Wie die Bürger im Kreis Höxter die Kriminalität senken können

Kreis Höxter. Es war ein kurzer Moment, an dem Höxters Landrat Michael Stickeln erkennbar verständnislos und vielleicht auch etwas fassungslos den Kopf schüttelte. Neben ihm hatte der Leiter der Abteilung Kriminalität bei der Polizei, Peter Hentschel, gerade die steigende Anzahl an Autoaufbrüchen thematisiert und dabei ein Schlaglicht auf die Leichtsinnigkeit vieler Autobesitzer im Kreis gelenkt. 271 Anzeigen von Autodiebstählen im Kreis Höxter hat die Polizei im vergangenen Jahr abschließend bearbeitet – 77 mehr als 2021. In immerhin 78 Prozent dieser Fälle (212) war das Fahrzeug nicht abgeschlossen – die Täter mussten sich also nicht einmal die Mühe machen, eine Scheibe einzuschlagen oder eine Tür aufzuhebeln. &bdquo;Es wird den Dieben oft zu leicht gemacht“, kommentiert Peter Hentschel. Oft ist es auch die Gelegenheit, die Diebe macht. Sein Appell: Auch wenn man im Kreis Höxter vergleichsweise sicher und beruhigt leben kann, sollte das nicht zur Leichtsinnigkeit und Gutgläubigkeit verführen. &bdquo;Auch im Kreis Höxter gibt es Kriminelle.“ Es sind beileibe nicht nur die Autofahrer. In 47 Prozent der angezeigten Fahrraddiebstähle zwischen Steinheim und Warburg waren die Bikes nicht einmal mit einem einfachen Schloss gesichert. Der Täter musste einfach nur aufsteigen und davonradeln. Ebenso vermeidbar wie die meisten der Taschendiebstähle, die im vergangenen Jahr von 59 auf 94 Fälle zugenommen haben. Vielfach sind die Opfer ältere Menschen im Supermarkt, die dem Dieb häufig noch ihre Pin im Portemonnaie mitliefern. Das rechtfertigt natürlich nicht die Taten, aber Bürger können einiges sehr Einfaches tun, um den Kreis Höxter mit Blick auf die Kriminalität noch sicherer zu machen, als er sowieso schon ist. Dazu gehören neben Auto ab- und Fahrrad anschließen beispielsweise auch Wachsamkeit und das schnelle Melden verdächtiger Beobachtungen und von Straftaten, zählt Hentschel auf. Nur wenn die Polizei von illegalen Machenschaften erfährt, kann sie ermitteln und möglicherweise weitere Straftaten verhindern. Der Abteilungsleiter wirbt zudem dafür, Beratungsangebote der Polizei anzunehmen. Zehn-Jahres-Hoch Wie im ganzen Land sind die Kriminalitätszahlen im Kreis Höxter deutlich angestiegen. 25 Prozent mehr Straftaten, insgesamt 7.065 wurden im vergangenen Jahr abschließend bearbeitet. Ein Zehn-Jahres-Hoch. Erwartbar, sagt Hentschel. Die Zahlen pendeln sich auf dem Niveau von 2013 bis 2016 ein. Auch die Polizei merke, dass die Corona-Pandemie vorbei ist. Und dennoch: &bdquo;Das ist schon eine Hausnummer“, bemerkt Hentschel. Bemerkbar auch bei den Körperverletzungen: um 22,5 Prozent auf 973 Fälle stieg die Anzahl an. Mehr Feiern bieten auch deutlich mehr Gelegenheit, beispielsweise im Alkoholrausch aneinanderzugeraten. Immer noch sehr sicher Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn trotz des Anstiegs ist die Wahrscheinlichkeit, im Kreis Höxter Opfer einer Straftat zu werden, vergleichsweise gering. Das lässt sich aus der Kriminalitätshäufigkeitszahl ablesen, also die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner. Sie liegt im Kreis Höxter bei 5.047 und NRW-weit bei 7.624. Die Aufklärungsquote ist zwar um 4,5 Prozent gesunken, ist mit 60,2 Prozent aber immer noch die Beste in OWL und eine der Besten im Land. Mit 3.089 konnten immerhin 328 mehr Tatverdächtige als 2021 ermittelt werden. Und auch wenn Peter Hentschel und sein Team dafür große offizielle Anerkennung von Landrat Michael Stickeln und Polizeidirektor Christian Brenski erhalten, so wurmt es ihn doch. Denn deutlich mehr Fälle mit weniger Personal zu bearbeitet, &bdquo;da bleibt auch schonmal was liegen oder dauert etwa länger“. Ausnahmen In allen Bereichen weisen die Zahlen deutlich nach oben – mit zwei Ausnahmen: Nur noch vier exhibitionistische Handlungen wurden 2022 angezeigt, im Jahr zuvor waren es noch 20. Eine Erklärung hat Hentschel dafür nicht, macht aber zugleich sehr deutlich, dass es sich dabei nicht um ein Kavaliersdelikt handelt. Für die Opfer sei es oft eine traumatische Erfahrung, die lange nachwirke. Auch die Straftaten gemäß Gewaltschutzgesetz gingen deutlich (noch 18). Hierunter fällt beispielsweise, wer der Wohnung verwiesen wurde, sich aber nicht daran hält. Lesen Sie auch: Warum die Polizeistatistik im Kreis Höxter in die Irre führen kann Eine Besonderheit gibt es bei den Straftaten gegen Leib und Leben: Zwei Fälle gab es 2022, darunter der Messerstich in die Brust nach einer Auseinanderandersetzung im Januar 2022 in Steinheim. Aber auch der tragische Arbeitsunfall im Mai im Tagebau Altenbergen, bei dem ein 54-jähriger Lkw-Fahrer unter einen Radlader geriet und starb, wird als fahrlässige Tötung gewertet.

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