Zukunft des Einzelhandels: Wie Höxter auf Schließungswelle reagieren kann

Höxter. Es begann mit der Hundekuchenbäckerei Keksdose an der Nicolaistraße. Wenig später folgte die nächste Hiobsbotschaft: das Geschäft &bdquo;Team Holzwolle“ in direkter Nachbarschaft kündigte ebenfalls die Schließung an. Mitte Dezember steht dann auch der Abschied von Lotto Ritter an: Hat der Einzelhandel in der Innenstadt, haben speziell die kleineren Geschäfte, ein Problem? Gabriele Ritter hat mit 76 Jahren keinen Nachfolger für ihr Geschäft gefunden. Sie plant, in den Ruhestand zu gehen - zweifelsohne wohlverdient. Unmittelbar darauf lässt sich die Schließung ihres Traditions-Ladens zurückführen. Das ist kein Einzelfall, weiß Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland aus Erfahrung. &bdquo;Die Suche nach einer Nachfolge für das eigene Unternehmen ist für viele Händler ein Problem“, sagt er. Tatsächlich gebe es rund sechsmal mehr Unternehmen, die einen Nachfolger suchten, als mögliche Nachfolger. Und die Möglichkeiten der Kommunen vor Ort, Inhaber dabei zu unterstützen, sind begrenzt. Passend dazu: Geschäftsaufgaben und Vandalismus: Wie steht es um Höxters Innenstadt? Bürokratie erschwert Suche nach Nachfolgern in Höxter Jürgen Knabe, der Geschäftsführer der Werbegemeinschaft Höxter, weist darauf hin, dass die Suche nach Nachfolgern oftmals auch durch die Flut an Auflagen erschwert werde. &bdquo;Die Bürokratie macht vieles kaputt“, glaubt er. Die bürokratischen Vorschriften werden im Land und Bund gemacht, Höxter hat da also nur wenig Möglichkeiten, die Regeln zu vereinfachen. Ein ganz anderes Problemfeld sind die Geschäftsaufgaben aus anderen Gründen. &bdquo;Unterm Strich sind es wirtschaftliche Gründe, die uns zu diesem Schritt zwingen“, sagt Wolfgang Schwind, der das Geschäft &bdquo;Team Holzwolle“ gemeinsam mit seiner Frau betreibt. Hier geht es ans Eingemachte. Nämlich ans Geld. Bei Mittelstädten verzeichnen Experten Renaissance Da lohne ein genauerer Blick auf die Kennzahlen. Aber vorab ordnet Hertel die generelle Situation von Mittelstädten ein: &bdquo;Allgemein kann man feststellen, dass die Mittelstädte in den vergangenen Jahren eine Renaissance erleben, die zu einer positiven Bewertung beiträgt.“ .responsive23-a1XlGXAno4q1hh1L-bar-horizontal-02122024-kaufkraft-prognose-2024 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-a1XlGXAno4q1hh1L-bar-horizontal-02122024-kaufkraft-prognose-2024 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-a1XlGXAno4q1hh1L-bar-horizontal-02122024-kaufkraft-prognose-2024 { padding-top: 142.86%; } } Die Industrie- und Handelskammer hat in Ostwestfalen wichtige Kennzahlen zum Konsum für die einzelnen Kreise erhoben. Dabei geht es also, mit Ausnahme von Bielefeld, nicht um die Lage in den Städten, sondern im gesamten Kreis. Dennoch lassen sich auch Rückschlüsse auf die Situation in den Städten ziehen - die sind ja immerhin Teil der Kreise. Lesen Sie auch: Höxteraner Innenstadt: Weiteres Geschäft zieht die Reißleine Im Kreis Paderborn können Menschen mehr Geld ausgeben 957,64 Millionen Euro einzelhandelsrelevante Kaufkraft hatten die Menschen im Kreis Höxter laut dieser Daten im Jahr 2022 zur Verfügung. Pro Kopf waren das 6.941 Euro. Zum Vergleich: Im Kreis Paderborn betrug die Kaufkraft 2022 rund 2.166 Millionen Euro, im Kreis Herford waren es 1.775 Millionen Euro. Im Vergleich mit den übrigen Kreisen in Ostwestfalen, ohne Lippe, weist der Kreis Höxter die geringste Kaufkraft auf. Ungünstigerweise kommt hinzu, dass die Menschen aus dem Kreis Höxter ihr Geld nicht automatisch im Kreis Höxter ausgeben. Die sogenannte Kaufkraftbindungsquote liegt in Ostwestfalen im Schnitt bei 82 Prozent. Der Kreis Höxter erreicht mit 72 Prozent die zweitschlechteste