportbootfahrer. &bdquo;Und davon gibt es viele auf der Oberweser.“ Flotte Weser will &bdquo;bis zur letzten Stunde“ weiterfahren Beendet das zuständige Wasserschifffahrtsamt die Stützung der Weser bei 40 Millionen Kubikmetern Wasser im Stausee und senkt die Abgabemenge auf sechs Kubikmeter pro Sekunde dauert es in der Regel drei Tage, bis der Pegel in Höxter massiv abfällt. &bdquo;Wir werden bis zur letzten Stunde weiterfahren“ kündigt Menze an. Mehr zum Thema Talsperre: So helfen die Talsperren beim Hochwasser im Kreis Höxter Und dann muss es schnell gehen. Denn ist die Saison vorbei, müssen die Anleger abgebaut und nach Hameln transportiert werden. Auch das Fahrgastschiff Höxter muss zurück in seinen Heimathafen – und zwar bevor das Niedrigwasser da ist. Wasserstand der Weser bei Höxter 2022 besonders dramatisch Denn ohne Stützung fällt der Pegel weit unter einen Meter. Anfang September 2022, ein Jahr mit besonders dramatischen Auswirkungen, fiel der Pegel an der Messstelle in Corvey beispielsweise auf 52 Zentimeter. Aus dem Wesergrund tauchten in Höxter damals einige interessante Gegenstände auf. Wie beispielsweise eine Geldkassette mit noch etwas Kleingeld drin. Aus der Edertalsperre tauchen aktuell übrigens alte Ortschaften, Brücken und sogar ein Friedhof wieder auf. Was viele Touristen anlockt – Badegäste aber abschreckt. Menze hofft weiter, dass dieser Kelch an der Flotte Weser in diesem Jahr vorüber geht. Auch wenn die Wetterprognosen für die kommenden Wochen nicht wirklich gut aussehen. Er braucht die Handbreit Wasser unterm Kiel.

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