Was tun, wenn es brennt? Brandschutzerziehung bei der Feuerwehr Höxter

Höxter. Feuer ist ein Element, das bei uns wie selbstverständlich täglich für verschiedene Dinge genutzt wird. Ob beim Kochen, Heizen, zum Kerzen anzünden oder fürs Lagerfeuer. Dass von den Flammen durchaus eine enorme Gefahr ausgehen kann, sollen schon die Kleinsten lernen. &bdquo;NW“-Volontär Matthias Reiprich hat das zum Anlass genommen, um eine Brandschutzerziehung der Feuerwehr Höxter in der Kita Rappelkiste mal genauer unter die Lupe zu nehmen und um zu schauen, ob er selbst mit seinem Wissen rund ums Thema Brandschutz mit den pfiffigen Vorschülerinnen und Vorschülern mithalten kann. Noch mal Kind sein. Darauf hoffe ich heute. Ich betrete die Turnhalle der Kita Rappelkiste und schaue in skeptische Gesichter. Die 13 Mädchen und Jungen kennen mich nicht und fragen sich, warum so ein alter Mann an ihrer Brandschutzerziehung teilnimmt. &bdquo;Der Herr ist von der Zeitung und lernt mit euch heute etwas über Feuer und seine Gefahren“, klärt Michelle Warschun auf. Die 23-jährige ist Oberfeuerwehrfrau bei der Feuerwehr Höxter und gibt regelmäßig Brandschutzerziehung in Kindergärten. Das merkt man sofort, sie hat die Gruppe im Griff. &bdquo;Aber der ist schon alt, der muss das doch wissen“, sagt eines der Mädchen. Alt, das bedeutet bei mir 32 Jahre. Vom &bdquo;Kind sein“ schnell keine Spur mehr. Und den Druck, alles wissen zu müssen, habe ich jetzt auch. Kindermund tut Wahrheit kund, sagt man. Und das bestätigt sich hier schnell, niemand spricht – manchmal unangenehme – Wahrheiten so direkt aus wie Kinder. Die Aufgaben der Feuerwehr Schnell fokussiere ich mich darauf, warum ich eigentlich hier bin. &bdquo;Man kann immer etwas dazulernen“, sage ich. Das beschäftigt die Kids. Man spürt, wie sie überlegen, ob ich recht habe. &bdquo;Lasst uns anfangen, damit wir zum Mittagessen pünktlich fertig sind“, rettet Michelle mich. Kurz erzählt sie etwas zu sich. Was ich schon aus dem Vorgespräch weiß, finden die Kinder extrem spannend. Eine echte Feuerwehrfrau trifft man nicht alle Tage. Nach kurzer Einleitung geht es dann schnell in den praktischen Teil über. Michelle hat Bilder von verschiedenen Situationen dabei und die Kids entscheiden, ob sie jeweils ein Fall für die Feuerwehr sind. Blumen gießen: eindeutig nein. Den Pool auffüllen: auch nein. Die Katze vom Baum retten: da schon, die arme Katze. Erste Beruhigung macht sich in mir breit. Das hätte ich auch alles gewusst. Sicher war ich mir da vorher nicht. Ich selbst hatte zu Kindergarten- und Schulzeiten keine Brandschutzerziehung, finde es wichtig, dass das heutzutage dazugehört. Selbstbewusst, aber mit Respekt Und die Vorschüler sehen das auch so. Sie beteiligen sich fleißig, haben viel zu jedem Thema beizutragen. Zu Beginn wird sich immer brav gemeldet, im Verlauf nimmt bei manchen die Ungeduld zu. Dann wird auch mal etwas reingerufen, was besonders wichtig erscheint. Als Michelle das Verbrennungsdreieck erklärt, wird mithilfe einer Kerze dann auch mit echtem Feuer hantiert. Ich selbst hatte schon immer Respekt vor Feuer und halte etwas Sicherheitsabstand. Da haben die meisten der Mädchen und Jungs mir etwas voraus. Sie kommen näher ran, wollen genau sehen, was