Wohnungsmangel im Kreis Höxter: Mieterbund fordert Mietpreisbremse

Kreis Höxter. In fast 40 weiteren Kommunen führt Nordrhein-Westfalen ab März die Mietpreisbremse neu ein, darunter Paderborn und Bad Lippspringe. Der Kreis Höxter ist allerdings beim Mietendeckel weiter außen vor. Ist auf dem Mietmarkt zwischen Warburg, Brakel und Steinheim alles in Ordnung? Keinesfalls, erklärt der Mieterbund OWL im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Auch hier seien die Probleme riesig, weshalb Geschäftsführerin Sarah Bohnke eine ganz klare Forderung hat. Es gebe viel zu wenige bezahlbare Mietwohnungen im ländlichen Raum, sagt Bohnke. Das sei keinesfalls ein Problem der großen Städte. Im Gegenteil. Hier sei das Angebot viel kleiner, weshalb es vor allem für bestimmte Gruppen schwer sei, überhaupt eine Wohnung zu finden. Sie verweist darauf, dass die Zahl der Wohnungslosen im Kreis Höxter nach einer Auswertung der NRW-Bank enorm gestiegen sei. &bdquo;Im Jahr 2013 gab es im Kreis Höxter 22 wohnungslose Personen. Im Jahr 2020 waren 150 und im Jahr 2022 schon 190. Das ist eine enorme Steigerungsrate in weniger als zehn Jahren“, sagt Bohnke. Vorgaben des Landes für die Mietpreisbremse Die wenigsten leben tatsächlich auf der Straße. Es handele sich dabei um Menschen, die keine eigene Meldeadresse und damit keine eigene Wohnung mehr haben, die bei Bekannten und Freunden unterkommen müssen. Oft, weil sie sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten könnten. Eine der Ursachen sei, dass die Vermieter die Mieten im Kreis Höxter völlig frei gestalten können – weil es eben keine Mietpreisbremse gibt. Warum eigentlich nicht? Weil das Land NRW dafür strenge Vorgaben hat. Um zu erfassen, wie angespannt der Wohnungsmarkt ist, werden fünf Indikatoren herangezogen: Höhe der Miete, Entwicklung der Mietpreise, Wohnkosten-Anteil am Einkommen, Baulandpreise und Anteil der Bürgergeld-Empfänger. Passend dazu: Wohnungsnot im Kreis Höxter: 1.000 neue Wohnungen dringend benötigt Im Kreis Höxter erreicht keine der Kommunen die nötige Punktzahl, um in die Liste der Städte mit Mietpreisbremse aufgenommen zu werden, die in NRW zurzeit 57 Kommunen umfasst. Im Gegenteil. Höxter bekomme in keiner der Kategorien überhaupt einen Punkt, berichtet Bohnke. Im Kreis Höxter lebt es sich am günstigsten So lag die Kaltmiete (ohne Nebenkosten) 2022 in der teuersten Stadt Bad Driburg bei 5,02 Euro pro Quadratmeter und damit deutlich unter dem Landesschnitt von 6,82 Euro und dem Bundesschnitt von 7,28 Euro. Im Kreis Höxter lebt es sich damit laut Statistikern sogar landesweit am günstigsten. Der Mieterbund OWL fordert dennoch, dass auch die zehn Städte im Kreis Höxter einen Mietendeckel bekommen. &bdquo;Dafür setzen wir uns als Lobbyverband der Mieter schon seit langer Zeit dafür ein. Denn ich glaube, das Punktesystem wird dem nicht gerecht, was uns die Menschen in den Beratungen schildern“, sagt Bohnke. Großen Leerstand bei Mietwohnungen gebe es auch im Kreis Höxter nicht. Und das, was an Leerstand erfasst werde, sei oft völlig unbewohnbar. Weil es zugleich eine sehr hohe Eigentumsquote gibt – in Marienmünster leben 76,7 Prozent der Menschen im eigenen Haus und in Höxter immerhin 56,6 Prozent – was den Mietmarkt noch mehr verkleinere. Wohnungsmangel auch für Menschen mit Behinderung Entsprechend groß sei die Verzweiflung der Menschen, die in die Beratung des Mieterbundes kommen. &bdquo;Sie schildern uns, dass sie gekündigt wurden oder die Wohnung ganz gravierende Mängel hat, aber sie nichts anderes finden.“ Besonders schwer haben es dann bestimmte Bevölkerungsgruppen – denn der Vermieter kann sich bei vielen Interessenten seine Mieter aussuchen. &bdquo;Das nehmen auch wir wahr. Ausländisch stämmige Personen und Flüchtlinge haben es besonders schwer, eine Wohnung zu finden. Wer kein Deutsch kann, ist ganz verloren“, sagt Bohnke. Lesen Sie auch: Mietpreisbremse ab März in OWL: Was Mieter und Vermieter jetzt wissen müssen Eine weitere Erfahrung: Auch bei Menschen mit ausländlich klingendem Namen würde immer wieder versucht, sie über den Tisch zu ziehen. &bdquo;Bei ihnen glauben die Vermieter, sie können ihnen was ganz Dreistes schicken und die werden das schon unterschreiben, denn die checken sowieso nichts“, schildert die Geschäftsführerin. Eklatant sei der Wohnungsmangel auch für Menschen mit Behinderung. So seien Rollstuhlfahrer auf barrierefreie Wohnungen angewiesen, die es deutlich seltener gebe. Mietpreisbremse könnte Mietmarkt regulieren Alleinerziehende hätten es ebenfalls schwer, eine bleibe für sich und die Kinder zu finden. Bohnke berichtet von einem besonders dreisten &bdquo;Angebot“, die sie von Mitgliedern geschildert bekam: &bdquo;Ja, sie kriegen die Vier-Zimmer-Wohnung, wenn sie ein Verhältnis mit mir eingehen.“ Die Mieterbund-Geschäftsführerin prognostiziert, dass sich das Problem weiter verschärfen werde, weil es immer mehr ältere Menschen gebe und immer mehr Single-Haushalte, zugleich aber das Angebot nicht so schnell wachse. Auch interessant: Schwierige Wohnungssuche im Kreis Höxter trotz tausender Leerstände Der Vorteil der Mietpreisbremse sei, dass man dem Mietmarkt wieder etwas mehr regulieren könnte, so Bohnke. Denn sie dürfe bei einer Neuvermietung nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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