Diese Kriminalfälle haben den Kreis Höxter 2023 in Atem gehalten

Kreis Höxter. Kaum irgendwo in Nordrhein-Westfalen ist es so sicher wie im Kreis Höxter. Jahr für Jahr können sich die Verfolgungsbehörden dafür erneut auf die Schulter klopfen. 2023 gab es trotzdem den einen oder anderen spektakulären Kriminalfall, der die überregionale Aufmerksamkeit auf den Kreis oder Menschen aus dem Kreis Höxter gelenkt hat. Allen voran Robert E. aus Warburg. Denn, um noch eine weitere Statistik milde einfließen zu lassen: In der Regel fallen Menschen Angehörigen, Partnern, Bekannten oder Kollegen zum Opfer. Der unheimliche Fremde, der aus dem Gebüsch springt und angreift, macht zwar deutlich mehr Angst, ist aber – statistisch gesehen – nicht derjenige, vor dem sich gefürchtet werden sollte. Robert E. jedoch ging genau so vor. Er suchte sich ein unbekanntes Opfer und schlug zu. Der Würmseemord-Prozess Täter und Opfer hatten keinen Streit, waren nie ein Paar, kannten sich noch nicht einmal. Trotzdem hat das Zusammentreffen von Robert E. und Kerstin Simone G. im September 2022 am Würmsee im niedersächsischen Burgwedel nur Ersterer überlebt. Knapp ein Jahr später wird der Warburger zu lebenslanger Haft verurteilt, wobei das Hannoveraner Landgericht die besondere Schuldschwere feststellt. Das heißt, dass Robert E. nicht nach 15 Jahren verbüßter Haft auf vorzeitige Entlassung hoffen darf. Sicherungsverwahrung wird indes nicht verhängt. Der Mordprozess ist ein Indizienprozess. Neben Tatzeugen fehlt vor allen Dingen auch die Leiche der 56-Jährigen. Sie wird erst einige Wochen nach dem Urteil entdeckt. Doch DNA des Warburgers an einer selbst hergestellten Strumpfmaske sowie Bewegungsdaten des Handys und ein Blitzerfoto räumten beim Gericht alle Zweifel aus. Das Landgericht gelangte am Ende zur Überzeugung, dass der Warburger in Kerstin Simone G.s Laube am Würmsee eindrang und auf sein schlafendes oder überraschtes Opfer einstach, bis es starb. Der Kaserneneindringling Großeinsatz in Höxter: Stundenlang ging auf der Brenkhäuser Straße nichts mehr. Hakim S. (Name geändert), ein 24-Jähriger aus Höxter, war im Februar unbefugt auf das Gelände der General-Weber-Kaserne gelangt, dort halb entkleidet auf das Dach seines Autos gestiegen und mit teils unverständlichen Drohungen und beunruhigenden Gesten aufgefallen. Die Brenkhäuser Straße wurde weiträumig abgesperrt, die Kaserne und umliegende Gebäude wurden evakuiert. Am Ende rückte sogar der Kampfmittelräumdienst an – Hakim S. hätte ja eine Bombe dabei haben können. Schwer verletzt wurde niemand, auch der Anschlagsverdacht erhärtete sich nicht. Stattdessen, das brachte das psychiatrische Gutachten im Prozess vor dem Paderborner Landgericht ans Licht, ist der 24-Jährige psychisch schwer krank und war nicht für seine Handlungen zur Verantwortung zu ziehen. Er wurde in eine Psychiatrie eingewiesen. Der Automatensprenger Im Dezember 2022 entschied sich Jeremiah A. (Name geändert) dazu, des Nachts von Amsterdam nach Ossendorf zu fahren. Wohin auch sonst, mag man sich fragen. Aber der 28 Jahre alte Niederländer hatte keine touristischen Absichten. Stattdessen sprengte er mit zwei Komplizen, die bis heute unbekannt sind, einen Geldautomaten in dem Warburger Ortsteil in die Luft. Neben zwei gewaltigen Knalls nahm auch das Gebäude erheblichen Schaden. Weil zwei Polizeibeamte schnell am Tatort waren, konnte zumindest Jeremiah A. für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden. Ende August fällte das Landgericht Paderborn das Urteil: Drei Jahre und zehn Monate Haft. Die Verpuffung im Garten Ein Grillabend endet Mitte Juli in einer Tragödie. Auch wenn es sich bei der Verpuffung in Höxter-Bruchhausen um keinen Kriminalfall handelt, sorgte sie doch für einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Mit einem Lagerfeuer in einer Feuersäule sollte auf einer privaten Gartenfeier für Ambiente gesorgt werden. Doch es kam zu einer Verpuffung, durch die die Gäste der Feier teils schwer verletzt wurden. Ein Mann starb im Krankenhaus. Der renitente Senior Eine Verfolgungsjagd auf der Bundesstraße 64 bei Höxter-Godelheim. In den Hauptrollen: ein 69-Jähriger aus Höxter und