Nationalpark-Bürgerentscheid im Kreis Höxter: Wie reagieren Politiker und Experten?

Kreis Höxter. Nein, so deutlich hätte er sich das Ergebnis auch nicht vorgestellt: Hubertus Fehring, Chef der Seniorenunion im Kreis Höxter, hat von Anfang an gegen die mögliche Errichtung eines Nationalparks im Kreis Höxter Position bezogen und war im November mit dabei, als Nationalparkgegner die Interessensgruppe &bdquo;Unsere Egge“ gegründet haben. Die CDU hatte sich recht früh eindeutig gegen die Errichtung eines Nationalparks ausgesprochen. &bdquo;Ich bin richtig froh und glücklich, dass das Ergebnis so eindeutig ist“, sagt Fehring im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. In seinen Augen war es richtig, zu versuchen, die Leute davon zu überzeugen, &bdquo;dass Naturschutz auch anders geht“. Nun sei es gelungen, die Mehrheit dafür zu gewinnen. Fehring wertet das Votum der Bürgerinnen und Bürger als &bdquo;deutlichen Rückenwind“ für die Position, die der Kreistag von Beginn an eingenommen hatte, indem er sich gegen einen Nationalpark im Kreis Höxter aussprach. Riesige Enttäuschung hingegen herrscht bei den Initiatoren des Bürgerentscheids für einen Nationalpark. &bdquo;Daraus mache ich keinen Hehl“, sagte der SPD-Politiker Uli Kros, der das Bürgerbegehren mit angestoßen hat. Es sei entlang der Parteilinien abgestimmt worden. &bdquo;Im Ergebnis spiegeln sich die Wahlergebnisse von CDU. FDP und AfD wieder“. Es sei dennoch richtig gewesen, den Bürgerentscheid zu initiieren, sagt der Nieheimer, denn mit Blick auf die hohe Beteiligung sei das auf jeden Fall ein Gewinn für die Demokratie. Skepsis bei jungen Menschen &bdquo;Ich glaube, wir haben einen sehr engagierten Wahlkampf geführt“, so Kros. Und wenn jetzt auch nicht der Zeitpunkt sei, die Nationalparkgegner zu beschimpfen, so bleibe doch festzuhalten, dass diese die Fairness nicht immer eingehalten haben. Kros spielt dabei unter anderem auf einige Werbeplakate der CDU aber auch Unwahrheiten an. &bdquo;Ein guter Tag für die Demokratie, ein schlechter Tag für Höxter und die Natur“, bilanziert Kros seine Sicht. &bdquo;Wir wollten der großen Artenschutzkrise entgegenwirken.“ Zudem habe man sich viel Benefit für die Region erhofft. Den werden nun andere haben, meint er. .responsive23-Wnyy4GX6BqTqze1h-pie-natinalpark-buergerentscheid { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Wnyy4GX6BqTqze1h-pie-natinalpark-buergerentscheid { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Wnyy4GX6BqTqze1h-pie-natinalpark-buergerentscheid { padding-top: 142.86%; } } Der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Goeken (CDU) wiederum hätte das Ergebnis &bdquo;so klar und eindeutig“ nicht erwartet. Es zeige, wie deutlich die Bevölkerung einen Nationalpark ablehne. Die hohe Wahlbeteiligung zeige, wie groß das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an dem Thema gewesen sei. In Gesprächen habe er immer wieder wahrgenommen, dass auch bei den jungen Menschen die Skepsis gegenüber einem Nationalpark groß gewesen sei, &bdquo;viele haben mir gesagt, dass sie gegen eine Verbotspolitik sind“. Nun gelte es, Lösungen zu finden, um die schützenswerte Natur weiterzuentwickeln. Lesen Sie auch unseren Kommentar: Kinder im Kreis Höxter haben eine bessere Zukunft verdient SPD-Kreis-Chef Helmut Lensdorf, der zu den Befürwortern gehört, reagierte zunächst mit einem Blick nach vorn: &bdquo;Jetzt gehört es zur demokratischen Verantwortung, mit dem Votum konstruktiv umzugehen und gemeinsam einen guten Weg für den Kreis Höxter zu gestalten.