Zorn auf die Bundesregierung: Das fordern die Teilnehmer der Bauerndemo in Höxter

Kreis Höxter. Unversöhnlich und zornig: Bauern, Handwerker und Unternehmer haben ihren Unmut über die Regierung im Kreis Höxter auf die Straßen getragen. Während einer Kundgebung auf dem Berliner Platz in der Kreisstadt haben Redner aus verschiedenen Wirtschaftsbranchen immer wieder Neuwahlen gefordert. Laut einer Schätzung der Polizei haben sich 1.500 Personen und 600 Traktoren, Lastwagen und Baufahrzeuge an der vorangegangenen Sternfahrt beteiligt. Einer ersten Einschätzung der Polizei ist die Großkundgebung ohne Zwischenfälle verlaufen. Die Sternfahrten, mit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Kreis Höxter zum Veranstaltungsort aufgebrochen waren, hatte am Morgen bis Nachmittags kreisweit für Behinderungen auf den Straßen gesorgt. Höhepunkt war am Nachmittag die Kundgebung auf dem Berliner Platz in Höxter, deren Start sich um eine halbe Stunde verzögert hatte. Nach dem Ende der Kundgebung gegen 16 Uhr brachen die Teilnehmer auf, was erneut zu Hupkonzerten, aber auch zu Verkehrsbehinderungen geführt hatte. Neuwahlen und Neuausrichtung gefordert &bdquo;Unglaublich, wie viele Leute gekommen sind“, sagte Klaus Siebeneicher, Unternehmer aus Beverungen, der die Großveranstaltung auf die Beine gestellt hatte. &bdquo;Diese Regierung macht mich persönlich wahnsinnig“, stellte er in seinem Statement klar. Er habe noch keine Bundesregierung gesehen, in der es &bdquo;so viele unfähige und ahnungslose Minister“ gegeben habe, wie in der jetzigen Regierung. Dafür gab es den ersten Szenenapplaus. Es sollte nicht beim einzigen Applaus für sehr markige Aussagen bleiben. An diesem Nachmittag kommen nicht nur Landwirte zu Wort, sondern auch Unternehmer, Handwerker – und eine normale Bürgerin. All ihre Stellungnahmen eint, dass sie sich Neuwahlen oder zumindest eine Neuausrichtung der Politik oder neues Personal in den Ministerämtern wünschen. &bdquo;Irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht“, sagte Kreislandwirt Antonius Tillmann. Und irgendwann sei eben jetzt: In der Regierung brauche das Land nicht die guten Leute, sondern die besten. &bdquo;Ich sage nicht, die Ampel muss weg, ich sage, die Leute müssen weg.“ In der kommenden Woche habe der Landwirtschaftliche Kreisverband Höxter Busse gemietet, um damit nach Berlin zu fahren: &bdquo;Wir müssen denen Beine machen, damit sie merken, dass es so nicht weitergeht.“ Zuhörer kritisiert rechte Vorurteile in Rede Nach der Rede von Axel Bürger, Geschäftsführer von BFI-Stahlbausysteme, kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung: Ein Zuhörer hatte dem Redner vorgeworfen, mit seiner Rede rechte Vorurteile zu bedienen und damit dem Vorwurf von linker Seite Vorschub zu leisten, die Bauern-Demos würden von Rechten genutzt, um Propaganda zu verbreiten. Davor hatte Bürger unter dem Vorwand, einen grünen Politiker zu zitieren, sinngemäß gesagt, Deutschland werde bewusst dadurch geschwächt, indem Geld als Entwicklungshilfe in Länder fließe, die Deutschland ökonomisch schon überflügelt hätten. &bdquo;Die Leute in Berlin sind nicht blöde, die handeln nach Vorsatz“, meinte er. Marc Becker, Geschäftsführer der Gebr. Becker GmbH in Höxter, sprach sich für einen Natur- und Umweltschutz aus, dem die Bevölkerung Vertrauen entgegenbringen könne und für eine Politik, &bdquo;die alle in die Lage versetzt, klimafreundlich zu heizen“. Stattdessen handele die Regierung &bdquo;grob fahrlässig“ und schade Handwerk und Wirtschaft. Was sagt ein Biolandwirt? Biolandwirt Josef Jacobi aus Körbecke hält es für &bdquo;aberwitzig, wie mit uns Bauern umgesprungen wird“. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes zahlten die heimischen Bauern mehr für den Diesel als Landwirte in anderen EU-Ländern – dazu kämen ständig neue Vorschriften. &bdquo;Wehrt euch gegen diese Gängelung.