Brakel zeigt, wie Windkraft geht: Dollenkamp-Stiftung als Vorbild für NRW

Brakel. Manchmal trügt der gute Schein: Die Sonne lachte von einem strahlend blauen Himmel, doch hier oben auf der Höhe zwischen Schmechten, Istrup und Rheder zog eine eisige steife Brise. Sehr gut für die acht Windräder, die das Unternehmen BayWa r.e. auf dem Dollenkamp gerade errichten lässt. Schlecht für die Frisur der stellvertretenden NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur. Doch die nahm es sportlich und kommentierte selbst den Gülletrecker, der ausgerechnet bei ihrer Rede das Nachbarfeld düngen musste, mit viel Humor. Dass die Grüne Wirtschaftsministerin Neubaur den weiten Weg aus Düsseldorf in die &bdquo;Pampa“ unternommen hat, wie sie sagt, liegt an einem herausragenden Projekt, das für NRW vorbildlich sei: die Bürgerstiftung &bdquo;Dollenkamp“. Acht Windräder sollen bis 230 Meter hoch werden Denn wenn schon zwischen den fünf Ortschaften Schmechten, Riesel, Istrup, Rheder und Siddessen ein Windpark mit acht bis zu 229 Meter hohen Anlagen entstehen muss, dann wollen die Bürger auch was davon haben. Beteiligungsmodelle sind das große Stichwort bei den unzähligen Windparks, die derzeit entstehen. Das wollen viele Ortschaften, berichtet BayWa r.e.-Geschäftsführer Andreas Hornig im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Das Besondere in Brakel sei aber die Hartnäckigkeit, mit der in Brakel an der Idee gearbeitet worden sei. Denn die Gründung einer Bürgerstiftung ist ein enormer Aufwand – der ehrenamtlich gestemmt werden muss. Selbst deutliche Rückschläge haben das Team um David Flore und Stefan Weskamp nicht aufgehalten. Obwohl: &bdquo;Es gab Momente, wo ich die Flinte ins Korn werfen wollte“, bekennt Flore. So funktioniert die Bürgerstiftung zur Windkraft in Brakel Am Dienstag waren sie dann endlich am Ziel: Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling höchstpersönlich überbrachte die Stiftungsurkunde. Für die Ortschaften ein großer Gewinn. BayWa r.e. füttert die &bdquo;Ewigkeitsstiftung“ nicht nur mit einem Stiftungsstock von 100.000 Euro und einer Anschubfinanzierung von 20.000 Euro, sondern auch Zahlungen aus dem jährlichen Betrieb. Das Geld wiederum soll für Projekte, Initiativen und bürgerschaftliches Engagement in den fünf Ortschaften rund um den Windpark genutzt werden. Von Feuerwehr über Sportvereine, Kitas, Chöre bis hin zur Seniorenarbeit – alle können profitieren. Wichtig sei nur der lokale Bezug. Windräder: Den Kreis Höxter trifft es am härtesten &bdquo;Mit der Bürgerstiftung Dollenkamp wollen wir dauerhaft dafür sorgen, dass das, was unsere Dörfer ausmacht – das Ehrenamt, die Vereinsarbeit, das soziale Miteinander –, eine starke finanzielle Basis bekommt“, so Flore. Erste Ideen und Förderanträge seien bereits da. &bdquo;Wir spüren die Aufbruchstimmung.“ Wer Geld bekommt, entscheidet ein Kuratorium aus Repräsentanten der fünf Ortschaften. Eine Windradumdrehung reicht für 30 Stunden Fernsehen BayWa r.e.-Geschäftsführer Andreas Hornig lobte die rekordverdächtig schnelle Umsetzung des Windparks – von der ersten Idee 2019 bis zur Fertigstellung noch in diesem Jahr. Rund 100.000 Megawattstunden Strom sollen sie jährlich produzieren, das reiche, um 30.000 Zwei-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen. Große Zahlen, deshalb versuchte es Hornig plastischer: &bdquo;Eine Windradumdrehung reicht für rund 30 Stunden Fernsehen oder rund 15 Kilometer E-Auto-Fahren.“ Lesen Sie auch: Landrat warnt vor massiven Veränderungen durch Windkraft im Kreis Höxter Wie auch Bürgermeister Hermann Temme und Landrat Michael Stickeln lobte Hornig das hartnäckige Engagement der Ortschaften und insbesondere der Stiftungsvorstände Flore und Weskamp. Gülle-Trecker kann Mona Neubaur nicht stoppen Was auch NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur veranlasste, entgegen dem üblichen Protokoll zuerst die beiden Protagonisten hervorzuheben. Bewusst hob sie die &bdquo;Pampa“, das platte Land hervor. Und sie weiß, wovon sie redet, stammt sie doch aus Pöttmes, einer Gemeinde, die damals dreimal weniger Einwohner als Brakel hatte, dafür aber fast dreimal mehr Dörfer. &bdquo;Das sind die besten Voraussetzungen, um ein selbstbestimmter, selbstbewusster, aber auch naturverbundener Mensch zu sein.“ Und dann kann man einfach darüber lachen, dass der Landwirt nebenan trotz des großen Auflaufs am Windradfundament &bdquo;odelt“, wie Neubaur sagt. Immerhin fliege die Gülle nicht mehr wie einst bei Miststreuer hoch durch die Luft. Klimakrise als große Menschheitsaufgabe Sie nimmt es als Bild der Zukunftsentwicklung, des Wandels. So wie sich die Energieproduktion wandle. Der Weg weg vom Atom- und Kohlestrom sei eine große Menschheitsaufgabe und diese Aufgabe heiße, Menschen vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Neuer Windpark bei Brakel: Noch im September beginnt der Wegebau Die Bürgerstiftung zeige, wie man diesen Weg mitgehen könne und die Ambition des Wandels mit der Akzeptanz bei den Menschen verbinde. &bdquo;So stecken sich nicht wenige Übergewinne in die Tasche, sondern ermöglichen über solch tolle Modelle, wie sie sie hier haben, dass eine ganze Gemeinschaft profitiert. Seien sie sich sicher: Ihr Beispiel wird in NRW Schule machen.“

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