“ Positiv bewertete er die lebhaften Diskussionen. Bei allen Anspannungen und Zumutungen berge diese demokratische Auseinandersetzung großes Potenzial, so Helmut Lensdorf. Abstand von Nationalparkplänen Und weiter: &bdquo;Die SPD wird in jedem Fall dazu beitragen, die hier freigesetzten Ideen konstruktiv und kreativ für den Kreis Höxter zu nutzen.“ Selten zuvor sei die kommunale Demokratie lebendiger gewesen: &bdquo;Bürgerbegehren und Bürgerentscheid bei dieser wichtigen Frage verleihen dem Kreis Höxter neues demokratisches Profil.“ Dieses sei ein Verdienst engagierter Bürgerinnen und Bürger. Jedoch sei das gesellschaftliche Klima im Kreis Höxter auch lange nicht mehr so gereizt gewesen wie zur Frage des Bürgerentscheids, meint Lensdorf weiter. In dieser Phase hätten die Frauen und Männer in politischen Führungsfunktionen besondere Verantwortung. &bdquo;Wir waren von Anfang an für ein faires, demokratisches Verfahren. Wir haben mit anderen erfolgreich für das Bürgerbegehren gekämpft und so den demokratischen Basisentscheid ermöglicht. Der erste Bürgerentscheid ist ein Gewinn der kommunalen Demokratie. Wir haben uns seitens des SPD-Kreisverbandes eine andere Entscheidung gewünscht. Die Bürgerinnen und Bürger haben souverän entschieden. Davor haben wir großen Respekt. Das Votum der Mehrheit gilt“, so der SPD-Kreisvorsitzende. Auch der Vorsitzende der CDU im Kreis Höxter und Bundestagsabgeordnete Christian Haase meldet sich zu Wort. &bdquo;Der CDU Kreisverband Höxter bittet unseren Landrat Michael Stickeln, diese Entscheidung dem zuständigen Ministerium in Düsseldorf zeitnah mitzuteilen“, heißt es in einem Schreiben an die Presse. Die Kreis-CDU gehe davon aus, &bdquo;dass gemäß dem Koalitionsvertrag der Schwarz-Grünen Landesregierung das Votum der Region respektiert wird und von den Plänen für einen Nationalpark Egge nun ein für alle Mal Abstand genommen wird“. Vorhandenen Naturpark weiterentwickeln Haase geht auch auf die aufgeheizte Stimmung rund um die Nationalparkdebatte ein: &bdquo;Unter Demokratiegesichtspunkten lässt sich Einiges aus dem Verfahren lernen“, meint er. Wichtig sei der CDU, dass man &bdquo;auch eine andere Meinung als die eigene akzeptieren sollte“. Der Meinungsaustausch mache Demokratie stark. Die CDU werde nun gemeinsam mit der Landesregierung &bdquo;prüfen, wie der vorhandene Naturpark weiterentwickelt werden kann, im besten Sinne der Menschen und der Natur“. Aus Sicht der Grünen wurde mit dem Entscheid eine große Entwicklungschance &bdquo;für die Natur und für eine naturverträgliche Entwicklung unseres Kreises ausgeschlagen“, meinen die Grünen-Kreischefs Anne Rehrmann und Josef Schlüter. Die Nationalpark-Gegner seien jetzt gefordert, dass mit diesem verlorenen Bürgerentscheid nicht der Kreis Höxter insgesamt und auf lange Sicht verloren hat. Ihrem &bdquo;Ja zur Natur“ müssten Taten folgen. &bdquo;Sie sind in der Pflicht, für den Kreis Höxter auf anderem Wege die positiven Auswirkungen zu erreichen, die mit dem Nationalpark abgelehnt wurden. Wir sehen nicht, wie das gelingen kann, sind aber offen für realistische Vorschläge zur Stärkung der Natur und zur nachhaltigen Entwicklung unseres Kreises.“ Lesen Sie auch: Paderborner reagieren auf das Nein im Kreis Höxter zum Nationalpark Egge Der ehemalige Chef der Bundesforstverwaltung, Dietrich von Hirschheydt aus Beverungen, hat sich kritisch zu den Nationalparkplänen geäußert. Im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ drückt er seine Erleichterung über das Wählervotum aus. &bdquo;Ich glaube, dass die Menschen im Kreis Höxter eine sehr gute Entscheidung getroffen haben.“ Die Egge sei von der Gebietskulisse als Nationalpark &bdquo;total ungeeignet“. Überdies benötige der Wald in jetzigen Zeiten des Klimawandels &bdquo;Pflege und Betreuung – das kann die Natur nicht“.

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