Quote in Ostwestfalen - nur die Menschen im Kreis Gütersloh lassen - wohl wegen der Nähe zu Bielefeld - noch weniger Geld in ihrem Heimatkreis; dort liegt die Quote bei 69 Prozent. In Bielefeld geben die Bewohner viel Geld vor Ort aus Am höchsten liegt diese Quote übrigens - richtig - in Bielefeld. In der kreisfreien Stadt geben 98 Prozent der Menschen ihr Geld vor Ort aus. Diese Strukturdaten sind für Höxter, daraus macht Hertel keinen Hehl, &bdquo;eher unterdurchschnittlich“. Er weißt aber auch darauf hin, dass eine Verallgemeinerung &bdquo;für konkrete politische Entscheidungen unsachgemäß“ sei. .responsive23-42oB0QHqT7MBLxTc-bar-vertical-02122024-kaufkraftbindungsquote { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-42oB0QHqT7MBLxTc-bar-vertical-02122024-kaufkraftbindungsquote { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-42oB0QHqT7MBLxTc-bar-vertical-02122024-kaufkraftbindungsquote { padding-top: 166.67%; } } Wohl dürfte klar sein, dass Städte nahe an Paderborn, etwa in Bad Driburg, viel an die große Schwester im Westen verlieren dürfte. Von Höxter selbst ist die Fahrt nach Paderborn mit knapp einer Stunde schon deutlich länger - zudem dürften die Holzmindener ihrem direkten Nachbarn an der Weser auch dann und wann mal einen Shopping-Besuch abstatten. Dem Handel in Höxter droht noch eine andere Gefahr Am Ende bleibt festzuhalten, dass die Menschen im Kreis Höxter gut daran täten, wenn sie noch ein wenig öfter in heimischen Gefilden einkaufen würden. Denn es gibt noch eine ganz andere Gefahr für den heimischen Einzelhandel. In einigen Kommunen ist das schon zu beobachten, in Höxter noch nicht. Es geht darum: Wenn viele Geschäfte in einer Straße auf einmal schließen, kann das dazu führen, dass die Straße so unattraktiv wird, dass noch mehr Geschäfte in der Straße schließen. &bdquo;Allgemein spricht man vom &bdquo;leerstandsinduziertem Leerstand“, erläutert Hertel. Passend zum Thema: Traditionsgeschäft in Höxter hört auf: Lotto-Laden schließt Mitte Dezember So können Städte auf Herausforderung reagieren Hätten etwa in der Nicolaistraße noch mehr Läden dichtgemacht, ohne dass es Nachfolger gibt, hätte sich daraus ein solcher Sog-Effekt entwickeln können. Gefährlich wird es laut dem Fachmann auch dann, &bdquo;wenn sich die Leerstände über Monate verdichten“. In einem solchen Fall müssten die Städte in seinen Augen &bdquo;proaktiv handeln“. Und zwar indem sie &bdquo;Dezentrale Gründerzentren“ bilden: &bdquo;Hinter diese Idee steckt nichts anderes, als den Gedanken der Gründerzentren - meist auf der Grünen Wiese - in den Innenstädten zu adaptieren.“ Konkret sollen neue Geschäftsgründer &bdquo;aktiv gesucht“ werden und &bdquo;über zum Beispiel drei Jahre geschult, die Wareneinrichtung mitfinanziert, der erste Wareneinkauf anteilig finanziert und die Mieten degressiv unterstützt werden“. Woran ein Gründerzentrum in Höxter scheitern dürfte Bundesweit fänden sich &bdquo;bereits sehr gute Beispiele“ dafür. Unter dem Strich bleibt an der Stelle allerdings die Frage der offenen Finanzierung. Denn: Die Stadt ist chronisch klamm - und Fördermöglichkeiten in dem Segment sind rar gesät, weiß der Experte. &bdquo;Einen allgemeinen bundesweiten Fördertopf Einzelhandel gibt es nicht.“ Vielmehr gebe es Förderungen für einzelne Segmente wie etwa den klimaresilienten Umbau. Letztlich sollte, so Hertel, müsse das Thema attraktive Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität &bdquo;immer Chefsache sein“. Das bedeute für ihn etwa auch, dass die Kommunen zum Beispiel bei Straßensperrungen sich im Vorfeld Gedanken machen sollten, wie die Kundschaft dennoch den Handel erreicht. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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