Glasfaser-Ausbau im Kreis Höxter: Städte äußern Unzufriedenheit über Sewikom

Kreis Höxter. Wer einen Glasfaseranschluss bestellt, will nicht nur schnell surfen. Er will auch, dass er den Anschluss ans High-Speed-Internet ebenso schnell bekommt. Schon sind wir beim Szenario, das jedes Glasfaserunternehmen in Deutschland kennt: Ungeduldige Kunden, die es nicht erwarten können, angeschlossen zu werden, verstopfen die Kommunikationskanäle. Bei Sewikom, wie wohl auch bei anderen Unternehmen, lohnt zuerst ein Blick auf die Internetseite. Dort sind unter dem Reiter &bdquo;Ausbaugebiete“ die einzelnen Städte aufgelistet. Die wiederum werden per Menüführung in die einzelnen Ortsteile aufgesplittet, in denen das Unternehmen baut, plant oder vermarket. Fährt der Mauszeiger etwa auf den Reiter &bdquo;Nieheim“, ploppen acht Unterpunkte auf, die die einzelnen Ortsteile repräsentieren. Ein Klick auf beispielsweise Sommersell zeigt, dass dort die Vorvermarktungsphase abgeschlossen und dass die Planungsphase im Gange ist. Das Unternehmen erläutert auf der Internetseite auch, was das bedeutet: &bdquo;Nach dem Stichtag prüfen wir die abgeschlossenen Aufträge“, heißt es da. Passend zum Thema: Dreistellige Millionensumme für fehlende Glasfaser-Anschlüsse im Kreis Höxter Was Sewikom auf der Internetseite erklärt Gleichzeitig würden auch &bdquo;die baulichen Rahmenbedingungen bei Euch vor Ort“ geprüft, heißt es weiter. Dies erfolge &bdquo;natürlich immer in enger Absprache mit der Kommune“. Direkt nach dem Prüfungsabschluss stimme Sewikom relevante Bauthemen ab, hole Angebote von Bauunternehmen ein und plane &bdquo;alle weiteren Schritte für den erfolgreichen Glasfaser-Ausbau“. Beispiel Hohenwepel: In dem Warburger Ortsteil ist laut Internet-Auskunft der Unternehmensseite die Bauphase im Gange. Dazu erläutert Sewikom: &bdquo;Sobald die Planung abgeschlossen ist, geht’s los mit der Bauphase, also dem Ausbau des Glasfasernetzes. Wir starten mit einer schnellen und umweltschonenden Umsetzung – vom Bau der Haupt- und Unterverteiler bis zum Verlegen der Glasfaserkabel“, heißt es da zum Stand der Dinge in Hohenwepel. Ebenfalls passend: Sewikom bietet Glasfaserausbau in Marienmünster an – weil die Telekom zögert Was Sewikom seinen Kunden vorm Vertragsabschluss sagt Klingt ziemlich allgemein - und ist es auch. Was sich alle Kunden fragen werden: Wann sind denn die Arbeiten abgeschlossen, wann kann mit schnellem Internet gerechnet, gearbeitet, gespielt und gestreamt werden? Auf der Internetseite erteilt Sewikom dazu allerdings keine Auskünfte. Um noch mal zum Beispiel Sommersell zurückzukehren: Dort hatte die Sewikom Anfang April 2024 einen Infoabend organisiert und die Dorfbewohner über die Pläne informiert. Und auch Druck gemacht, dass die Bürger sehr schnell unterschreiben: Das &bdquo;Oster“-Angebot, den Anschluss kostenlos zu erstellen, war eigentlich schon abgelaufen. Fast das ganze Dorf unterschrieb umgehend - und wartet seit dem darauf, dass es weiter geht. Private Anfragen nach einem Zeitplan liefen bisher ins Leere. Lesen Sie unseren Kommentar: Bürger ohne Alternative beim Glasfaserausbau So sieht es die Stadtverwaltung Nieheim Dabei erklärte die Sewikom-Mitarbeiterin seinerzeit der versammelten Ortschaft auf Nachfrage des Ortsausschussvorsitzenden wörtlich: &bdquo;Wir brauchen die 40 Prozent Unterschriften bis Ende Mai. Wenn wir die geschafft haben, dann bauen wir auch. Dann fangen wir sofort an zu planen. Schaffen wir das Ende April, fangen wir dann an zu planen. Je schneller wir sind, umso schneller bauen wir auch. Das kann ein Jahr sein - plus minus ein zwei Monate.