Runder Geburtstag

Künstler Hermann Fast aus Höxter wird 100 Jahre alt

Seit knapp 30 Jahren lebt der Künstler aus Russland in Höxter. Eins seiner besonderen Werke wird bald wieder zu sehen sein.

Hermann Fast lebt seit 28 Jahren in Höxter. Am Samstag feiert der Künstler seinen 100. Geburtstag. | © Privat

10.06.2023 | 10.06.2023, 03:30

Höxter. Das Lebensmotto von Hermann Fast lautet „Wer was schaffen will, muss fröhlich sein!“. So hat er sein ganzes Leben versucht zu leben – mit Erfolg und das 100 Jahre lang. Am Samstag, 10. Juni, feiert der Künstler, der Höxter und das Weserbergland als seine neue zweite Heimat gewählt hat, seinen 100. Geburtstag.

Seit mehr als 28 Jahren lebt der Künstler, Musiker und Chorleiter in Höxter, hat Stadt und Land lieb gewonnen und fühlt sich hier wohl. Aus Chabarowsk (am Fluss Amur in Russland, nahe der chinesischen Grenze) kam er mit seiner Frau Galina im Jahr 1995 nach Höxter. Schon als kleiner Junge liebte er Arbeiten mit Holz und so baute er sich mit acht Jahren aus einer alten Tretnähmaschine eine Drechselmaschine.

Sein Kunststudium musste er mit 17 Jahren unterbrechen, da er als gebürtiger Deutscher in Russland für mehr als 15 Jahre Zwangsarbeit im Gulag leisten sollte. Eine lange Zeit unter menschenunwürdigen Bedingungen, währenddessen ihm die Kunst und die Musik mehrfach das Leben retteten.

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Mit 72 Jahren Umzug nach Deutschland

Im Anschluss an die Zwangsarbeit nahm er sein Kunststudium wieder auf und zeigte seine Vielfältigkeit auch in seiner Arbeit als Musiker, der das Akkordeonspielen unterrichtete und Chöre und Orchester leitete. Des Weiteren studierte und liebte er die Kunst des Zeichnens und der Malerei und ist bekannt für seine Holzschnitz-, Drechselarbeiten und speziell für seine Intarsien.

In seiner Heimat Russland wollte man seine Werke lange Zeit nicht anerkennen, da er ein Deutscher war. Das war unter anderem ein Grund für ihn, im Alter von 72 Jahren nach Deutschland zu ziehen, wo er sich nicht zur Ruhe setzte, sondern künstlerisch noch einmal durchstartete. In mehr als 40 Ausstellungen im Weserbergland und deutschlandweit zeigte er seitdem seine Kunstwerke.

Mit 80 Jahren baute er zwei Balalaikas und zwei Ukulelen. Sein Lebenswerk war im Stadthaus in Höxter zu bewundern: ein neun Meter langes Gemälde vom Godelheimer See. Dieses wird im Juli auf dem Gelände der Landesgartenschau Höxter in der Blumenhalle wieder öffentlich ausgestellt und gezeigt werden.

Malen am Godelheimer See

Hermann Fast genießt auch im hohen Alter von 100 Jahren den Kontakt zur Familie und Freunden. So oft wie möglich telefoniert er mit seiner Familie in der Heimat am Amur und regelmäßig kommen seine Kinder aus Russland zu ihm zu Besuch nach Höxter. Auch seinen Ehrentag feiert Hermann Fast im kleinen Kreis seiner Familie und Freunden.

Mit seinem jüngsten Sohn Vitali, der auch vor vielen Jahren Höxteraner geworden ist, und Freunden ist der Künstler oft in Höxter und vor allem am Godelheimer See unterwegs. Mit seinem Fahrrad für er viele Jahre lang mehrfach in der Woche dorthin, um zu zeichnen und zu malen.

Auch in Russland ist man inzwischen auf seine Werke aufmerksam geworden. In Russlands Kunstverein, Kreisfiliale Chabarowsk, wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Von seinen bitteren Erfahrungen hat er sich nicht verbittern lassen. Sein Glas ist nie halb leer, sondern immer halb voll – mindestens, gerne auch gefüllt mit einem guten Rotwein.