Altersvorsorge in Bielefeld: Experten-Tipps für die finanzielle Zukunft

Bielefeld. Der Weltspartag feiert heute ein besonderes Jubiläum. Seit 100 Jahren soll er in der letzten Oktoberwoche das Sparen ins Bewusstsein rufen und vor allem Kinder zum Ausleeren ihrer Sparschweine bei den Banken motivieren. Der pädagogische Aspekt stand immer im Vordergrund. Doch das Sparen hat sich über die Jahrzehnte verändert und nicht mehr alle Banken sind beim Weltspartag dabei. Bringt Sparen heute noch etwas? &bdquo;Sparen war und ist notwendig“, sagt Bielefelds Sparkassenvorstand Jörn Stöppel. Modern interpretiert sei er deshalb auch heute noch wichtig. Das bedeutet: &bdquo;Als Sparer frühzeitig die eigenen Wünsche und Ziele festlegen und klären, wann sie umgesetzt werden sollen“, erklärt Stöppel. Der alte Spruch von den Deutschen als Sparweltmeister habe nicht ausgedient. Nach aktuellen Befragungen sagen 76 Prozent, dass regelmäßiges Sparen für sie wichtig sei. &bdquo;Die Erkenntnis, dass allein die gesetzliche Rente in vielen Fällen nicht für einen sorgenfreien Lebensabend ausreichen wird, ist mittlerweile bei den meisten angekommen“, sagt Stöppel. Insgesamt 61 Prozent haben bereits finanzielle Maßnahmen für die eigene Altersvorsorge getroffen oder planen es. Lesen Sie auch: Deutsche Sparquote bleibt im internationalen Vergleich hoch Jeder Fünfte kann nicht regelmäßig sparen Bundesweit habe sich die Sparquote im zweiten Quartal 2024 mit 10,8 Prozent leicht gegenüber dem Vorjahresquartal mit 10,2 Prozent erhöht. Die Beobachtungen gelten auch für Bielefeld. Doch nicht jeder kann etwas an die Seite legen: &bdquo;Zur Wahrheit gehört auch, dass jeder fünfte Deutsche sich nicht in der Lage sieht, regelmäßig zu sparen.“ Sparen kann kurzfristig für eine kleine Rücklage dienen. Der klassische Fall ist, wenn die Waschmaschine kaputtgeht oder eine größere Reparatur am Auto fällig wird. Stöppel: &bdquo;Unsere Empfehlung ist, zwei bis drei Nettogehälter für unvorhersehbare Ausgaben vorzuhalten – hier eignet sich besonders ein Tagesgeldkonto.“ Mittelfristiges Sparen dient größeren Wünschen, wie einem besonderen Urlaub, einem neuen Auto oder einem Umbau am Haus. Hier würden sich Anlagemöglichkeiten mit einem garantierten Zins eignen, so Stöppel. Langfristiges Sparen dient der Altersvorsorge. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Lebens- und Rentenversicherungen, Wertpapiere oder die eigene Immobilie. Stöppel: &bdquo;Man sollte nicht allein auf ein Pferd setzen – die heutige Sparwelt ist bunt und vielfältig.“ Lesen Sie auch: Nicht nur ein Konto – Wie Sparer ihr Geld richtig verteilen Der Weltspartag hat für die Sparkasse nach wie vor einen hohen Stellenwert und ist für sie auch ein Teil des ihnen vom Gesetzgeber auferlegten Auftrages. An 24 Standorten im Stadtgebiet erwarten die Kundenberater daher eine vierstellige Zahl junger Sparer. Viele Filialteams haben sich kleine Überraschungen ausgedacht, vom Waffelbacken bis zum Glücksrad. Volksbank hat sich vom Weltspartag verabschiedet Die Volksbank in Bielefeld hingegen hat sich schon vor mehr als zehn Jahren vom Weltspartag verabschiedet. &bdquo;Die Erfahrungen haben gezeigt, dass wir an diesem Tag zu wenig Zeit haben, mit den Kindern und Eltern über dieses wichtige Thema zu sprechen“, sagt Volksbank-Sprecher Dennis Will. Sie gehen daher einen anderen Weg und setzen auf die persönliche Betreuung: &bdquo;Stattdessen laden unsere Kundenberater die Kinder an einem anderen Zeitpunkt zu einem persönlichen Gespräch mit ihren Eltern