“ Lesen Sie auch: Sewikom: Unternehmen erklärt sich nach großer Netzstörung im Kreis Höxter Wie die Stadtverwaltung Nieheim gegenüber der &bdquo;NW“ erklärt, hat die Sewikom vor einigen Wochen die notwendigen Planungsunterlagen eingereicht. Es gebe aber noch Klärungsbedarf, sagt der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Dietmar Becker. &bdquo;Zum Beispiel wollen wir gern wissen, wann es konkret losgeht.“ Die Bürger auch. Das sagt die Sewikom auf Nachfrage der &bdquo;NW“ Deshalb hat die &bdquo;Neue Westfälische“ bei dem Unternehmen mit Sitz in Beverungen selbst nachgefragt: Wann können die Nutzer in den einzelnen Ortsteilen im Kreis Höxter ihren Glasfaseranschluss nutzen? Eine Sprecherin der Sewikom verweist zur Frage nach dem Baustatus auf die Kommunen: &bdquo;Wir stehen im regelmäßigen Austausch direkt mit den Kommunen“, heißt es. Ebenfalls interessant: Glasfaserpanne in Nieheim: Sewikom äußert sich Und: Da sich aufgrund verschiedenster Einflussfaktoren immer wieder mal Anpassungen ergäben und Sewikom auch in der Winterplanung von verschiedenen externen Faktoren abhängig sei, &bdquo;kommunizieren wir Pläne grundsätzlich immer nur zeitnah“. Heißt: Langfristige Auskünfte darüber, wann die Arbeiten in einem Ortsteil perspektivisch abgeschlossen sein sollen, erteilt das Unternehmen nicht. So wertet Brakel das Vorgehen der Sewikom Womöglich aber wissen die Kommunen mehr? Immerhin betont Sewikom ja den &bdquo;regelmäßigen Austausch“ mit den Städten. Nun ja, eine stichprobenartige Befragung der &bdquo;Neuen Westfälischen“ zeigt, dass der Informationsaustausch mit den Städten nicht immer glasklar vonstatten geht. &bdquo;Aus baulicher Sicht ist die Kommunikation mit der Sewikom ausbaufähig“, betont etwa Brakels Sprecherin Ulrike Nolte. Zahlreiche Bürger wendeten sich direkt an die Stadt, &bdquo;um sich über die Oberflächenwiederherstellung sowohl im öffentlichen, als auch im privaten Bereich, zu beklagen“, erläutert sie. Ebenso würden Beschädigungen, beispielsweise an Mauern oder Fassaden, auf den Grundstücken mitgeteilt. Offenbar gelingt es der Stadt nicht, auf diese Hinweise der Bürger Antworten zu erhalten. Passend zum Thema: Glasfaserausbau: Plötzlicher Baustopp für Sewikom in Nieheim Steinheim erklärt die Rechtslage beim Ausbau &bdquo;Leider können wir die Aussage der Sewikom, dass diese mit den Kommunen im regelmäßigen Kontakt steht, seitens der Stadt Brakel nicht bestätigen“, sagt Nolte. Auch erfolge keine &bdquo;aktive und regelmäßige Kontaktaufnahme bezüglich der Übermittlung von Versorgungsdaten“ - also von Daten, in denen Freischaltungstermine der Glasfaseranschlüsse in Brakel und den Ortschaften terminiert werden. Daher könne die Stadt &bdquo;den Brakeler Bürgerinnen und Bürgern leider hierzu bei Anfragen auch keine verbindlichen Auskünfte erteilen und verweist auf den Kundenservice der Sewikom“, sagt Nolte. Die Stadt Steinheim teilt auf gleichlautende &bdquo;NW“-Nachfrage nur mit, wie die Rechtslage aussieht. &bdquo;Die Projektierer müssen der Kommune lediglich Mitteilung machen über geplante Aufbruchmaßnahmen im Stadtgebiet.