“ Uwe Klare, Fleischermeister, der für die Versorgung der Demonstrationsteilnehmer auch 1.000 Würstchen gespendet hatte, sieht die &bdquo;Wichtigkeit der handwerklichen Arbeit immer weniger geschätzt“. Er fühle sich als &bdquo;Handwerksmeister mit meiner Qualifikation überhaupt nicht für voll genommen“. Die gesellschaftliche Mitte habe in seinen Augen &bdquo;keinen Stellenwert“ mehr. &bdquo;Unsere Arbeit wird einfach nicht wertgeschätzt, jeder Bürokratenjob hat einen höheren Stellenwert.“ In Frankreich habe Landwirtschaft einen viel höheren Stellenwert. Walter Rieks von der Firma Rieks in Nieheim, die unter anderem Heizöl, Diesel, Benzin und alle Schmierstoffe liefert, aber auch Bautransporte durchführt, forderte ein Aussetzen der CO2-Abgabe und der Lkw-Maut. &bdquo;Beides führt zu hohen Kosten im System.“ Neben Unternehmern aus weiteren Branchen sprach auch Bettina Wohlfahrt (60). Die Arzthelferin berichtete, dass von ihrer Rente von 850 Euro zwischen 650 und 700 Euro bleiben würden. &bdquo;Ich habe 45 Jahre voll gearbeitet. Hat sich das für mich gelohnt?“ Viele Menschen in Deutschland lebten am Existenzminimum, die Regierung verteile zwar Geld &bdquo;aber den falschen Leuten“. Ein Landwirt hat &bdquo;die Schnauze voll“ Neben weiteren Unternehmern sprach auch der vielen Landwirten unter anderem durch Youtube bekannte Anthony Lee aus Rinteln. &bdquo;Mein Name ist Lee – und ich habe die Schnauze voll“, das war sein erster Satz. Die Bauern seien nicht auf die Straße gegangen &bdquo;für ein paar Euro mehr, sondern dafür, dass wir die Menschen auch weiterhin mit dem Wichtigsten versorgen können, das es gibt: Lebensmittel“. Lee ist nicht unumstritten, im April hatte er der CDU wegen ihrer Landwirtschaftspolitik den Rücken gekehrt und ist nun Spitzenkandidat zur Europawahl der Freien Wähler in Niedersachsen. Gegen 16 Uhr verabschiedete Siebeneicher die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und lud sie zur Teilnahme am Protest in der kommenden Woche in Berlin ein. &bdquo;Aber auch hier werden wir uns vermutlich öfter treffen“, gab er den Landwirten und Handwerkern noch mit auf den Weg. Nachdem die Teilnehmerinnen der Kundgebung von den verschiedenen Parkplätzen im Stadtgebiet aufgebrochen waren, kam es erneut zur Behinderungen und längeren Wartezeiten auf den Straßen. Laut Angaben der Polizei verlief die Versammlung &bdquo;friedlich und störungsfrei“ – bis auf die Verkehrsbehinderungen: &bdquo;Bei der Anfahrt kam es punktuell aufgrund der hohen Anzahl an Fahrzeugen zu Verkehrsbehinderungen“, teilt die Behörde in einer Bilanz mit. Wie war die Stimmung auf dem Platz? Auf dem Berliner Platz hatte bis kurz vor Beginn fast Feststimmung, ganze Familien waren mit ihren Kindern da. Von allen Seiten waren die Trecker und Lkw am Vormittag nach Höxter gekommen. Teilweise ging es sehr langsam voran, weshalb es an vielen Stellen größere Verkehrsbehinderungen gab. So brauchten beispielsweise die Nieheimer mit ihren mehr als 100 Fahrzeugen gut eine Stunde, um vom Gewerbegebiet bis zur Stadtgrenze in Nieheim zu gelangen. Auslöser für den Protest war die von der Ampelregierung in Berlin beschlossene Streichung der Förderung für Agrardiesel und die Einführung der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche genutzte Fahrzeuge. Die Aktionen in OWL im Überblick In zahlreichen Städten in OWL finden Aktionen der Landwirte aus der Region statt. Wo welche Veranstaltungen stattfinden und wo es zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen kann, zeigt die Übersicht. Das Wichtigste zu den Bauernprotesten in OWL im Überblick Das Wichtigste zu den Bauernprotesten im Kreis Minden-Lübbecke im Überblick Das Wichtigste zu den Bauernprotesten im Kreis Gütersloh im Überblick Das Wichtigste zu den Bauernprotesten in Bielefeld im Überblick Das Wichtigste zu den Bauernprotesten im Kreis Lippe im Überblick Das Wichtigste zu den Bauernprotesten im Kreis Herford im Überblick Das Wichtigste zu den Bauernprotesten im Kreis Paderborn im Überblick

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