Kreis Höxter: Kommt das Hochwasser am Wochenende zurück?

Kreis Höxter. Die Wasserstände an Weser, Diemel, Nethe, Emmer und den kleineren Zuflüssen haben den Menschen im Kreis Höxter ein unruhiges Weihnachtsfest beschert. Aktuell verharren die Pegel auf einem hohen Niveau mit Tendenz zum Rückgang der Wasserstände. Allerdings hängt jetzt viel davon ab, wie das Wetter in den kommenden Stunden und Tagen wird. Die Einsätze Feuerwehr und Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks haben sich während der Feiertage die Nächte um die Ohren geschlagen. Allein die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr in Höxter haben sich von Samstag, 23. Dezember, bis einschließlich Mittwoch, 27. Dezember, um 44 Einsätze gekümmert. Zwei Großbrände und ein Mittelbrand waren auch dabei, vier Mal waren Autofahrer mit ihrem Wagen in überflutete Straßen gefahren und sind steckengeblieben, sieben Personen wurden dabei gerettet. Allein 900 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren am Weihnachtswochenende unterwegs. Alle zusammen absolvierten 2.200 Einsatzstunden und haben rund 1.000 Sandsäcke verarbeitet. Die Keller Vollgelaufene Keller waren während der Feiertage noch die Ausnahme, wie Jürgen Schmits im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ erklärt. &bdquo;Das war noch überschaubar“, sagt er. Drei Pumpen habe die Feuerwehr an privat ausgeliehen, damit Bewohner ihre Keller eigenständig trocken legen konnten. &bdquo;Viele haben ja vielleicht auch noch nicht in ihre Keller geschaut, weil sie in den Weihnachtsferien waren“, sagt Schmits. Dementsprechend erwartet er weitere Einsätze in den kommenden Tagen. &bdquo;Wenn das Hochwasser zurückgeht, steigt das Grundwasser“, weiß Höxters Feuerwehrchef. Und damit könnte mancher Keller volllaufen. Etwa die Tiefgarage am Schalker Markt, zu der die Feuerwehr am Mittwochnachmittag ausrückte. Laut den Einsatzkräften vor Ort drückte Grundwasser ins Gebäude, eine Pumpe war ausgefallen. Die Feuerwehr half daraufhin beim Abpumpen. Über einen Schlauch wurde das Wasser in die Kanalisation geleitet. Die Bilanz – bisher Über Weihnachten hätten die Feuerwehrleute aber eher mit Sandsäcken zum Beispiel in Lüchtringen für Schutz vor den Wassermassen gesorgt. Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann nimmt das zum Anlass, um sich auf Facebook für die Arbeit aller Einsatzkräfte zu bedanken. &bdquo;Sie alle haben Großes geleistet“, schreibt das Stadtoberhaupt. &bdquo;Das Weihnachtsfest ist für die Feuerwehr ins Wasser gefallen und verbrannt“, bilanziert Schmits. Er habe natürlich auch darüber nachgedacht, ob es eine solche Einsatzdichte über die Feiertage schon einmal gegeben habe. Vor einigen Jahren habe es in der Stadthalle Beverungen gebrannt – &bdquo;aber in dieser Form gab es das noch nicht“, sagt er mit Blick auf Hochwasser und den Großbrand in der Höxteraner Innenstadt. Bei allen großen Einsätzen war er persönlich vor Ort, die anderen habe er über Funk begleitet. &bdquo;Mein Weihnachtsfest hat am zweiten Weihnachtstag um 17 Uhr begonnen“, sagt er. Vorher war keine Gelegenheit. Manche Mütter und Väter hätten zwischendurch kurz nach Hause zu ihren Kindern gekonnt, aber den meisten Feuerwehrleuten sei es wie ihm gegangen. &bdquo;Sehr vielen Kollegen, ich will mich da nicht in den Vordergrund stellen.“ Die Versorgung Aber auch kommunale Unternehmen, die sich um die Versorgungsinfrastruktur kümmern, haben wegen der aktuellen Hochwasserlage Sonderschichten eingelegt, um dafür zu sorgen, dass es keine Probleme bei der Trinkwasser- und Gasversorgung kommt: &bdquo;Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren über die Feiertage in erhöhter Alarmbereitschaft“, sagt Matthias Bieler, Geschäftsführer der Gas- und Wasserversorgung Höxter GmbH. Gas und Wasser kamen trotz der erschwerten Bedingungen problemlos bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an. Die Bahn Gestört wurde neben zahlreichen Straßen, die, vom Wasser überspült, nicht befahrbar waren, auch die Zuginfrastruktur: Wasser hat zwischen Ottbergen und