“ Marienmünsteraner Bürgermeister schätzt Ansprechpartner Dieser Verpflichtung komme die Sewikom &bdquo;zuverlässig nach“, heißt es aus dem Rathaus. Informationen zu Baustartterminen oder Verfügbarkeiten liegen der Verwaltung allerdings auch in Steinheim &bdquo;nicht vor“. Marienmünsters Bürgermeister Josef Suermann stellt sich indes schützend vor die Sewikom: &bdquo;Ich stehe persönlich seit vielen Jahren mit den Geschäftsführern und Bauleitern der Sewikom im ständigen Kontakt“, betont er. Auch lesenswert: Umbrüche bei Sewikom in Beverungen: Das sagt der Chef Thomas Wiesemann Er habe es &bdquo;stets als riesigen Vorteil empfunden, dass ich die Geschäftsführer direkt ansprechen konnte - bei welchem anderen Unternehmen wäre das sonst möglich?“, fragt Suermann. Natürlich laufe auch bei der Sewikom nicht immer alles so, &bdquo;wie ich es mir wünschen würde“, stellt er klar. Doch Suermann bilanziert: &bdquo;Unterm Strich kann ich sagen, dass Sewikom in Marienmünster vieles im Bereich der Breitbandversorgung möglich gemacht hat, was mit den großen Mitbewerbern nicht gegangen wäre.“ Beverungen plant ein Koordinierungsgespräch zum Ausbau Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm nennt die Daten, die ihm Sewikom mitgeteilt hat: &bdquo;Die Ortschaften Amelunxen und Wehrden wurden im vergangenen Jahr durch die Sewikom versorgt. Die Sewikom plant den Ausbau der Ortschaften Würgassen und Herstelle für das dritte Quartal 2025.“ Die Ortschaften Blankenau, Drenke, Tietelsen, Rothe, Haarbrück, Jakobsberg und Dalhausen sollen danach ausgebaut werden, so Grimm. &bdquo;Hierzu wurden die Planungen bereits mit unserem Bauamt abgestimmt. Ein Zeitpunkt, wann mit dem Vorhaben gestartet werden soll, liegt uns allerdings noch nicht vor“, sagt er. In dem Zusammenhang verweist er auf ein Koordinierungsgespräch Anfang Februar, zudem die Stadt &bdquo;wie in jedem Jahr“ alle Versorger einlade, in dem die jeweiligen Baumaßnahmen des aktuellen Jahres abgestimmt werden. &bdquo;Dazu ist auch die Sewikom stets eingeladen“, sagt Grimm. Lesen Sie auch: Veränderungen in der Struktur von Sewikom: &bdquo;Moralisch nicht ideal“ In Warburg sind die Sorgen der Stadt Thema im Ausschuss Für ordentlich Ärger sorgte die Sewikom zuletzt im Warburger Bau-Ausschuss. Dort hat das Unternehmen Haushalte in zahlreichen Ortsteilen schon ans Glasfasernetz angeschlossen, 240,77 Kilometer Leerrohre sind verlegt. Ärger gibt es primär bei der Wiederherstellung der Straßenoberflächen, weshalb eigens ein &bdquo;Sachstand Glasfaser“ auf der Tagesordnung stand. Während zu den Ausbauprojekten der Telekom nüchtern der Zeitplan vorgestellt wurde, kochte die Stimmung bei den Bauvorhaben der Sewikom hoch. Es habe bereits &bdquo;mehrere Gespräche mit der Firma Sewikom zum Sachstand Glasfaserausbau“ gegeben, heißt es im Protokoll zur Sitzung, das der &bdquo;Neuen Westfälischen“ vorliegt. Mit diesem teuren Manöver droht Warburg der Sewikom Weiter: &bdquo;Letzte Woche wurde die Sewikom von der Stadtverwaltung darauf hingewiesen, dass die Ortsvorsteher sehr ungehalten sind und eine Lösung für ihre Ortschaften fordern.“ Anfang Dezember seien 32 Querungen nicht asphaltiert oder gepflastert worden. Ein Lichtblick: Zwischenzeitlich habe die Sewikom ein Zeitplan erarbeitet, der aufzeige, wie die Arbeiten bis zum Frühjahr erledigt werden sollen. Passend zum Thema: Sewikom sorgt für Ärger bei der Glasfaser-Freischaltung in Warburger Ortsteil Und dann wurde die Verwaltung sehr deutlich während der Sitzung, wie aus dem Protokoll hervorgeht: &bdquo;Sollte [es] wieder zu einer deutlichen Verzögerung der Arbeiten kommen, behält sich die Hansestadt Warburg für die durch Sewikom noch zu erledigenden Aufgaben vor, ein externes Tiefbauunternehmen zu beauftragen und die dadurch entstandenen Kosten Sewikom in Rechnung zu stellen.“

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