ein“, sagt Will. Dabei werde dann die Spardose geleert, gezeigt, wohin das Geld kommt und darüber gesprochen, wie Sparen funktioniert. &bdquo;Die Erfahrungen zeigen, dass es von den Kunden sehr gut angenommen und wertgeschätzt wird“, sagt er. Spielerisch werden Kinder mit dem neuen &bdquo;Wackelzahnsparen“ an das Thema herangeführt. Für Kinder ab fünf Jahren gibt es bei ausgefallenen Milchzähnen eine monetäre Belohnung. Drumherum erzählt ein illustriertes Kinderbuch einige Abenteuer aus der Region. Lesen Sie auch: DZ Bank: Scheu vor Aktien kostet Sparer Hunderte Milliarden Auch bei der Volksbank sind die Sparmöglichkeiten vielfältig. &bdquo;Eltern sind heute wesentlich offener und informierter, was das monatliche Sparen in Fonds für ihre Kinder angeht“, sagt Will. Anstelle des Sparbuchs steht heute die Börse im Fokus: &bdquo;Wer längerfristig für seine Kinder etwas ansparen möchte, wie für den Führerschein, setzt häufig auf das Fondssparen“, sagt er. Sparlücke von 77 Euro monatlich Dass die Deutschen mehr Geld für ihre finanzielle Vorsorge zurücklegen möchten, als sie aktuell können, zeigt eine Studie vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) zum Weltspartag in diesem Jahr. 253 Euro sei der durchschnittliche Betrag, den Sparer monatlich an die Seite legen wollen. Tatsächlich sind es aber nur 176 Euro. Es besteht eine sogenannte Sparlücke von 77 Euro. Dennoch: &bdquo;Im Jahr 2024 dürften die privaten Haushalte insgesamt 262,5 Milliarden Euro und damit 2,3 Prozent mehr als 2023 sparen“, prognostiziert der BVR. Auch Vermögensverwalter Rolf Bedner von Value Experts bestätigt die Entwicklung: &bdquo;Die Zeiten, in denen die Zinssätze bei den Banken über der Inflationsrate lagen, sind seit Anfang der 2000er-Jahre vorbei. Heute gibt es auf die klassischen Sparprodukte kaum noch eine Verzinsung – und wenn, liegt diese unter der Inflation.“ Das bedeute, der Sparer verliere Geld. Lesen Sie auch: Steigende Inflation und null Zins – So geht sparen mit Fonds Schuld sei die Staatsverschuldung: &bdquo;Notenbanken ist es nicht erlaubt, die Zinsen anzuheben, weil sich die Situation sonst verschlimmern würde“, sagt der Bielefelder, der auch schon in leitenden Funktionen bei der Deutschen Bank und der Credit Suisse für das Wertpapiergeschäft verantwortlich zeichnete. &bdquo;Nur sogenannte Sachwerte, also Immobilien und Aktien, funktionieren heute noch“, so Bedner. Beide Werte seien in den vergangenen Jahren, abgesehen von leichten Schwankungen, permanent gestiegen. &bdquo;Wir setzen auf ausgewählte Aktien, derzeit sehr stark auf die Chipindustrie in Nordamerika“, erklärt er. ETFs als günstige Alternative Der Online-Geldratgeber Finanztip empfiehlt hingegen statt der aktiv verwalteten Fonds passiv investierenden, börsengehandelte Indexfonds, sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds). &bdquo;Solche ETFs sind einfach, günstig, transparent und bequem. Dies ist besonders beim langfristigen Sparen vorteilhaft“, schreibt Finanztip-Experte Timo Halbe. Ein ETF ist der Nachbau eines Börsenindex, also einer Gruppe von mehreren Wertpapieren. Dieser habe einen großen Vorteil: &bdquo;Wegen geringerer Gebühren kosten sie deutlich weniger als Fonds, bei denen ein Fondsmanager die Wertpapiere einzeln aussucht, sogenannte aktive Fonds.“ Im ETF bleibe also von vornherein mehr von der eigentlichen Wertentwicklung erhalten. Über ein Online-Depot können Sparer selbstständig per Einmalzahlung oder Sparplan investieren.

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