B64-Aktivist glaubt nicht mehr an Bau der Umgehung bei Höxter

Höxter. Lange hat er für die Ortsumgehung in Godelheim und damit für den Lückenschluss der B64 gekämpft: Zwölf Jahre lang als Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) "Pro B 64". "Ich habe Mario Barth nach Höxter geholt, RTL und den WDR", erinnert sich Günter Babik. Mit Politikern habe er gesprochen, Unterschriften habe er gesammelt und nach Düsseldorf sei er gefahren, gebracht habe es nichts: Die Bundesstraße schlängelt sich noch immer durch den Ort. Und dann holt der 79-Jährige einen dicken Ordner aus seinem Fahrradkorb. "Das sollten sie sich mal anschauen", sagt er und tippt mit dem Zeigefinger auf die Klarsichtfolie. Von der blauen Kunststoffverhüllung geschützt, befinden sich in dem Ordner etliche Dokumente, Sitzungsprotokolle, Planskizzen, Stellungnahmen und Gutachten rund um das Thema Lückenschluss. Es fängt an mit einem Schreiben von Januar 1988. Der Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen hat es verfasst an einen Bürger in Höxter. Der wiederum hatte vorher eine Eingabe an den Petitionsausschuss gemacht. Darin geht es, sinngemäß darum, dass die Ortsumgehung nicht westlich von Godelheim gebaut wird, sondern sie auf der damals so genannten Nethetrasse, östlich des Ortskerns, "baldmöglichst zu verwirklichen". Daraus wurde allerdings nichts, wie das Antwortschreiben auf die Petition 10/08456 deutlich macht. "Aufgrund der im Ortstermin vorgebrachten Anregungen und Bedenken geht der Petitionsausschuss jedoch davon aus, dass eine Anbindung der B83 an die B64 unter weitestgehender Rücksichtnahme auf die Netheaue westlich von Godelheim erfolgen wird". Sprich: Die Linienführung an der Nethe wurde bereits damals abgelehnt. In den Augen von Babik war das aber nicht der Anfang der unendlichen Geschichte rund um die Ortsumgehung und den Lückenschluss. Sondern nur ein weiterer Schritt ins Nichts. Zwei mögliche Trassen Die Trasse westlich von Godelheim wurde damals als Bahntrasse bezeichnet, die Ortsumgehung östlich des Ortes als Nethetrasse. Und schon damals wurden in der Petition angeführt, dass entlang der Bahntrasse zahlreiche Lebewesen beeinträchtigt würden: jeweils drei Lebensräume des Bergmolches, des Teichmolches und des Kammmolches, zwei Lebensräume des Kammmolches, je drei Lebensräume des Fadenmolches und des Grasfrosches sowie der Zauneidechse, sechs Lebensräume des Grünfrosches und neun Lebensräume der Erdkröte. "Wir denken, die genannten Ausführungen machen deutlich, dass bei der Planung durch das Landesstraßenbauamt ökologische Gesichtspunkte gar nicht, beziehungsweise nur unzureichend berücksichtigt worden sind", heißt es in der Petition, die 1987 sowohl der damalige Chef der CDU Godeheim als auch der Vorsitzender der SPD Godelheim gezeichnet haben. Wie heute bekannt ist, entschied sich die Politik schließlich für die Bahntrasse, zwar gab es zuletzt noch Änderungen in der Linienführung, insgesamt bleibt es aber dabei, dass der Verkehr entlang des Seengebiet nahe des Taubenborns geführt wird. Bis diese Entscheidung getroffen war, gab es unzählige Ratssitzungen, Verkehrszählungen, Gutachten und Gegengutachten, dennoch orakelte ein Landesoberbauamtsrat 1979, dass bereits 1981 mit dem Bau der Umgehungsstraße Godeheim begonnen werden könne. Als ganz richtig erwies sich diese Prognose indes nicht. Schon 1986 findet sich im Planungsausschuss der Stadt Höxter der Tagesordnungspunkt "Neubau der Bundesstraße 64 [...]". Wieder ging es um die Trassen, diesmal sollte die Stadt eine klare Empfehlung abgeben. Laut damaliger Vorlage der Verwaltung lagen der Politik damals drei Alternativen zur Abstimmung vor. Zwei Varianten der Bahntrasse. Eine mit Vorbehalt auf Verbesserungsmöglichkeiten der Trasse. Eine zweite mit der Variante, dass der Verkehr ab Godelheim bis Höxter die Trasse durch das Nethetal auf dem Areal der Nethetrasse verlaufen sollte. Und eine Ablehnung der Bahntrasse mit Zustimmung zur Nethetrasse. Das Thema Trassierung war immer wieder ein Thema für die Politik in Höxter nicht. In der sich anschließenden Abstimmung hat die Mehrheit der Gremienmitglieder allerdings die Nethetrasse abgelehnt. "Mit Mehrheit wird die Empfehlung abgegeben, die Bahntrasse auszuführen", heißt es im Protokoll der damaligen Sitzung. Vermutungen über die Zukunft Danach verfasste die "Godelheimer Jugend" ein Schreiben nebst Unterschriftenliste an die damaligen Bürgermeisterin Dorothee Baumgarten: Die Unterzeichner wetterten damals noch gegen die Bahntrasse und führten zahlreiche Argumente dagegen ins Feld, "Godelheim entschied sich in der Abstimmung [d. Ortsausschusses, Anm. d. Redaktion] für die Nethetrasse. Trotzdem ist die Stadt Höxter gegen die Nethetrasse", heißt es da. 37 Jahre später gibt es nur noch eine Trassenführungsvariante. Vorwärts gekommen ist die Sache aber nicht wirklich. Babik mag nicht glauben, dass der Lückenschluss auf der Bahntrasse je Wirklichkeit wird – die Naturschutzbemühungen würden im Bereich Taubenborn mittlerweile höher gehandelt, als der Straßenbau.

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