Sparkassenvorstand aus dem Kreis Höxter im Interview: „Andere sind risikofreudiger“

Das Sparschwein als Anlagemöglichkeit hat ausgedient, oder? Achim Frohß: Das Sparschwein ist für Kinder immer noch eine sehr gute Möglichkeit, den Umgang mit Geld zu erlernen und dass man sich durch das klassische Sparen sich später mehr leisten kann. Als Anlagemöglichkeit in der heutigen Zeit ist es aber nicht die allerbeste Option. Hier haben wir als Sparkasse zahlreiche andere, individuelle Möglichkeiten, Geld anzulegen, die höhere Renditen bieten können. Wer eine anständige Rendite haben möchte, kommt am Aktienmarkt nicht vorbei, oder gibt es Alternativen? Ein Blick in das aktuelle Vermögensbarometer zeigt: Bislang spüren erst 21 Prozent der Befragten, dass die Inflation gesunken ist. Die Mehrheit der Menschen passt sich weiterhin an die hohen Preise der Produkte des täglichen Bedarfs an: 56 Prozent gaben an, ihren Konsum immer noch einzuschränken. Im Vergleich zum Vorjahr ist das zwar ein Rückgang um 5 Prozentpunkte – aber immer noch deutlich mehr als die Hälfte. Viele Menschen sind auch weiterhin zurückhaltend mit ihren Ausgaben: 15 Prozent kaufen weniger ein, 12 Prozent vergleichen Preise oder kaufen günstiger ein. Aber zumindest gibt es zum ersten Mal seit vier Jahren eine leichte Verbesserung der Konsumlaune: 10 Prozent der Befragten haben im vergangenen Jahr wieder mehr Geld ausgegeben. In diesem Umfeld sind verständlicherweise auch Anlagen in zum Beispiel Aktien oder Fonds sinnvoll – die gesunde Mischung ist das Ziel. Was sagen Sie älteren Menschen, die Reißaus nehmen, wenn sie das Wort Aktien hören? Es ist verständlich, dass ältere Menschen vorsichtig sind, wenn es um das Thema Aktien geht. Aber hier liegt auch die Stärke unserer Sparkasse. Wir kennen unsere Kunden und unsere Kunden kennen uns. Gemeinsam können wir Bedenken und Misstrauen ausräumen und perfekt auf die Bedürfnisse unserer Kunden hin informieren und beraten. Lesen Sie auch: Mit diesen 5 Banken-Tipps aus dem Kreis Höxter spart man richtig Geld Angenommen, ich habe monatlich rund 200 Euro übrig, die ich gern zurücklegen würde. Was wäre da sinnvoll? Sparen ist zunächst nie verkehrt. Aber lassen Sie uns zunächst überlegen, was das Anlageziel ist und welcher Zeitraum in Erwägung gezogen wird. Von den Antworten ist abhängig, welche der zahlreichen Möglichkeiten zur Anlage von 200 Euro im Monat genutzt werden kann. Eine Option wäre, das Geld auf ein Sparkonto oder Tagesgeld einzuzahlen, um es für spätere Ausgaben oder Notfälle zu sparen. Eine andere Option wäre, das Geld in Aktien oder Fonds zu investieren, um eine noch höhere Rendite zu erzielen. Auch bei diesem Sparbetrag kann eine Aufteilung auf verschiedene Sparformen Sinn machen. Auch Aktienfonds haben ja mit Aktien zu tun. Gibt es denn gar keine Möglichkeit, Geld gewinnbringend anzulegen, ohne dabei Aktien oder Fonds kaufen zu müssen? Ich bin ein großer Freund von Aktienfonds, da durch den Mix aus verschiedenen Aktien ein Risiko von eventuellen Kursverlusten deutlich geringer ist und dennoch Fonds sehr gute Renditen erzielen können. Gerade für junge Leute spielt ja auch das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Aber kann ein Investment wirklich Gewinn bringen - und nachhaltig sein? Ja, natürlich. Es gibt viele Möglichkeiten, in nachhaltige Unternehmen oder Projekte zu investieren, die sowohl finanzielle Renditen als auch positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben können. Ein Beispiel dafür sind grüne Anleihen, die von Unternehmen oder Regierungen ausgegeben werden, um nachhaltige Projekte zu finanzieren. Es gibt aber auch nachhaltige Investmentfonds, die nur in Unternehmen investieren, die bestimmte Umwelt- und Sozialstandards erfüllen. Was unterscheidet den Investor von heute vom klassischen Sparer vor vierzig Jahren? Wir befinden uns in bewegenden Zeiten: Hinter uns liegen hohe Inflationsraten und Energiepreise, und immer noch beschäftigen uns die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die angespannte wirtschaftliche Situation in unserem Land. Aber natürlich gibt es auch immer wieder gute Nachrichten. Wir sehen, dass die Menschen wieder optimistischer auf ihre finanzielle Situation blicken. Bei unserer Umfrage für das Vermögensbarometer haben 38 Prozent der Deutschen angegeben, finanziell wieder gut oder sogar sehr gut aufgestellt zu sein. Das sind immerhin 4 Prozentpunkte mehr als noch 2023. In den vergangenen beiden Jahren hatte die finanzielle Zufriedenheit deutlich nachgelassen. Außerdem rechnen viele Menschen, 36 Prozent der Befragten, fest mit einer Verbesserung ihrer finanziellen Lage innerhalb der kommenden beiden Jahre. Nur noch jeder Fünfte erwartet eine Verschlechterung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Anteil der Skeptiker und Skeptikerinnen noch deutlich höher ist als 2021: Vor Beginn des Ukraine-Kriegs war lediglich jeder Zehnte pessimistisch und hieraus verändert sich auch das Sparverhalten der Menschen. Wird eigentlich auch heute noch im klassischen Sinne gespart? Wie sicherlich allen bekannt, sparen die Deutschen eher traditionell. Deutsche Sparer legen oft Wert auf Sicherheit und Stabilität und bevorzugen daher eher konservative Anlageformen wie Sparkonten, Festgeld oder Lebensversicherungen. Zum Beispiel in England und den USA, sicherlich auch in anderen europäischen Staaten, hingegen ist das Sparverhalten eher risikofreudiger und es wird häufiger in Aktien oder Investmentfonds investiert. Wie sparsam und sparfreudig sind die Menschen im Kreis Höxter? Die Sparmentalität in unserer Region ist natürlich traditionell noch etwas besser als in anderen Gebieten Deutschlands. Unsere Kunden profitieren durch die Zinswende der EZB und die gestiegenen Zinsen auch wieder deutlich mehr. Es gibt in Deutschland eine große Gruppe von Menschen, die wenig oder gar nicht und vor allem nicht regelmäßig sparen können. In konkreten Zahlen heißt das: 19 Prozent der Befragten sparen gar nicht und 30 Prozent sparen nur unregelmäßig, wenn sie dafür Geld übrig haben. Allerdings wollen vor allem die Jüngeren künftig auch wieder mehr sparen, was sicher sehr sinnvoll ist.

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