die Polizei. Mitten in einer Nacht im Juni setzt sich ein psychisch auffälliger Senior ins Auto und fährt los. Die Polizei wird alarmiert und versucht, den Höxteraner aufzuhalten. Zweimal rammt der Senior mit seinem Wagen ein Polizeiauto, ehe er einen 18-Jährigen aus Willebadessen, der auf der B64 in Gegenrichtung unterwegs ist, zu einer Vollbremsung zwingt. Die Autos touchieren sich zwar, schlimmere Folgen bleiben aber aus. Die Fahrt des Senioren endet im Gebüsch. Dort wird der Mann festgenommen – unter Widerstand. Juristisch wird der Ausflug für den 69-Jährigen noch ein Nachspiel haben. Vor dem Höxteraner Amtsgericht wird er sich unter anderem wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr mit Körperverletzung und Nötigung verantworten müssen. Die Welpen von Istrup Mehrfach musste die &bdquo;NW“ in diesem Jahr über Tiere berichten, die schlecht behandelt oder sogar gequält wurden. In Istrup hob das Veterinäramt Ende Juni eine illegale Hundezucht aus und nahm 24 Maltipoos, eine Mischung aus Malteser und Pudel, in Obhut. In Tierheimen und Auffangstationen wurden die Tiere, die teils in katastrophalem Zustand waren, gepäppelt. Mittlerweile haben fast alle neue liebevolle Herrchen und Frauchen gefunden. Im September gibt eine überforderte Halterin in Bad Driburg-Dringenberg 22 Hunde freiwillig ab. Parallel beschlagnahmt das Veterinäramt Holzminden 24 verwahrloste Katzen. Die Halter zeigen sich wenig kooperativ, verstecken Tiere und greifen eine Mitarbeiterin des Veterinäramts an. Das Horrorhaus Wilfried W. steht 2023 wieder vor Gericht – diesmal geht es darum, ob der wegen versuchten und vollendeten Mordes verurteilte, heute 53-Jährige nachträglich Sicherungsverwahrung erhalten kann. Die 2018 verhängte Strafe betrug elf Jahre Haft. Die Antwort nach sieben Prozesstagen: Ja. W.s Verteidiger will das Urteil jedoch dem Bundesgerichtshof vorlegen. Wilfried und Angelika W. hatten in ihrem Haus in Bosseborn über Jahre Frauen gequält und gefoltert. Zwei ihrer Opfer überlebten nicht. Der frühere Kassenleiter Ende August muss sich der ehemalige Kassenleiter der Stadt Willebadessen vor dem Amtsgericht Warburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, städtisches Geld auf eigene Konten umgeleitet zu haben. Und das in 46 Fällen. Um rund 33.500 Euro soll sich der 44 Jahre alte Michael K. (Name geändert) so bereichert haben. Eine Freiheitsstrafe steht im Raum. Doch so soll es nicht kommen. Die Parteien einigen sich. Das Ende vom Lied: Der 44-Jährige zahlt 6.000 Euro an ein Kinderhospiz und gilt dann als nicht vorbestraft. Der Graf und die Rennbahn Zugegeben, es ist kein klassischer Kriminalfall, aber diese Auseinandersetzung beschäftigte mehrere Gerichte über Jahre. Zudem finden sich zwei sehr prominente Männer aus dem Kreis Höxter in den Hauptrollen, nämlich Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff und Hans-Jürgen von Glasenapp. Auch wenn die Verfahrensbeteiligten natürlich Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff (UGOS) und Bilster-Berg-Drive-Resort heißen. Das Oberlandesgericht in Hamm hat nun einen juristischen Schlussstrich unter den Rechtsstreit gezogen. Mit dem Ergebnis, dass der Graf 1,35 Millionen an den Bilster Berg zurückzahlen muss. Der Vertrag, auf dessen Basis die Zahlung vom Bilster Berg an die UGOS geflossen war, sei nichtig, so das Gericht in seiner Urteilsbegründung. Juristisch ist das Thema durch, die Gräben allerdings sind tief. Der Langzeitvermisste Zweieinhalb Jahre, nachdem Ulrich R. aus Marienmünster-Löwendorf verschwand, wurde im Oktober wohl die Leiche des damals 39-Jährigen entdeckt. Ein Zahnabgleich bestätigt die Vermutung der Polizei, die Ergebnisse der Obduktion, die abschließend Sicherheit schaffen würde und möglicherweise Aufschluss über die Todesursache geben könnte, stehen noch aus. Besonders tragisch: Ulrich R. starb keine 50 Meter von seinem Wohnhaus entfernt in einem verlassenen Gebäude. Die Polizei und Familie hatten die Immobilie mehrfach durchsucht. Der Landwirt muss sich also kurz nach seinem Verschwinden im Februar 2021 zunächst an anderen Orten aufgehalten haben.

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