So viele Igel wie noch nie in der Auffangstation im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Der Igel wurde jetzt zum Tier des Jahres 2024 gewählt – und das Internet überschlägt sich mit Berichten und Würdigungen des kleinen stachligen Geschöpfes. Auch Kirsten Strauch von der Auffangstation für Wildvögel und Igel in Willebadessen freut sich, dass es der Igel geworden ist. &bdquo;Das ist immer sehr gut, um Tier- und Pflanzenarten in den Vordergrund zu stellen“, sagt sie im Gespräch mit der &bdquo;NW“. &bdquo;Gerade beim Igel hat die Wahl hohe Wellen geschlagen“, sagt Strauch. Denn die Tiere seien ohnehin schon sehr beliebt. Die Beliebtheit ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Igeln schlecht geht, sie ihre Lebensräume verlieren und häufig nicht mehr genug zu fressen finden. Der heimische Igel, der Braunbrustigel, steht deshalb auf der Roten Liste unter der Kategorie &bdquo;Vorwarnliste“. Von der Wahl zum Tier des Jahres 2024 verspricht sich Strauch nicht nur jetzt mehr Aufmerksamkeit, sondern auch im Verlauf des kommenden Jahres. &bdquo;Da wird es sicherlich Aktionen und Informationen geben“, sagt sie mit Blick auf Umwelt- und Tierschutzverbände. Möglicherweise wird auch die Auffangstation noch mehr zu tun haben als ohnehin schon. Dabei ist die Zahl der Igel, um die sich Kirsten Strauch kümmert, deutlich gestiegen. 40 Prozent mehr stachlige Patienten hat sie im Vergleich zum gesamten Vorjahr bereits versorgt – mehr als 100. In den Vorjahren hatte sich die Anzahl immer zwischen 50 und 60 Tieren bewegt. &bdquo;Das passte auch immer ganz gut.“ Unterernährt, von Parasiten befallen, verletzt Jetzt stößt die Auffangstation immer wieder an ihre Kapazitätsgrenzen. &bdquo;An einem Aufnahmestopp sind wir bisher ganz knapp vorbeigeschrappt“, berichtet sie. Das liege an dem &bdquo;guten Netzwerk“, das sie habe aufbauen können. So habe sie einige Adressen in der Hinterhand, wo Igel gut über den Winter unterkommen können. Aktuell kümmert sich Strauch um 28 Igel, von denen ein paar schon im Außengehege versorgt werden können. Die Übrigen brauchen noch wesentlich mehr Aufmerksamkeit. &bdquo;Zu dieser Jahreszeit kommen viele untergewichtige Igel“, berichtet die Expertin, auch von Darmparasiten würden viele geplagt. &bdquo;Mit Pech kommen auch noch Verletzte.“ Bis die Igel fit genug für den Winterschlaf sind – also zugelegt haben und die Parasiten losgeworden sind – vergehen einige Wochen. Reinlich ist anders Und während dieser Zeit heißt es: &bdquo;Saubermachen. Saubermachen. Saubermachen.“ Denn: &bdquo;Igel sind wirklich keine reinlichen Tiere“, sagt Kirsten Strauch schmunzelnd. In der Auffangstation werden sie in großen Plastikboxen, die mit Zeitungspapier befüllt sind, aufgepäppelt. Jeden Morgen findet Strauch die Hinterlassenschaften der kleinen Bewohner darin. &bdquo;Dann laufen sie durchs Futter und manche reißen das Zeitungspapier kurz und klein.“ Das Chaos, das die nachtaktiven Tierchen angerichtet haben, muss jeden Morgen behoben werden. &bdquo;Das kostet am meisten Zeit, aber es muss sein.“ 25 Tiere könne sie gleichzeitig so engmaschig betreuen. &bdquo;Das ist die Grenze“, sagt sie. Im Winter ist es auch für Laien relativ einfach zu erkennen, ob ein Igel Hilfe braucht. &bdquo;Hier haben wir eine geschlossene Schneedecke und es ist sehr kalt, wenn hier ein Igel rumläuft, muss ich nicht lange überlegen, den kann ich direkt einkassieren“, erklärt sie. Denn bei dieser Witterung halten gesunde Tiere Winterschlaf. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob es Tag oder Nacht ist. Wann brauchen Igel Hilfe? Über das restliche Jahr kann es mitunter schwieriger sein, zu erkennen, ob ein Tier krank oder verletzt ist. &bdquo;Am Tag sollte man auf jeden Fall genauer hingucken“, rät Strauch. Torkele das Tier, sei sehr dünn oder sähen die Augen komisch aus, sei die Auffangstation die richtige Ansprechpartnerin. Gern auch erst mal telefonisch. Dem Smartphone sei Dank, sei es auch möglich, Bilder vom Tier zu schicken. &bdquo;Äußerlich sehen Igel aber auch oft so aus, als wäre alles in Ordnung“, weiß die Expertin, &bdquo;das heißt aber nichts“. Der Zustand des Tieres könne binnen weniger Tage kippen. Im Zweifel sollten die Igel lieber einer Auffangstation gezeigt werden. Sei dann nichts, könne das Tier wieder freigelassen werden. Auch wenn viele es aus der eigenen Kindheit noch kennen oder sich gerne mal um einen Igel kümmern würden, rät Strauch davon ab, die kleinen Stacheltiere auf eigene Faust aufzupäppeln. Zumindest dann, wenn kein Fachwissen vorhanden sei. Und das lasse sich nicht ergoogeln. &bdquo;Im Internet steht viel unsinniges Zeug.“ Die Ursachen für die Probleme Dass so viele Igel unterernährt sind und krank, hat natürlich seine Gründe. Dass ihnen die Lebensräume verloren gingen, hält Kirsten Strauch für das Hauptproblem. Früher hätten Igel in abwechslungsreichen, offenen Landschaften mit Hecken und Sträuchern gelebt. Die gebe es aber kaum mehr. Also wichen die Tierchen auf Gärten und Parks aus. &bdquo;Und Friedhöfe mögen sie richtig gerne.“ Doch immer weniger Gärten sind naturnah gestaltet. Wo alle zwei Tage der Rasen gemäht und Laub entfernt werde, finde ein Igel keinen Unterschlupf. Dabei reichten mitunter auch zwei, drei kleine Ecken im Garten, wo Laub und Äste liegen bleiben dürfen, damit die Tiere sich wohlfühlen. Auch sollten Gärten nicht &bdquo;hermetisch abgeriegelt“ sein. Denn &bdquo;ein Igel muss wandern können“. Zwei bis drei Kilometer legten die hungrigen Insekten- und Fleischfresser nachts zurück. Straßen seien natürlich auch ein Problem. &bdquo;Igel werden regelmäßig überfahren“, weiß Strauch. &bdquo;Sie kugeln sich bei Gefahr zusammen, das hilft bei Autos ja nicht wirklich.“ Was im Übrigen auch der Grund ist, warum die Tierchen so häufig Mährobotern zum Opfer fallen. Wer Kirsten Strauch und ihre Igel unterstützen möchte, kann unter paypal.com/paypalme/wildtierhilfehoexter helfen. Da es sich bei der Auffangstation um keinen eingetragenen Verein handelt, kann Strauch keine Spendenquittungen ausstellen.

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