Obacht Taschendiebe: Was steckt hinter den Zeichen auf dem Pflaster in der Höxteraner City?

Höxter. An mehreren Stellen in der Höxteraner Innenstadt leuchteten und leuchten in den vergangenen Tagen Warnungen vor Taschendieben vom Pflaster zu denjenigen hinauf, die Am Markt und auf der Marktstraße unterwegs waren. &bdquo;Polizei NRW“ steht über einem Dreieck in signalrot geschrieben, unten drunter dann noch das Wort &bdquo;Taschendiebe“. Das gleichseitog rot umrahmte Piktogramm zeigt eine Hand, die nach einer Euro-Banknote greift, die wiederum aus einer Handtasche hervorlugt. Sind denn Markt und Marktstraße ein solcher Hotspot für Langfinger? Nein, beruhigt Annemarie Berghoff, bei der Polizei Höxter zuständig für Prävention (insbesondere im Bereich Cybercrime). &bdquo;Wir haben natürlich Fälle von Taschendiebstahl in Höxter, vor allem in Supermärkten oder aber auch auf dem Wochenmarkt“, sagt sie im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“, &bdquo;aber die Zahlen sind nicht exponentiell angestiegen“. Tatsächlich seien die Markierungen auf dem Pflaster Teil einer Kampagne im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft. Sie sollen Aufmerksamkeit schaffen, dran erinnern, das Bewusstsein schärfen. Mit Erfolg, wie Berghoff berichten kann. Als sie selbst &bdquo;in zivil“ in der Stadt unterwegs gewesen sei, habe sie häufiger beobachten können, wie Menschen die Markierungen ins Auge fielen. Manche fassten sich testweise an Tasche oder Rucksack. Nach einiger Zeit - bei den aktuellen Regenmengen wohl eher früher als später - werden die Zeichen vom Pflaster wieder verschwinden. Die Sprühkreide löst sich dann auf. Aus Berghoffs Sicht ist das gut. &bdquo;Wenn die Zeichen dauerhaft da wären, wäre der Effekt weg.“ Das Stutzen: &bdquo;Nanu, was ist das denn?“ würde sich abnutzen. Was fehlt eigentlich alles, wenn die Geldbörse einmal weg ist? In Kombination mit den visuellen Warnungen war die Polizei Höxter in der vergangenen Woche auch mit einem Infostand auf dem Wochenmarkt vertreten. Wir erinnern uns, Diebe schlagen besonders gerne zu, wenn ihre Opfer einkaufen. &bdquo;Da liegt dann das Portemonnaie vorne im Rollator und man bückt sich, um unten im Regal das richtige Glas Bohnen zu greifen“, beschreibt Berghoff. Auf dem Wochenmarkt werden alternativ vielleicht Gemüse oder Obst inspiziert oder andere Auslagen in Augenschein genommen. Die Aufmerksamkeit jedenfalls weilt nicht mehr bei der Geldbörse. Und sei es auch nur kurz, häufig genug Zeit für Täter, lange Finger zu machen. Hauptzielgruppe der Präventionskampagne Taschendiebstahl waren Seniorinnen und Senioren, wie Annemarie Berghoff erklärt. Sie hat die Polizei Höxter an dem Infostand gemeinsam mit ihrem Kollegen Albert Ecke vertreten, Interessierte aufgeklärt und zum Beispiel auch Portemonnaie-Checks angeboten. Was ist da eigentlich alles drin, was fehlt also, wenn ein Dieb zuschlägt? &bdquo;Das sind dann nämlich nicht nur die 50 Euro Bargeld für den Wocheneinkauf“, weiß die Expertin. Neben EC- und Kreditkarte auch Mitglieds- und Punktesammelkarten, Führerschein und Ausweis oder private Fotos. Polizei und Staatsanwaltschaft verlangen am Telefon kein Geld Im Gespräch mit den Seniorinnen und Senioren sei es dann immer wieder auch um andere Themen gegangen, die entweder den älteren Menschen oder aber auch der Polizei unter den Nägeln brannten. Einbruchsschutz zum Beispiel. Oder Telefonbetrug. Aus Berghoffs Sicht ein Riesenthema. Aktuell bei den Tätern hoch im Kurs: &bdquo;Emotionale Erpressung nach einem vermeintlichen Unfall.“ Ein angeblicher Verwandter meldet sich, er oder sie sei nach einem Unfall festgenommen worden und brauche nun Geld, um wieder frei zu kommen. &bdquo;Häufig wird da auch keine Summe genannt, sondern gefragt: Wie viel hast du denn?“ Berghoff stellt klar: Die Polizei rufe niemals mit der &bdquo;110“ an und weder Polizei noch Staatsanwaltschaft verlangten am Telefon Geld oder Wertsachen. Denn: Es gab Fälle, da ließen sich die falschen Polizisten etwa mit drei Golduhren bezahlen. Die Täter am anderen Ende der Leitung wissen, was sie tun. Sie wissen, wie sie Druck aufbauen können, wie sie ihre Opfer anpacken müssen, damit die keine Zeit oder Gelegenheit haben, einen klaren Gedanken zu fassen. Denn, das betont Annemarie Berghoff, die Opfer seien nicht dumm oder dement. Doch das ist ein weiteres Problem: Scham. &bdquo;Wer glaubt denn so was? Wie konntest du darauf reinfallen?“ Warum haben es Kriminelle oft auf Senioren abgesehen? Ob die Opfer solche oder ähnliche Vorwürfe wirklich zu hören bekommen oder es nur befürchten - einerlei. Viele Trickbetrügereien werden laut Berghoff in der Folge nicht angezeigt. Dabei gäbe es dafür auch neben der Strafverfolgung einen wirklich guten Grund. Wurde Geld überwiesen, ist es unter gewissen Voraussetzung möglich, die Überweisung rückgängig zu machen. Allerdings nur für einen kurzen Zeitraum, deswegen sollten sich Opfer umgehend an die Polizei wenden. Betrüger - und auch Taschendiebe und Einbrecher - haben übrigens eine Schwäche für Seniorinnen und Senioren. Nicht weil sie sie per se für leichtgläubiger halten, sondern weil ihre Häuser abbezahlt sind, die Familie aus dem Haus und die Rente in der Regel hoch ist. Dazu ist häufig Schmuck im Haus. Sie suchen deshalb gezielt nach kurzen, das heißt alten Telefonnummern oder Vornamen, die so klingen, als gehörten sie zu betagteren Personen. &bdquo;In ein frisch gebautes Einfamilienhaus wird kaum jemand einbrechen wollen“, sagt Berghoff. Da ist die Wahrscheinlichkeit auf fette Beute nämlich deutlich geringer. Auch außerhalb solcher Kampagnen bietet die Kreispolizeibehörde Höxter Hilfe an, etwa in Form von Präventionsvorträgen oder individuellen Beratungen zum Beispiel zum Thema Einbruchsschutz. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann sich bei Albert Ecke unter Tel. 05271 9621351 oder bei Annemarie Berghoff unter Tel. 05271 962 1353 beziehungsweise per Mail an KK1_Vorbeugung.Hoexter@polizei.nrw.de informieren.

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