Zum Schutz der Igel: Steinheim will nächtliches Fahrverbot für Mähroboter

Steinheim. Wer hätte da ernstlich Nein sagen können? Die Gefahren, die für Kleintiere von einem Mähroboter ausgehen können, haben ein Gesicht bekommen. Ein kleines, niedliches Fellgesicht mit großer Nase und Knopfaugen. Das Gesicht von Igelin Hilde. Aber Hilde ist tot. Sie war in der Steinheimer Ortschaft Rolfzen von einem Mähroboter mit nächtlichem Auftrag erfasst und skalpiert worden. Obwohl verschiedene Menschen versuchten, ihr Leben zu retten, starb das schwer verletzte Tier. Mutmaßlich qualvoll. Geschildert am Schicksal der Rolfzener Igelin, bekam der Antrag von Igelretter Matthias Stock aus Rolfzen und der Grünen-Fraktion im Steinheimer Rat vielleicht eine andere Wucht. Jedenfalls empfahl der Umweltausschuss am Dienstagabend einstimmig, den Anträgen zu folgen und ein Nachtfahrverbot für Mähroboter im Stadtgebiet einzuführen. Matthias Stock verbucht den Abend im Ausschuss nicht nur wegen des Votums als Erfolg. Sondern auch wegen der &bdquo;sehr angeregten Gespräche“ im Vor- und Nachgang. &bdquo;Ich denke, vielen Leuten ist das gar nicht so bewusst, dass Mähroboter gefährlich für Igel sein können“, sagt der Rolfzener im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Das habe er auch ab Abend von Ausschussmitgliedern gespiegelt bekommen. &bdquo;Eine der Absichten ist es ja, die Sensibilität zu steigern“, sagt Stock. Igel rollen sich bei Gefahr zusammen In der Regel hätten Menschen und Igel wenig Berührungspunkte, weil gesunde Tiere vor allem nachts unterwegs und auf Nahrungssuche seien. Sind auch Mähroboter nachts unterwegs, können sie aufeinandertreffen. Ein Problem: Igel fliehen nicht. &bdquo;Sie sehen, dass etwas Mechanisches auf sie zukommt und rollen sich zusammen.“ In Angesicht zu Angesicht mit einem Mähroboter keine gute Taktik. &bdquo;Die Rasenmäher rollen zwar nicht über die Tiere drüber, aber ziehen zum Beispiel die Gliedmaßen ein und amputieren sie, oder verletzen die Schnauze, wenn die noch rausguckt“, erläutert Stock. Lesen Sie auch: Unfall mit Mähroboter in Steinheimer Ortsteil: Die süße Hilde ist tot Meist sterben die Igel nicht sofort, weswegen auch kaum ein Mähroboter-Besitzer einen Kadaver auf dem wohl gepflegten Grün findet. &bdquo;Sie verkriechen sich zum Sterben und gehen ganz elendig zugrunde.“ Wie Hilde. Sie war am Kopf verletzt, ja quasi skalpiert worden. Ehe sie gefunden wurde, hatten schon Maden die Wunde befallen. Stock, die Wildigelhilfe in Helmern und eine Tierärztin kämpften um das Tier. Ohne Erfolg. &bdquo;Da war ich dann auch persönlich betroffen“, sagt Stock, &bdquo;und habe deswegen auch so drastische Bilder für meinen Antrag gewählt“. Stadtverwaltung Steinheim soll nun Vorschlag erarbeiten Inhaltliche Unstimmigkeiten oder Diskussionen gab es im Gremium keine. Bernd Behling, Ausschussvorsitzender und Grünen-Vertreter im Rat, wundert das nicht: &bdquo;Vernünftige Anträge zum Wohle der Stadt werden in der Regel einstimmig getragen.“ Da könne sich Steinheim glücklich schätzen. Und zum Wohle der Stadt gehöre auch das Wohl der Natur, ihrer Tiere. Nun soll die Stadtverwaltung einen Vorschlag ausarbeiten, wie eine Vorschrift konkret aussehen könnte. Beantragt ist, das automatische Mähen zu untersagen, solange es dunkel ist. Es geht also um flexible Zeiten, die sich an Sonnenauf- und -Untergang orientieren und jeweils 30 Minuten Puffer enthalten. Liege ein entsprechender Verwaltungsvorschlag vor, werde die Politik darüber beraten, erläutert Behling. In zwei weiteren Städten im Kreis Höxter ist der Igelschutz im Fokus Am Ende des Prozesses könnte dann ein Verbot stehen. Und dann? Wie soll das überprüft oder geahndet werden? &bdquo;Man möchte – und das ist auch mein Wunsch – kein Denunziantentum“, betont Igelretter Matthias Stock. Auch Behling setzt aufs Überzeugen. &bdquo;Man muss die Leute nach und nach sensibilisieren.“ Mit einem Verbot im Rücken hätte die Überzeugungsarbeit aber mehr Überzeugungskraft. Nachdem es in Steinheim so erfolgreich lief, drückte Stock seiner &bdquo;Kollegin in Willebadessen“ die Daumen. Dort beriet der Hauptausschuss am Mittwochabend über ein Mähroboterfahrverbot. Und er habe, berichtet Stock der &bdquo;NW“ schon eine Anfrage aus Nieheim bekommen, ob sein Antrag verwendet werden könne.

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