„Geht nicht, gibt es nicht“: Höxteraner Handwerksbetrieb erhält Auszeichnung für Integration

Höxter-Ottbergen. Die Geschichte von Arash Rahimi beginnt mit einem Rückblick. Nur so lässt sich verstehen, warum der Vizepräsident der Handwerkskammer OWL dem 30-Jährigen an diesem Dienstag gratuliert. Es fängt also damit an, dass vor acht Jahren in der Notunterkunft in Bruchhausen die Heizungsanlage ausfällt: Heizkörper werden nicht mehr warm - und die Bewohner sitzen im Kalten. Die Betreiber rufen bei Hecker Haustechnik an, Betriebsinhaber Dietmar Nolte kommt persönlich vorbei. In einem Zimmer trifft er Rahimi, damals 22 Jahre alt, der aus dem Iran gerade nach Deutschland geflüchtet war. Rahimi wartet mit einer präzisen Problemanalyse auf, zur Überraschung des herbeigerufenen Handwerkers: Der junge Mann wusste, was zu tun ist, um den Fehler zu beheben. Nolte war überrascht: &bdquo;Mensch woher weißt der das?“ Und beeindruckt: &bdquo;Ich habe ihm direkt angeboten, eine Ausbildung in unseren Betrieb zu absolvieren.“ Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die sich bis heute fortsetzt. Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL, und Kammer-Geschäftsführer Carl-Christian Goll überreichen Betriebsinhaber Nolte den Integrationspreis des Handwerks in NRW. Das ist auch, aber nicht nur der Erfolgsgeschichte rund um Rahimi zu verdanken. Der Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister (sieben Mitarbeiter und zwei Auszubildende) hat den Betrieb 1997 von Firmengründer Gerhard Hecker übernommen. Ausbildung in Deutschland nicht anerkannt Fünf Mitarbeiter mit Migrationshintergrund hat er bereits ausgebildet, alle sind mittlerweile in Lohn und Brot - entweder bei anderen Handwerksbetrieben oder aber in der Industrie. &bdquo;Sie leben Integration und zeigen, dass ein Miteinander in Vielfalt für den wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes förderlich ist“, betonte Desrüsse. Goll betonte, diese Leistung stehe stellvertretend für die Integrationsleistung zahlreicher Betriebe in OWL. Die größte Erfolgsgeschichte ist aber wohl die von Rahimi. In seiner Heimat hatte er Abitur gemacht, ging den Schritt in die Selbstständigkeit, hatte Gasleitungen geschweißt, seine Ausbildung wurde in Deutschland allerdings nicht anerkannt. &bdquo;Auch in Deutschland verfolge ich das Ziel, irgendwann selbstständig zu sein“, blickt der 30-Jährige auch kritisch zurück auf die Anfänge in Deutschland: In den Deutschkursen habe er gemeinsam mit Geflüchteten gesessen, die das Alphabet nicht beherrscht haben. Vorher habe ihm die Behörde angeboten, als Maler zu arbeiten. &bdquo;Ich bin doch kein Maler, was stimmt denn nicht?“ Aber arbeiten, das wollte er. Und er hatte ein Ziel. Die Selbstständigkeit. Nolte half ihm, dem Ziel näher zu kommen. &bdquo;Ich habe bei ihm gezeigt, was ich alles drauf hatte“, sagt der gebürtige Iraner. Anfangs kämpft er noch mit Sprachproblemen Nolte sagt, dass Rahimi zu Beginn um mehr Arbeit gebeten habe, auch Samstag könne er anpacken. Er räumt ein, dass er im ersten Lehrjahr noch Probleme wegen der Sprache gehabt habe. &bdquo;Anfangs habe ich von 100 Prozent des Stoffs in der Berufsschule fünf bis sechs Prozent verstanden.“ Aber er büffelte und büffelte. Schloss die Gesellenprüfung schließlich mit der Note 1,2 ab. Das ist die beste Zensur am Berufskolleg der vergangenen zehn Jahre gewesen. Und dann hat er im praktischen Leistungswettbewerb auf Kammerebene gleich noch den zweiten Platz abgeräumt. &bdquo;Da habe ich selbst einen Fehler gemacht, sonst wäre ich Erster geworden“, sagt der selbstbewusste 30-Jährige. Folgerichtig ist da, dass er im Anschluss seine Meisterprüfung abgelegt hat - als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Rechtlich gesehen ist der Traum von der Selbstständigkeit also möglich. Nolte sieht in seinem Betrieb großes Wachstumspotenzial vor Ort, zu tun gebe es genug. Ein weiterer Meistertitel soll folgen &bdquo;Die Arbeiten werden nicht weniger werden“, sagt der Chef. Mehr Bürokratie und neue Techniken sorgten dafür, dass immer genug zu tun sei. Und Personal sei Mangelware. Sein 18-jähriger Sohn mache gerade eine Ausbildung bei einem benachbarten Betrieb, er sei aber noch zu jung, um selbst die Verantwortung zu übernehmen. &bdquo;Er braucht noch ein bisschen.“ Deshalb soll Rahimi in seinen Betrieb als Teilhaber einsteigen. &bdquo;Wir sind in Verhandlungen getreten, wir wollen das hinkriegen.“ Rahimi: &bdquo;Ich bin sehr dankbar, dass er mir die Chance ermöglicht hat. Er war für mich immer da, auch ich werde immer da sein.“ Er sagt aber auch: &bdquo;Um sich ein neues Leben aufzubauen, muss man auch selbst etwas dafür tun.“ Für ihn jedenfalls gelte die Devise &bdquo;geht nicht, gibt es nicht, für mich ist alles machbar“. Bevor er im Betrieb einsteigt, möchte er jetzt einen Meister in Elektrotechnik machen - das ergänze sich ideal. Goll stellt abschließend klar: &bdquo;Die Aufgaben im Handwerk werden nicht weniger. Es mangelt aber an Personal. Das wird ohne Menschen aus dem Ausland nicht funktionieren.“

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