Ehrenamtliche fassungslos: Vandalismus-Serie auf Bahnhof in Höxteraner Ortsteil

Höxter-Ottbergen. Dietmar Barkhausen kann es noch immer nicht recht fassen: Der Sprecher der Bahnhofsinitiative Ottbergen hatte erstmals am 10. Juli am Bahnhof Ottbergen bemerkt, dass am Süßigkeitenautomaten eine Scheibe eingeschlagen worden war. Barkhausen meldete das dem Automatenaufsteller und der Polizei. Es sollte aber nicht bei dem einen Zwischenfall bleiben. Zunächst aber hatte die Automatenfirma die Scheibe noch ausgewechselt. Am 16. Juli war dann die Scheibe des Getränkeautomaten nebenan defekt, "leider, leider". Dort müssen die Täter mit roher Gewalt zugelangt haben, Zwei Tage später dann wurde wiederum der reparierte Automat mit einem schweren Gegenstand beschädigt, offenbar hatten die Verursacher sich dabei verletzt. "Die Polizei hatte dann noch DNA-Spuren genommen", sagt der Ottberger. Und auch im Ort selbst kommt es vermehrt zu Zwischenfällen: An einer Hinweistafel für die Natti-Runde, ein Wanderweg, der besonders für Kinder geeignet ist, wurde ein Behälter für Infobroschüren zertrümmert, am Radweg wurde ein Tisch der Sitzgruppe zerstört. "Jede Nach passiert hier irgendwas", sagt der Ottberger. "Es macht wirklich keinen Spaß mehr, wir Ehrenamtlichen machen uns doch nicht die Arbeit dafür, dass alles kaputt geschlagen wird." Nicht nur in Ottbergen, auch kreisweit ist ein Anstieg der Sachbeschädigungen zu registrieren. 770 Fälle von Sachbeschädigung hat die Polizei im Kreis Höxter im Jahr 2022 registriert - das waren 76 Fälle mehr als im Jahr 2021. Der Anstieg betrug 10,95 Prozent. "Gemäß Paragraf 303 des Strafgesetzbuches ergibt sich bei Sachbeschädigungen ein Strafmaß von Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren oder Geldstrafen", sagt Polizeisprecher Edison Buch auf Nachfrage der "Neuen Westfälischen". Die Ermittlungen laufen noch Allerdings müssen die Ermittler die Täter erst mal finden. Und das ist offenbar nicht so leicht: Von den 770 Fällen im Jahr 2022 konnten laut polizeilicher Kriminalstatistik lediglich 211 Fälle aufgeklärt werden, das entspricht einer Aufklärungsquote von 27,4 Prozent. Im Vergleich zu etlichen anderen Straftaten ist sie ziemlich gering und ist zuletzt sogar ein Stück gesunken. 2021 lag die Aufklärungsquote immerhin noch bei 27,91 Prozent. In Ottbergen hat jetzt zumindest der Automatenbetreiber seine Konsequenzen daraus gezogen, und den Süßigkeitenautomaten und den Getränkeautomaten abgebaut. Schade, sagt Barkhausen: "Viele Bahnfahrer haben sich hier ein Getränk oder einen Snack geholt", weiß er. "Traurig aber wahr, das macht mich fassungslos." Die Polizei sagt auf Nachfrage der "NW", dass der Vorfall an den Automaten am Bahnhof bekannt sei: "Es wurde ein dementsprechendes Strafverfahren eingeleitet. Die Ermittlungen hierzu dauern an." Was hilft gegen Vandalismus? Barkhausen ist auch deshalb so niedergeschlagen, weil er das Gefühl hat, dass die Ehrenamtlichen völlig machtlos sind. Offenbar können sie nicht mehr und nicht weniger tun, als die Augen und Ohren offen zu halten. "Früher hatten wir hier mal eine Kamera-Attrappe angebracht, aber das hat uns der Bahnhofsmanager untersagt", weshalb die längst nicht mehr hinge. Ob der Einsatz einer Kameraüberwachung sinnvoll sei, unterliege "der Einzelfallbetrachtung", sagt Buch. Im vorigen Jahr hatte, unter anderem, eine Serie von Sachbeschädigungen am Schulzentrum Steinheim für Aufmerksamkeit gesorgt: Bushaltestellen waren entglast worden, im Gebäude wurden Feuerlöscher geleert. In diesem Jahr haben Unbekannte bereits in Boffzen auf sich aufmerksam gemacht: Vermutlich in der Silvesternacht beschädigten unbekannte Täter zum einen den Infokasten am Weserufer erheblich. Dabei brachen sie Holzelemente, entwendeten und verstreuten das Informationsmaterial und brannten das Schließsystem an, wie der Bürgermeister berichtet hatte. Das beste Mittel gegen Vandalismus an Bahnhöfen ist in den Augen von Willi Wächter, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn in NRW, Polizei- oder Behördenpräsenz, auch nachts. "Eine Kamera kann zwar abschrecken, aber wenn die Täter sich vermummen, ist der Effekt wieder weg. Besser wäre es, wenn die Polizei oder das Ordnungsamt häufiger Präsenz zeigen." Generell hält er kleine Bahnhöfe für gefährdeter: "Wo die Bundespolizei präsent ist, etwa in Bielefeld, kommt das viel weniger vor." Außenbahnhöfe seien hingegen viel häufiger betroffen. Barkhausen indes hofft auch auf die Mitbürgerinnen und Mitbürger und deren Aufmerksamkeit: "Wir sollten einfach die Augen und Ohren offenhalten", sagt er.

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