Warum waren die Schlachtabfälle eigentlich auf der B64 bei Brakel unterwegs?

Kreis Höxter/Brakel. Wahrlich kein leckerer Anblick. Und keine schöne Aufgabe für die Feuerwehrleute, die den ganzen Schlamassel wieder beseitigen durften. Schlachtabfälle auf der Bundesstraße 64 bei Brakel sorgten jüngst für Verkehrsbehinderungen und Ekelgefühle. Schlachtabfälle, aus denen Energie gewonnen wird. In einer Biogasanlage bei Brakel. Aber wie funktioniert das eigentlich? Strom und Wärme aus Mägen, Därmen und Co.? Das alles funktioniert nicht in jeder Biogasanlage, sagt der Leiter der Landwirtschaftskammer in Brakel, Stefan Berens, zuständig für die drei Kreise Höxter, Paderborn und Lippe. Nur rund fünf Prozent der hier betriebenen Biogasanlagen – Berens schätzt die Anzahl auf 80 bis 90 – könnten das. Und dürften das. Laut Kreissprecherin sind es sogar nur zwei Anlagenbetreiber im Kreis Höxter, die diese &bdquo;tierischen Nebenprodukte (Magen-/Darminhalte, Panseninhalte) einsetzen dürfen“. Denn dafür bedarf es eines gesonderten Genehmigungsprozesses durch die Bezirksregierung, erklärt der Stefan Berens. Interessierte müssen eine Zulassung für die Verwertung dieser Stoffe haben – also Lebensmittel und Schlachtabfälle. Weil die Gefahr besteht, dass Bakterien verschleppt werden. Deshalb gilt: Neben der normalen Hygienisierung muss die Anlage vor dem Einbringen auch keimfrei gemacht werden, zum Beispiel durch Drucksterilisation. Die wenigen Anlagen dafür – der Grund für den Schlachtabfall-Tourismus durch den Kreis. In diesem Fall kam der ausgeflossene leckere Inhalt des Fahrzeugs aus Gütersloh. Wie man die verschiedenen Biogasanlagen unterscheiden kann Alle anderen Biogasanlagen sind sogenannte &bdquo;Nawaro-Anlagen“, die mit nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und Gras, Mist und Gülle gefüttert werden. Von außen, sagt Berens, seien sie fast nicht zu unterscheiden – bei den Schlachtabfall-Lebensmittel-Anlagen fehlten jedoch die großen Silos beispielsweise zur Maislagerung. &bdquo;Sie haben dagegen oftmals Stahlsilos, in die das wesentlich dünnflüssigere Zeug hineingepumpt wird.“ Materialien, die zur Energiegewinnung verwendet werden dürfen, sind Magen-Darminhalte, Blut, Fleischreste, Innereien und Abwässer aus dem Fettabscheider. Es zählen auch sogenannte &bdquo;Tierpakete“ wie Ohren, Beine, Augen und Schweinsköpfe dazu. Die Substrate stammen aus Schlachtereien für Rinder, Schweine und Geflügel. Warum eignen sich diese Schlachtabfälle so besonders gut? Der Vorteil: Die vorgegorenen Mageninhalte von Rindern beispielsweise seien schon so gut für die Bakterien in der Anlage aufgeschlossen, weil dort schon von Darmbakterien gearbeitet werde, heißt: Die Bakterien in der Anlage hätten weniger Stress und Arbeit als im Falle von Mais und Gras – &bdquo;weil sie schon eine Stufe weiter sind in der Verarbeitung“, erklärt Berens mit Blick auf die spätere Methangas-Entstehung. Methan wird dann über ein Blockheizkraftwerk für Strom oder Wärme genutzt. Lesen Sie auch: Schlachtabfälle auf der Fahrbahn: Ekel-Einsatz auf der B64 bei Brakel &bdquo;Nicht wegzudiskutieren“ seien eben diese Abfälle in Schlachtereien und auch in der Lebensmittelindustrie. Als eine Nutzung zur Stromgewinnung daraus zum Beispiel sei als erweiterte Wertschöpfung &bdquo;in höchstem Maße sinnvoll“. Genau wie das gleiche Prozedere aus Mist und Gülle: &bdquo;Insgesamt eine wunderbare Kaskade der weiterentwickelten Energiegewinnung“, sagt Stefan Berens. Warum die Landwirte im Kreis Höxter sich um Biogasanlagen sorgen Dass nun die gesamte Pampe auf der Straße gelegen hat, das sei &bdquo;nicht schön“, weiß er und hat Respekt vor denen, die es wieder saubermachen mussten. Aber: &bdquo;All das, was davon jetzt in die Gräben geflossen sei, das holen sich beispielsweise die Krähen.“ Und das sei weitaus besser als auslaufende chemische Stoffe. Was ihm deutlich mehr Sorgen macht, sind die &bdquo;Nawaro-Anlagen“, die an vielen Stellen nach 20 Jahren Betrieb nun aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz herausfallen. &bdquo;Die Bedingungen sind derzeit nicht dafür geeignet, sie in die nächste Dekade zu führen.“ Weil die Rahmenbedingungen in der Politik derzeit nicht stimmten. Noch nicht, ergänzt er. Und weil Größenordnungen und Konzepte der Anlagen für die nächste EEG-Periode rentabel sein müssten, müsse man dieses Zukunftsthema &bdquo;ideologiefrei“ angehen. Mehr zum Thema: Hilfe in der Energiekrise? Was für und gegen mehr Biogas spricht So wie in Dänemark, wo schneller und flexibler reagiert worden sei und wo man bestehende Anlagen nun einfacher ausweiten könne. Um neben Kohle und Gas eine Grundlast der Energieproduktion sicherzustellen – unabhängig von Wind und Sonne.

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