Gastronomie und Hotels im Kreis Höxter: Fachkräftemangel als„Todesstoß“?

Kreis Höxter. Während Corona musste die Branche schon Federn lassen, jetzt macht eine Neuregelung der Ausbildungsverordnung der heimischen Hotel- und Gastronomiebranche zu schaffen. Und die Hoteliers und Gastronomen sehen ein weiteres Damoklesschwert über sich schweben, das im kommenden Jahr herunterzufallen droht. Eine Bestandsaufnahme in einer Branche, die es auch im Kreis Höxter derzeit nicht leicht hat. Es fängt an mit einer Mitteilung des Gräflichen Park Health & Balance Resort in Bad Driburg (rund 240 Mitarbeiter). Das Resort möchte seine neuen Auszubildenden vorstellen. Pressesprecherin Antje Kiewitt weist aber auch darauf hin, dass die neue Ausbildungsverordnung im Hotelgewerbe die Problematik des Fachkräftemangels womöglich noch verschlimmere. Worum geht es? Statt der möglichen zehn starten in diesem Jahr nur drei Auszubildende in das neue Ausbildungsjahr zur Hotelfachfrau/-mann im Gräflichen Park. Zugleich weist Kiewitt darauf hin, dass die Gästezahlen nach Corona gut seien – gerade die Gastronomie müsse aber ihr Angebot vielerorts wegen des Fachkräftemangels zurückschrauben. &bdquo;Spannend dürfte da die weitere Entwicklung“ mit der neuen Ausbildungsverordnung werden.“ Sie sehe vor, dass der Schwerpunkt in der Hotelfachleute-Ausbildung weniger im operativen als vielmehr im kaufmännischen Bereich liege. Das sei insbesondere für viele kleinere Betriebe in der Praxis nicht abbildbar. Wo liegt der neue Schwerpunkt? &bdquo;Da sind wir mit unseren Abteilungen vom Einkauf bis zum Marketing noch so aufgestellt, dass wir Arbeitsplätze vorhalten können“, so Andrea Schäfers, die für die Betreuung der Auszubildenden im Gräflichen Park zuständig ist. Auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ bestätigt Joachim Avenarius, Vorsitzender des Dehoga-Kreisverbandes Höxter und Betreiber der Hotels Jägerhof in Willebadessen sowie des Wohlfühlhotels Waldcafé Jäger in Bad Driburg, dass die neue Ausbildungsverordnung &bdquo;tatsächlich für einige Betriebe ein Problem“ darstellen könne. Denn sie setze den Schwerpunkt der Ausbildung mehr auf kaufmännische Aspekte. Allerdings hätten nicht alle Betriebe einen passenden Arbeitsplatz, etwa an der Rezeption. Dabei hält er es schon für wichtig, &bdquo;dass sich Mitarbeiter im wirtschaftlichen Bereich auskennen“. Immerhin lasse sich nicht von der Hand weisen, dass sich die Branche in den kommenden Jahren deutlich verändere: Mit Reinigungsrobotern, Service-Robotern und Self-Check-Ins fielen dabei auch Aufgaben weg, die bislang vom Personal geleistet würden. Und auch, dass der Azubi die Präsenzen der Betriebe auf den Buchungsportalen pflegen solle, könne in der Praxis schwierig sein, weil das in vielen Betrieben die Inhaber selbst übernähmen. In den Augen von Frank Sievers ist die neue Ausbildung in der Hotelbranche viel zu theorielastig geworden. Der Betreiber der Hotels Zeitgeist in Warburg und des Hotels Niedersachsen in Höxter (rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) glaubt, dass die Ausbildung nicht an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes ausgerichtet ist. Dabei wird er ziemlich deutlich: &bdquo;Die können dann nur die Theorie. Das ist eine Ausbildung, die letztlich Arbeitslose produzieren wird.“ Das sagt der Gaststättenverband Höchstens in großen Hotelkonzernen oder aber in Werbeagenturen sieht der gelernte Diplom-Kaufmann und Koch eine Zukunftsperspektive für Absolventen des neuen Ausbildungsberufs. Zugleich weist er darauf hin, dass sämtliche Hotelbetriebe aber jede helfende Hand brauchen könnten. Ausbildungsverträge zum Hotelfachmann unterschreibt Sievers nicht. Stattdessen bildet er in seinen Betrieben &bdquo;Fachmänner und Fachfrauen für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie plus“ aus. Das umfasst die frühere Ausbildung zum Hotelfachmann, ergänzt um die neuen Inhalte zum Fachmann für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie. Das umfasse viele praktische Teile und die Arbeit an der Rezeption. &bdquo;Das ist aus unserer Sicht genau das, was der Markt verlangt“, sagt er. Andrea Windmann, in der Geschäftsstelle Bielefeld des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands zuständig für die Ausbildung, glaubt hingegen, dass sie die Ansprüche der Betriebe in der Branche geändert hätten: &bdquo;Es ist viel digitalisiert worden“, sagt sie. Das bedeute Veränderung für die Unternehmen, daher sei es richtig, dass sowohl der Ausbildungsgang in den Hotels als auch in den Restaurants angepasst worden sei. Andrea Schäfers, die für die Betreuung der Auszubildenden im Gräflichen Park zuständig ist, hat für künftige Auszubildende indes einen Rat, wenn ihnen die neue Hotel-Ausbildung zu theoretisch erscheinen sollte: &bdquo;Wer mehr im operativen Geschäft tätigsein will, muss eine Ausbildung zum Fachmann/-frau für Restaurant- und Veranstaltungsgastronomie machen.“ Das ist die größte Sorge der Branche Neben Kosten für Mindestlöhne, dem Fachkräftemangel und hohen Energiepreisen sehen die Hoteliers und Gastronomen in der Region ein weiteres Problem vor sich. Es beginnt am ersten Januar kommenden Jahres: Dann steigt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von sieben auf 19 Prozent an. Avenarius sagt mit Blick auf das Datum: &bdquo;Ich habe ein sehr ungutes Gefühl.“ Sein Kollege Sievers glaubt, dass die Erhöhung für viele kleine Betriebe der &bdquo;Todesstoß“ sein könnte. Seinen Betrieben gehe es gut, doch viele kleinere hätten jetzt schon Probleme, &bdquo;wenn die Steuer hochgeht, werden viele schließen müssen“.

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