Die Landesgartenschau in Höxter aus Kinderaugen erleben

Höxter. In den Morgenstunden ist das LGS-Gelände am Wall in Höxter noch nicht gerade überlaufen. Hier und da sieht man vereinzelt Spaziergänger und Besucher, viel los ist noch nicht. Doch direkt am Eingang gegenüber der Nicolaischule stehen dicht gedrängt etwa 25 Menschen. Die Klasse 3c der Nicolaischule, inklusive der Lehrerinnen Katja Becker und Anna Elisabeth Falk bekommen eine LGS-Führung. Das Besondere: Erwachsene Führer sind nicht dabei. Die Klassenkameraden erzählen die spannenden Geschichten. Nun ja, eine erwachsene LGS-Führerin ist mit Klassenlehrerin Katja Becker doch am Start, aber im Dienst ist sie an diesem Morgen natürlich nicht. Denn sie ist damit beschäftigt, ein Auge auf den Ablauf der Führung zu haben, die Schülerinnen und Schüler aus der dritten Jahrgangsstufe ihrer Klasse geben. Es soll der finale Testlauf werden, bevor die Kinder-Führer für die restliche Zeit der Landesgartenschau auch fremde Gleichaltrige über die Wallanlagen führen. Und nicht nur dort, eine weitere Route führt durch den Archäologiepark. Ab sofort sind die Führungen von Kindern für Kinder über das LGS-Portal im Internet zu buchen. Das Angebot richtet sich vor allem an Schulklassen oder Kindergartengruppen aus der Region. Ein Schuljahr lang dran gearbeitet &bdquo;Ein ganzes Schuljahr haben wir mit den Kindern an der Umsetzung gearbeitet“, sagt Becker. Dabei habe das erste Halbjahr viel aus theoretischen Inhalten bestanden. &bdquo;Wir haben ganz viel tolles Info-Material von den Verantwortlichen der LGS bekommen. Da haben wir im ersten Schritt mit den Schülerinnen und Schülern das Interessanteste und Wichtigste herausgefiltert und anschließend auf den Kladden festgehalten“, erinnert sich Becker. &bdquo;Kladden“ nennen sich die kleinen Karten mit Stichpunkten, die die Kids bei den Führungen dabei haben – ganz professionell. Und ebenso professionell gehen die Schüler auch an diesem Morgen die heiß erwartete Generalprobe an. Noch wissen sie allerdings nicht, dass sie am Ende der Führung ihre verdiente Auszeichnung bekommen werden. Kurz hinter dem Eingang auf das LGS-Gelände bleiben die sieben (insgesamt sogar elf, vier waren verhinder) kleinen, hoch motivierten Führer stehen – und die Mitschüler sowie die Lehrerinnen machen ihnen eine Armlänge entfernt nach. &bdquo;Wisst ihr eigentlich, wofür LGS steht?“, fragen die Führer. &bdquo;Für Landesgartenschau“ antwortet eine Mitschülerin zögerlich und hat natürlich recht. Sofort wird klar, das hier wird kein einseitiger Vortrag, sondern ein Dialog. Immer wieder bezieht das &bdquo;Führungspersonal“ ihre Mitschüler mit ein. So kommt bei der etwa 30-minütigen Veranstaltung zu keiner Zeit Langeweile auf. Kids lernen, Verantwortung zu übernehmen &bdquo;Wir haben den Kindern in der gesamten Erarbeitungsphase so gut es geht freie Hand gelassen“, sagt Becker und Anna Falk ergänzt: &bdquo;Lediglich die Organisation haben wir natürlich unterstützt. Alles andere kommt von den Schülerinnen und Schülern.“ Diese Art des Projektaufbaus habe gleich zwei markante Vorteile: Zum einen lernen die Kids so, mehr Verantwortung zu übernehmen. &bdquo;Außerdem wissen sie natürlich im Grunde viel besser, welche Infos die Gäste in ihrem Alter auch wirklich interessieren“, fügen die Lehrerinnen an. Ohnehin seien die Aufgabenbereiche innerhalb des Langzeitprojektes sehr vielfältig gewesen. Das Logo wurde von den Kindern selbst designt, die Info-Karten eigens hergestellt und es wurde zum Beispiel fleißig trainiert, wie man frei und möglichst flüssig vor einer Gruppe spricht. Fertigkeiten, die für die Heranwachsenden auch außerhalb des Projekt-Rahmens sehr nützlich sein können. Urkunden für alle So langsam nähert sich die Führung dem Ende. Ein letztes Mal bleiben die Kinder stehen. Zum Abschluss erzählen sie die Geschichte des LGS-Maskottchens &bdquo;Holli“. Alle hören wie gebannt zu, dann gibt es Applaus für eine mehr als gelungene Veranstaltung. &bdquo;Eine Überraschung gibt es noch“, sagt Katja Becker, bevor sie den Kindern verrät, dass die vergangenen 30 Minuten eine Art Abschlussprüfung waren und sie ihnen feierlich die Urkunden überreicht, die sie nun offiziell als LGS-Kinder-Führer auszeichnet. Man sieht den Kindern an, dass sie diesen Moment nach einem Jahr intensiver Arbeit genießen und zurecht stolz auf sich sind. &bdquo;Unseres Wissens sind wir mit diesem Angebot auch bundesweit einzigartig“, schwärmt auch Becker. Dann geht es erst einmal zurück zum Unterricht in der wenige Schritte entfernten Nicolaischule. Aber schon bald werden die Kids wieder im Dienst sein, um anderen jungen Menschen zu zeigen, wie viele tolle und spannende Dinge es auf der Landesgartenschau in Höxter zu entdecken gibt.

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