Höxter. Gleich zwei Gründe zum Feiern hat der in unserer Weserregion bekannte und beliebte Künstler Hermann Fast. Am 10. Juni feierte er seinen 97. Geburtstag und bedankt sich bei den vielen Gratulanten für ihre Glückwünsche.
Ein besonderes Jubiläum ist in diesem Sommer auch seine „Silberhochzeit" mit der Stadt Höxter, wie es seine Freunde mit einem Augenzwinkern nennen. Dieses Jahr wohnt der deutschstämmige Hermann Fast 25 Jahre hier und er sagt noch heute: „Ich bin verliebt in diese Stadt und in das Weserbergland. Es ist wunderschön hier und hier gibt es alles, was mein Herz begehrt." Aus dem fernen Chabarowsk (Russland, nahe der chinesischen Grenze) kam er mit seiner Frau Galina im Jahr 1995 nach Höxter.
15 Jahre Zwangsarbeit
Schon als Junge liebte er Arbeiten mit Holz.So baute er sich mit acht Jahren aus einer alten Tretnähmaschine eine Drechselmaschine. Sein Kunststudium musste er mit 17 Jahren unterbrechen, da er als gebürtiger Deutscher in Russland für 15 Jahre Zwangsarbeit im Gulag leisten sollte. Die Kunst rettete ihm mehrfach das Leben.
Im Anschluss an die Zwangsarbeit nahm er sein Kunststudium wieder auf und zeigte seine Vielfältigkeit in seiner Arbeit als Musiker, der unter anderem das Akkordeonspielen unterrichtete und Chöre und Orchester leitete. Des Weiteren studierte und liebte er die Kunst des Zeichnens und der Malerei und ist bekannt für seine Holzschnitz-, Drechselarbeiten und speziell für seine hochwertigen Intarsien. In Russland wollte man seine Werke lange Zeit nicht anerkennen, da er ein „Deutscher" war. Das war unter anderem ein Grund, im Alter von 72 nach Deutschland zu ziehen, wo er sich nicht zur Ruhe setzte, sondern noch einmal richtig aufdrehte.
Über 40 Ausstellungen
In über 40 Ausstellungen zeigte er seitdem seine Kunstwerke. Mit 80 Jahren baute er kurzentschlossen zwei Balalaikas und zwei Ukulelen. Auch heute ist er noch aktiv und malt Ölgemälde und gibt sogar gelegentlich noch Unterricht. Sein „Lebenswerk" ist im Stadthaus in Höxter zu bewundern, ein neun Meter langes Gemälde vom Godelheimer Badestrand. Auch in Russland ist man mittlerweile „aufgewacht". Zum Jahresende erhielt Hermann Fast die frohe Nachricht: In Russlands Kunstverein, Kreisfiliale Chabarowsk, wurde er nun zum Ehrenmitglied ernannt. Von seinen bitteren Erfahrungen hat er sich nicht verbittern lassen.
Sein Glas ist nie halb leer, sondern immer halb voll – mindestens (gerne auch gefüllt mit einem guten Rotwein). Sein Lebensmotto lautet: „Wer etwas schaffen will, muss fröhlich sein". Ganz sicher ist das einer der Gründe, warum er so viel geschafft hat.