Volle Altkleidercontainer im Kreis Höxter: Ist die neue Richtlinie schuld?

Kreis Höxter. In vielen Ecken des Kreises Höxters herrscht derzeit das gleiche Bild: überfüllte Altkleidercontainer. Gibt es ein Problem mit der Container-Leerung oder hat der Andrang etwas mit der neuen Altkleiderrichtlinie der EU zu tun, die für viel Verunsicherung bei den Bürgern gesorgt hat? Die &bdquo;NW“ hat nachgefragt. &bdquo;Das Bild ist nicht nur im Kreis Höxter so, das Problem gibt es überall“, berichtet Christian Schlingschröder im &bdquo;NW“-Gespräch. Er ist Bereichsleiter Recycling bei &bdquo;Die Brücke“, das Inklusionsunternehmen ist eine Tochter des Kolping-Bildungswerkes Paderborn und arbeitet als Dienstleister für Kolping Recycling. Heißt: Das Unternehmen leert Altkleidercontainer, auch einige im Kreis Höxter. Die Gründe für die derzeitige Situation rund um die Altkleidercontainer seien vielfältig. Immer mal wieder hätte es Schwankungen in der Branche gegeben, doch &bdquo;so schlimm war es noch nie“, wird Schlingschröder deutlich, &bdquo;wir stehen vor einem großen Problem, wenn das so weiter geht, wird das System zusammenbrechen“. Einbruch: Kaum Absatz für Altkleider Denn dass die Container derzeit überfüllt sind, ist kein Zufall. &bdquo;In den ersten zwei Januarwochen war es immer schon mehr“, sagt der Bereichsleiter. Während im Dezember die Abgaben zurückgingen und die Leute sich um Weihnachten kümmern, werde danach vermehrt aussortiert. Doch derzeit gebe es eine sehr große Menge an Altkleidern und die Frage, wohin damit, bleibe derzeit offen. &bdquo;Die Absatzmärkte sind eingebrochen“, berichtet Schlingschröder. Seit etwa einem halben Jahr sei es immer schwieriger, die Altkleider zu verwerten. Das habe schon mit dem Ukrainekrieg begonnen. &bdquo;Die Ukraine hat immer viele Altkleider abgenommen“, sagt er. Auch der afrikanische Kontinent kaufe nicht mehr so viele Altkleider ab, da er mit Neuware aus China überflutet würde. Passend dazu: Ressourcen im Müll: Kreis Höxter sagt Verschwendung den Kampf an Zudem hätten zwei große Sortierbetriebe Insolvenz angemeldet. &bdquo;Deren Ware wird jetzt zu Billigpreisen auf den Markt geworfen.“ Ein &bdquo;Riesenproblem“, das die Sammler vor Herausforderung stelle, dass die Altkleider nicht mehr abgenommen werden. Vermüllung an Altkleidercontainern ein großes Problem Die EU-Richtlinie zur Pflicht der Getrenntsammlung von Alttextilien habe einen weiteren Anteil an der derzeitigen Situation. &bdquo;Die Leute sind verunsichert“, sagt Schlingschröder. Was darf nun in die Restmülltonne, was gehört in den Altkleidercontainer? Fragen, auf die Kommunen unterschiedliche Antworten geben. &bdquo;Die Leute werfen jetzt alles in die Altkleidercontainer“, sagt der Bereichsleiter. Statt wie zuvor verdreckte oder kaputte Kleidung in der Restmülltonne zu entsorgen, die dann auf dem Wertstoffhof verbrannt wird, werden diese nun in den Altkleidercontainern entsorgt. &bdquo;Das geht an die Sortierbetriebe, die müssen alles aussortieren und bringen unbrauchbare Kleidung ebenfalls zum Wertstoffhof.“ Zerschlissene Kleidung landet also ohnehin in der Verbrennungsanlage, nimmt so nur einen Umweg über die Sammel- und Sortierbetriebe und sorgt dort für mehr Arbeit und zusätzliche Kosten. Lesen Sie auch: Neue Richtlinie zu Altkleidern im Kreis Höxter: Was das für Bürger bedeutet Hinzu kommt, dass die Vermüllung ohnehin ein Problem bei den Altkleidercontainern sei. Immer mehr Müll, Lebensmittelreste, volle Windeln oder ganze Matratzen werden in die Container geschmissen. &bdquo;Wenn jemand Freitagabend seinen Kleiderschrank ausmisten will, dann stellt er den Inhalt vor die Container, dem ist es egal, ob die voll sind oder nicht. Wenn sie können, stellen sie auch noch gleich den ganzen Schrank dazu.“ Kommunen müssten Altkleiderentsorgung übernehmen Ein Problem, das die Sammelbetriebe vor Herausforderungen stellt, denn wohin mit dem Müll und Sperrgut. &bdquo;Wir sprechen uns da mit den Abfallbetrieben in den Kommunen ab, zumindest wenn es auf öffentlichen Stellen steht. Auf Privatgrund wie beim Kindergarten oder bei Pfarrzentren müssen wir die Sachen mitnehmen und auf unsere Kosten entsorgen.“ Den Bürgern sei das oft egal, doch auch sie würden die Konsequenzen tragen, sollte das Problem sich weiter zuspitzen. &bdquo;Wenn karitative Sammler wegfallen, würden deren Erlöse nicht mehr der Allgemeinheit zu gute kommen“, sagt Schlingschröder. Das Kolping-Werk finanziere damit etwa die Kinder- und Jugendarbeit. Wenn die Einnahmen wegbrechen, fallen möglicherweise auch Angebote weg, die damit finanziert werden. Müll-Bilanz: So viel Müll produziert der Kreis Höxter Hinzu komme, dass dann Kommunen die Entsorgung der Altkleider übernehmen müssten. &bdquo;Die müssten erst mal eine komplette Logistik aufbauen“. Die Kosten würden schließlich auf die Bürger umgelegt werden. &bdquo;Dann steigen die Abfallkosten.“ Kaputte Altkleider weiter in die Restmülltonne Doch wohin nun mit gebrauchter Kleidung? Die Abfallwirtschaft des Kreises Höxter hat da eine klare Richtlinie: &bdquo;Wichtig ist es, auch weiterhin nur saubere und tragbare Kleidungsstücke und Textilien in sehr guter Qualität in die Altkleider-Container einzuwerfen. Stark verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien gehören auf keinen Fall in einen Altkleider-Container. Sie gehören ganz klar in die Restmülltonne. Das gilt auch weiterhin“, hatte Hubertus Abraham, Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft und Bodenschutz des Kreises Höxter, bereits zum Ende des vergangenen Jahres auf &bdquo;NW“-Nachfrage mitgeteilt.

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