Einsatzkräfte müssen Haus in Höxters Innenstadt für Löscharbeiten teilweise einreißen

Höxter. Es begann mit dem Brand einer Fritteuse, der sich über die Lüftung im Haus verbreitete. Nach einem Großbrand in einem Döner-Imbiss in der Höxteraner Innenstadt, der zu drei langen Einsätzen führte, ist das Gebäude zerstört. Denn am Ende blieb der Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk (THW) nichts anderes übrig, als das Fachwerkhaus teilweise einzureißen, um an die Glutnester heranzukommen. Bei dem Einsatz wurde ein Feuerwehrmann verletzt. Drei Mal in zwei Tagen rückte die Feuerwehr Höxter, die auch durch das Weser- und Nethehochwasser stark gebunden ist, an Heiligabend und Weihnachten aus, um die verschiedenen Brände zu löschen. Nach dem letzten Löscheinsatz, der 19 Stunden dauerte, erklärte Höxters Feuerwehrchef Jürgen Schmits im &bdquo;NW“-Gespräch, warum die Feuerwehr den erneuten Ausbruch der Flammen nicht verhindern konnte. Erstmals alarmiert wurde die Feuerwehr am Heiligabend um 19.31 Uhr. Rauschwaden zogen durch den Imbiss und Feuerschein war zu sehen, als die ersten Einsatzkräfte eintrafen. Die Polizei begann sofort mit der Evakuierung des Hauses. Wobei der Zugang zu den Wohnungen im Obergeschoss des Hauses nur von der rückwärtigen Seite des Gebäudes über eine schmale Wendeltreppe möglich war. Weitere Kräfte werden am Sonntag nachalarmiert Aufgrund der Lage wurden neben dem Löschzug Höxter später auch die Löschgruppen Stahle, Lüchtringen, Brenkhausen und Albaxen in die Höxteraner Innenstadt beordert. Auch der organisatorische Leiter des Rettungsdienstes wurde hinzugezogen. Die Westerbachstraße war aufgrund des Einsatzes und der vielen Fahrzeuge - allein 16 von der Feuerwehr - für mehr als zwei Stunden gesperrt. Das Problem für die Feuerwehr: Nicht nur die Fritteuse, die schnell gelöscht werden konnte, hatte angefangen zu brennen - sondern auch abgelagertes Fett in der Lüftung, wie Einsatzleiter Jürgen Schmits im öffentlichen Einsatzbericht schreibt. Strom und Gas werden abgestellt Durch einen Innenangriff mit mehreren Atemschutzgeräteträgern konnte das Feuer zunächst schnell gelöscht werden. Die Zerstörung im Imbissgeschäft war aber schon so groß, dass Strom und Gas im Haus abgestellt werden mussten. Das Ordnungsamt kümmerte sich um die Bewohner, die am Abend nicht mehr in ihr Haus zurückkehren konnten. Sie sind nach &bdquo;NW“-Informationen bei Verwandten untergekommen. Ausdrücklich betont Wehrleiter Jürgen Schmits im &bdquo;NW“-Gespräch, dass das gesamte Gebäude mit der Wärmebildkamera auf Glutnester untersucht worden sei. &bdquo;Das ist ein übliches Vorgehen.“ Auf dem Monitor seien keine wärmeren Stellen erkennbar gewesen. Aber: &bdquo;Wir können auf der Suche nach Glutnestern natürlich nicht vorsorglich im ganzen Haus alle Zwischendecken und Wände herausreißen“, ergänzt Schmits. Entsprechend beendete die Feuerwehr nach zweieinhalb Stunden ihren Einsatz. Erste Rückkehr nur vier Stunden später Nur viereinhalb Stunden später, um 3.05 Uhr, wurde erneut großer Alarm ausgelöst. Im Nachbarhaus hatte ein Rauchmelder angeschlagen. Tatsächlich stellte die Polizei, die sehr schnell vor Ort war, nach eigenen Angaben eine starke Verrauchung im Döner-Imbiss fest. Wegen der Rauchentwicklung wurde umgehend auch das Nachbarhaus evakuiert. Während einige Bewohner des Nachbarhauses in die Wohnungen des obersten Geschosses später zurückkehren konnten, mussten die elf Bewohner der ersten Etage und ihre Weihnachtsgäste, darunter mehrere kleine Kinder, vom Ordnungsamt Höxter in einer Notunterkunft der Stadt untergebracht werden. Dämmstoffe fangen an zu brennen Wie Einsatzleiter Steven Noble erklärt, hatten offenbar Dämmstoffe in der Zwischendecke Feuer gefangen - obwohl diese nach dem ersten Einsatz überprüft worden war. Neben dem Löschzug Höxter waren diesmal Löschgruppen Albaxen und Brenkhausen mit im Einsatz, insgesamt etwa 30 Einsatzkräfte. Jetzt musste die Feuerwehr Einreißhaken und Säge ansetzen. Um die Glutnester abzulöschen, blieb den Feuerwehrleuten nichts anderes übrig, als mühsam die Zwischendecke des Döner-Ladens herunterzureißen, um die Dämmung ablöschen zu können. Eine schweißtreibende Angelegenheit, denn die Feuerwehrmänner mussten dabei die ganze Zeit Atemschutzmasken tragen. Noble rechnete mit einem abermals stundenlangen Einsatz. Und er behielt recht. Erst fünf Stunden später konnten die Feuerwehrleute wieder einrücken. Wiederum wurde das Haus umfassend mit der Wärmebildkamera genau geprüft. Ergebnis: Keine Wärmequellen mehr erkennbar. Kamineffekt lässt Flammen in die Höhe schießen Doch keine fünf Stunden später ging der dritte Großalarm für die Feuerwehr Höxter raus. Und diesmal brannte das Fachwerkhaus lichterloh, Rauchschwaden zogen für alle sichtbar über die Innenstadt hinweg. Mehr noch, die Flammen drohten über das Dach auf das angrenzende, massiv gebaute Haus überzuspringen. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, schlugen bereits die Flammen aus dem Dach des Döner-Imbiss-Gebäudes sowie aus dem Nachbarhaus Nr. 11. Beim Löschen lief auch viel Wasser in das andere Nachbarhaus (Nr. 15), das schon in der Nacht einmal evakuiert werden musste. Die Bewohner beider Häuser mussten ihre Wohnungen verlassen. Jürgen Schmits erklärt, wie es zum dritten Ausbruch des Feuers kommen konnte. Das Problem: Hinter der Fachwerkwand im Erdgeschoss gibt es zur Steinwand des Nachbarhauses einen kleinen Spalt, der mit Dämmung verfüllt wurde. Hier gab es offenbar nicht erkennbare Glutnester, die die Dämmung entzündeten. &bdquo;Dann gab es einen Kamineffekt“, sagt Schmits. Dabei schossen die Flammen durch die Enge zwischen den Häusern nach oben und entzündeten schließlich das Dach. Das hätte man nur verhindern können, wenn man bei den vorherigen Einsätzen vorsorglich alle Wände und Decken eingerissen hätte, meint Schmits. Das wurde nun aber nötig. Nochmals ein stundenlanger Einsatz Weil absehbar wieder ein sehr langer Einsatz bevorstand, rückten neben dem Löschzug Kernstadt auch die Löschgruppen Albaxen, Stahle und Lüchtringen an. Außerdem wurde die Drehleiter aus Holzminden zur Unterstützung angefordert. Später wurden auch das Technische Hilfswerk aus Höxter, Warburg und Paderborn hinzugezogen. Außerdem wurde die Versorgungskomponente des Roten Kreuzes aktiviert, um die Einsatzkräfte mit Essen und Trinken zu unterstützen. Im ersten Schritt wurde über die Drehleitern das Dach weiter geöffnet und mit viel Wasser gelöscht. Später wurde die Brandstelle mit Schaum abgedeckt. Weil klar war, dass sich auch Balken entzündet hatten und in den Zwischenwänden weitere Glutnester vermutet wurden, entschied sich Schmits, diese nun teilweise entfernen zu lassen, um sie ablöschen zu können. Dafür war es aber notwendig, zunächst für eine sichere Statik im Fachwerkhaus zu sorgen. Deshalb kamen die THW-Einheiten aus Höxter, Warburg und Paderborn zum Einsatz, die die Zwischendecken und Balken abstützten. Die ganze Aktion zog sich bis zum Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages hin. Für diese Zeit war die Innenstadt rund um die Westerbachstraße voll gesperrt. Nachbarhäuser bleiben bewohnbar Während der Schaden am Fachwerkhaus und dem Döner-Imbiss immens ist, sind nach Auskunft von Feuerwehrchef Jürgen Schmits beide Nachbarhäuser noch bewohnbar - obwohl das Dach eines Hauses beschädigt wurde. Sie wurden am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages wieder von der Feuerwehr freigegeben. Die Höhe des Sachschadens ist noch völlig unklar. Erst vor wenigen Wochen hatte es in unmittelbarer Nähe des Gebäudes einen Großbrand gegeben: Am Gänsemarkt, nur 50 Meter weiter, war im Dachgeschoss einer Stadtvilla ein Feuer ausgebrochen. Ursache soll nach Ermittlungen der Polizei ein Kühlgerät gewesen sein. Es gab beim Brandeinsatz eine dramatische Rettungsaktion eines Bewohners, der im Regen auf das Dach geflüchtet war. Das Gebäude wurde im Inneren weitgehend zerstört. Hohe Einsatzzahlen rund um Weihnachten Der Löscheinsatz in der Innenstadt reihte sich in eine ungewöhnlich hohe Zahl an Einsätzen rund um das diesjährige Weihnachtsfest ein, die vor allem dem Hochwasser geschuldet sind. &bdquo;Einen solchen 24. Dezember habe ich auch noch nicht erlebt“, berichtet Steven Noble der den zweiten Einsatz leitete, der schon um kurz vor 9 Uhr das erste Mal ausrückte, um Sandsäcke zu füllen. Seitdem sei er wenig zuhause gewesen. Immerhin: Das Weihnachtsspiel seiner Kinder am späten Nachmittag habe er miterleben können. Und Wehrleiter Jürgen Schmits, der ebenfalls tagelang kaum geschlafen hat, eilte nach dem Brand gleich wieder zum nächsten Hochwassereinsatz. Dieses Mal nach Lüchtringen, wo es um die Versorgung der Hauseigentümer mit Sandsäcken ging, deren Gebäude nahe an der Weser stehen. Insgesamt zählte die Freiwillige Feuerwehr Höxter am 24. Dezember 13 Einsätze. Seit Beginn des Sturms und der Hochwasserlage am 21. Dezember sind es mittlerweile 39. (Stand 25. Dezember 6 Uhr).

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