Brakel den Bahndamm unterspült, weshalb Züge von Ottbergen nach Altenbeken nur noch eingeschränkt fahren können. Bei der Eggebahn war es deshalb bereits am zweiten Weihnachtstag zu Problemen gekommen, alle Züge hatten rund 30 Minuten Verspätung. Aktuell ist die Strecke komplett gesperrt, es verkehren keine Züge, Stand Mittwoch ist noch kein Ersatzverkehr eingerichtet. Wann und wie es auf der Strecke weitergeht, ist derzeit offen. Die Straßen Eine gute Nachricht gibt es auch: Straßen NRW hat die Nethebrücken im Zuge der B83 bei Godelheim und der L890 bei Bruchhausen, die wegen Hochwassers der Nethe seit dem Wochenende gesperrt waren, wieder für den Verkehr freigegeben. Am Donnerstag gab Straßen NRW bekannt, dass auch die Vollsperrung der Landesstraße L946 zwischen Höxter-Stahle und Holzminden wieder aufgehoben werden konnte. Auch sie war wegen Überschwemmungen aufgrund der starken Regenfälle an den Weihnachtsfeiertagen gesperrt worden. Die Pegel Aktuell entspannt sich die Lage an der Weser und an den Nebenflüssen deutlich: Am Mittwoch um 7.45 Uhr hat die Weser bei Höxter den Informationswert 3 in Höhe von 600 Zentimetern mit 599 Zentimetern unterschritten, seitdem sinkt der Pegel kontinuierlich weiter; zuletzt lag er bei 582 um 17 Uhr am Mittwoch. Und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser geht auch in den nächsten Tagen davon aus, dass sich der Pegel weiter entspannen wird. Laut der Wasserstandsvorhersage der Behörde wird sich der Wasserstand im Laufe des Donnerstages noch einmal auf rund 575 erhöhen, dann aber kontinuierlich fallen, bis am Mittwoch kommender Woche 520 Zentimeter erreicht sein werden. Allerdings betont die Behörde in ihrer Berechnung ausdrücklich: &bdquo;Künftige Niederschläge werden nicht berücksichtigt.“ Diese spielen allerdings nicht nur mittelbar, sondern auch unmittelbar eine Rolle für den Pegelstand. Die Edertalsperre Denn wenn viel Regen fällt, reagiert die Edertalsperre meist, indem mehr Wasser in die Weser geleitet wird, um Kapazitäten in der Talsperre für weiteres Wasser zu schaffen. Das war zunächst nicht vorgesehen, stattdessen sollten bis einschließlich Sonntag, 31. Dezember, planmäßig 105 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Weser fließen. Dabei gehen die Planer aber davon aus, dass bis dahin keine größeren Niederschläge zu erwarten sind, stellen aber klar, dass bislang nicht feststeht, ob es nicht doch welche geben wird. Doch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser hat am Donnerstag die Abgabemenge der Edertalsperre von bislang 105 Kubikmetern pro Sekunde auf jetzt 120 Kubikmeter pro Sekunde erhöht. Ursprünglich war sogar geplant, den Durchfluss sogar auf 140 Kubikmeter anzuheben. Dieser sollte ursprünglich laut Plan von Mittwoch bis einschließlich Samstag aus der Talsperre in die Weser fließen, erst am Sonntag sollte die Abgabemenge laut Planung auf 60 Kubikmeter pro Sekunde verringert werden. Nun haben die Experten die Pläne geändert: Die jetzt nur noch 120 Kubikmeter werden bis einschließlich Dienstag in die Weser geleitet, am Mittwoch dann wird die Abgabemenge auf 60 Kubikmeter reduziert. &bdquo;Die nächsten drei Tage beruhigt sich das Wetter etwas. Danach sind weitere Niederschläge zu erwarten“, heißt es. Aufgrund der sich dynamisch verändernden Wettervorhersagen seien die Prognosen ab Freitag, 29. Dezember, &bdquo;allgemein unsicher“. Der Regen Da der Weserpegel bereits jetzt bis knapp an die kritische 600er-Pegelmarke gefüllt ist und diese Marke bis einschließlich Freitag nicht unter eine Marke von 580 unterschreiten wird, wäre es mit einer Entwarnung wohl zu früh: Ein starker und intensiver Regenguss könnte den Pegel rasch wieder in Richtung 600 Zentimeter treiben. Ab Freitag erwartet der Deutsche Wetterdienst übrigens eine Zunahme der Niederschlagsmengen auch in Nordrhein-Westfalen. &bdquo;Der Druck auf die Deiche im Land wird sich daher weiterhin nicht verringern“, warnt das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr bereits jetzt.

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