Große Pläne: Höxter könnte schon bald Modellregion gegen Long-Covid werden

Kreis Höxter. Bundesweit läuft in den Arztpraxen die neue Impfsaison – auch gegen das Coronavirus. Ein angepasster Wirkstoff der Firma Biontech soll vor allem Risikogruppen im Herbst und Winter Schutz bieten. Denn aktuell steigt nicht nur die Zahl der Erkältungen wieder an, das Coronavirus ist ebenfalls wieder auf dem Vormarsch. Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnte jüngst gar vor einem &bdquo;Corona-Herbst“. Einen akuten Handlungsbedarf sieht auch Mirko Niederprüm aus Höxter. Der 48-Jährige leidet selbst unter Long-Covid, den Spätfolgen einer Coronainfektion, bei denen es zu starken gesundheitlichen Beschwerden kommen kann. Unter anderem auf die Lunge und auf kognitive Fähigkeiten wie längeres Konzentrieren wirkt sich die Krankheit aus. Nur wenige Erkenntnisse über Long-Covid So können viele Menschen, die unter Long-Covid leiden, gar nicht mehr oder nur noch bedingt am gesellschaftlichen Leben teilhaben. (Wissenschaftliche) Erkenntnisse dazu gibt es jedoch noch erschreckend wenige. Daran möchte Mirko Niederprüm schnellstmöglich etwas ändern. In Höxter leitet Niederprüm bereits eine Selbsthilfegruppe mit mehr als 100 Mitgliedern, in Holzminden und Bad Driburg sollen sehr bald weitere Gruppen entstehen. Niederprüms Hauptziel hingegen ist ein Unterstützungszentrum in Höxter, in dem Menschen aus ganz OWL Beratung und Hilfe zu verschiedensten Themen rund um Long-Covid bekommen sollen. Fachärzte, Therapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter und unter anderem Gesundheitsberater sollen dort unter einem Dach zusammenkommen. &bdquo;Wir wollen dort Fachkompetenzen bündeln, um Menschen die bestmögliche Hilfe zu bieten und auch, um einfach viel mehr Informationen und wissenschaftliche Daten über die Krankheit und ihre Symptome zu sammeln“, erklärt Niederprüm, der momentan selbst eine Weiterbildung zum Gesundheits-Coach macht, um zukünftig auch selbst offiziell Betroffene beraten zu dürfen. Kreis Höxter soll zur Modellregion werden Um sein Vorhaben nach und nach in die Tat umzusetzen, hatte Niederprüm bereits &bdquo;gute Gespräche“ mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung Stefan Schwartze (SPD), der sein Büro in Herford hat und mit der Region vertraut ist. Nun tritt mit dem Höxteraner Bundestagsabgeordneten Christian Haase (CDU) ein weiterer Politiker auf Bundesebene für seine Anliegen ein. &bdquo;Ich habe vor kurzem einen Anruf von seinem Büro bekommen und konnte mich anschließend sehr gut mit ihm austauschen“, sagt Niederprüm. Haase, der auch dem Haushaltsausschuss in Berlin angehört, will nun Fördergelder organisieren, die helfen sollen, dass in Höxter ein Unterstützungszentrum entstehen kann. &bdquo;Der Kreis Höxter soll im besten Fall zur Modellregion werden, wenn alles gut läuft, soll es dann weitere Zentren in Deutschland geben“, so Niederprüm über die Ergebnisse der Gespräche mit dem CDU-Politiker. Aktuell wartet der Familienvater aus Höxter auf Neuigkeiten aus Berlin. 2023 war der erste Sommer ohne Corona-Regeln seit Beginn der Pandemie Zwischenzeitlich war er auch zu Gast bei Höxters Landrat Michael Stickeln, der von Niederprüms Idee sehr angetan gewesen sei und dem Long-Covid-Aktivisten unter anderem Unterstützung bei der Suche nach passenden Räumlichkeiten zugesagt habe, sobald die Finanzierung in trockenen Tüchern sei. &bdquo;Mirko Niederprüm hat unser aller Unterstützung verdient. Der Bund ist angesichts der vielen Menschen, die mit den Spätfolgen von Corona zu kämpfen haben, gefordert“, schrieb Stickeln im Anschluss in einem Beitrag auf Instagram. Der Kreis Höxter würde sich auch aufgrund der bisherigen ehrenamtlichen Strukturen und des besonderen Engagements für ein solches Vorhaben bestens eigenen, erklärte der Landrat in seinem Post weiter. Der gerade zu Ende gehende Sommer war der erste seit Beginn der Coronapandemie 2020, in dem es keine Regeln oder Einschränkungen mehr für das gesellschaftliche Zusammensein gab. Aus guten Gründen sah man deshalb auf vielen Festen Menschenmassen ausgelassen feiern. &bdquo;Es ist logisch, dass da viele Long-Covid-Infektionen dazukommen werden. Steigende Zahlen: Eigenverantwortung und Testen sind oberste Gebote Häufig treten Symptome ja erst nach etwa sechs Monaten auf“, kennt Niederprüm sich aus. Angesichts der aktuell steigenden Coronazahlen appelliert Niederprüm an die Eigenverantwortung und die Sensibilität jedes Einzelnen. Rücksichtnahme und Testen, das sei da der richtige Weg. Eine Meinung, die auch Gesundheitsminister Lauterbach teilt. Alleine – und vor allem ohne Unterstützung von oben – kann Niederprüm sein Unterstützungszentrum nicht aufbauen. Eine Menge Vorarbeit hat der Höxteraner bereits geleistet – nun sind zeitnah auch einmal Andere gefragt.

Meistgelesen