passiert. &bdquo;Ich liebe den Geruch, wenn eine Kerze ausgeht“, sagt eins der Mädchen. Zwar habe ich da vorher nie drüber nachgedacht, aber sie hat irgendwie recht. Ich persönlich verbinde den Geruch am ehesten mit Geburtstag oder Weihnachten. Und mir gefällt, wie die Vorschüler mit der Situation umgehen. Spielerisch und selbstbewusst, aber mit dem nötigen Respekt. Und auch Feuerwehrfrau Michelle macht das souverän. Immer freundlich, aber bestimmt. Sie lässt die Kids ausreden, zeigt ihnen aber auch, wann es weitergehen soll. Und das tut es dann mit dem Thema Rauchmelder. Die Kinder haben natürlich wieder ihre Erfahrungen mit einzubringen. Sie zählen auf, wo sie in ihren Häusern und Wohnungen jeweils selbst Rauchmelder haben. So setzt man einen Notruf ab Das bringt mich ins Grübeln. Haben wir zuhause in allen Zimmern die passende Ausrüstung? Und wie reagiert man eigentlich in einer Situation, wenn der Rauchmelder piept. &bdquo;Wirklich wichtig, dass ich hier dabei bin“, denke ich mir. Auch der Waldbrand in Höxter, über den kürzlich berichtet wurde, wird von den Kindern thematisiert. &bdquo;Bei Bibi und Tina hat auch der Wald gebrannt“, sagt ein Mädchen. Ich bereue es zu keiner Sekunde, mit dabei zu sein, die Mischung aus Ernsthaftigkeit der Sache und Unterhaltung stimmt. Bevor es zum Highlight kommt, wird das Thema Notruf angesprochen. Auch hier lerne ich wieder etwas, denn es gibt fünf W-Fragen, die während des Telefonats beantwortet werden müssen: Wer ruft an, wo brennt es, was genau brennt, wie viele Personen sind involviert. Und dann das Warten auf Rückfragen seitens der Feuerwehr. Es rattert in den Köpfen der Kids, sie prägen sich alles genau ein. Dann wird ein Anruf durchgespielt. Nach holprigem Start klappt auch das gut, die im Beispiel gewählte brennende Matte in der Turnhalle hätte so sicherlich gelöscht und alle Personen gerettet werden können. Und dann kommt das, worauf sich alle am meisten gefreut haben. Und ich gebe gerne zu, dass ich dazugehöre. Die Kita-Kinder dürfen die Feuerwehrkleidung anziehen und posieren stolz für Fotos. Die eben noch konzentrierte Atmosphäre löst sich auf und es wird wild. Jeder möchte als Erstes dran sein, das gute Benehmen, das alle zuvor an den Tag gelegt haben, wird über Bord geworfen. Ich halte mich im Hintergrund auf. Das ist etwas, was sie noch lernen werden: jeder kommt dran. Zum Abschluss wird die Uniform anprobiert Michelle nimmt sich ausreichend Zeit und jeder – inklusive mir – zieht glücklich die Uniform an. Das bildet den Abschluss der Brandschutzerziehung. Ein Würdiger, wie ich finde. &bdquo;Das war’s für heute, ab zum Mittagessen. Es gibt Spaghetti Bolognese“, ruft einer der Erzieher in den Raum. Nach wenigen Sekunden sind dann alle Nachwuchs-Feuerwehrmänner und -frauen aus der Turnhalle verschwunden. Ich helfe Michelle noch beim Aufräumen und wechsle ein paar Worte mit ihr. Mein Lob an sie ist aufrichtig. Die Brandschutzerziehung – vielleicht in leicht abgewandelter Form – sollte etwas sein, was jeder zwischendurch absolvieren muss. Denn das Thema ist wirklich wichtig und eine Extremsituation bringt sicher nicht nur Kinder dazu, überfordert zu sein. Vor allem, wenn man unvorbereitet ist.

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