Karneval im Kreis Höxter: Närrische Frauen entführen Bürgermeister

Kreis Höxter. Mit der Weiberfastnacht hat im Kreis Höxter der mehrtägige Höhepunkt der Karnevalssession im Kreis Höxter begonnen. In vielen Orten wie in Warburg, Beverungen, Brakel und Bad Driburg wurden die Rathäuser gestürmt. Die jecken Weiber übernahmen das Kommando. Ausgerechnet in der heimlichen Karnevalshauptstadt OWLs, in Steinheim, lief es nicht rund. Steinheim Die von der Steinheimer Karnevalsgesellschaft geplante Aktion konnte dort erst mit reichlich Verspätung starten. Immerhin überhaupt, denn ursprünglich war der Rathaussturm abgesagt und zu einer kleinen, internen Veranstaltung reduziert worden. Das hatte im Vorfeld für reichlich Verwirrung gesorgt, gar von einer Komplettabsage des Weiberkarnevals war die Rede. Und so entführten die Frauen den Bürgermeister Carsten Torke in einem Gefängniswagen und zeigten im Partyzelt, wie sie so richtig abfeiern. Und auch Steinheims Bürgermeister Carsten Torke wollte auf der Bühne unbedingt etwas geraderücken: "Ich wollte immer nur eines: Dass der Weiberkarneval in der Steinheimer Gastronomie gefeiert wird. Das ist uns gelungen", rief er auf der Bühne des Karnevalszeltes. Die närrischen Weiber waren längst besänftigt. Die Krawatte schnitten sie ihm trotzdem noch ab. Höxter Auch in Höxter waren die Frauen außer Rand und Band. Um 11.11 Uhr haben die Huxaria-Hexen das Rathaus gestürmt und Bürgermeister Daniel Hartmann sowie Dezernatsleiter Stefan Fellmann die Krawatte gekürzt. Auf dem Flug mit dem Besen zum Stadthaus hin haben die Hexen dem Bürgermeister auch einige Klagen überbracht: &bdquo;Höxters Brücke hat noch immer einen Schaden. Auch die vielen Baustellen sind ein Graus – doch bis zur Landesgartenschau sieht hoffentlich wieder alles schön aus“, klagte die Oberhexe Simone Kube gegenüber Bürgermeister Hartmann. Für &bdquo;Meckerer“ übergab die Oberhexe Daniel Hartmann einen Hexenbesen und ein kleines Hexengeschenk. Brakel Pünktlich um 11.11 Uhr haben Närrinnen und Narren mit dem traditionellen Rathaussturm symbolisch die Schlüssel zur Stadt erobert und damit die Hochphase des diesjährigen Straßenkarnevals eingeleitet. In Vertretung des Bürgermeisters Hermann Temme mussten sich der stellvertretende Bürgermeister Robert Rissing und der Allgemeine Vertreter Peter Frischemeier die Krawatten abschneiden lassen. Doch gänzlich kampflos wird in Brakel der Stadtschlüssel nicht übergeben. Erst müssen die Prinzenspiele absolviert werden, die von Regina Wernicke, Chefin im Vorzimmer des Bürgermeisters, traditionell vorbereitet werden. "Das ist zu vollster Zufriedenheit geschehen, damit ist der Weg zum Schlüssel frei." Brakel-Radau-Präsident Mark Elberg freute sich, dass sich das Prinzenpaar Hermann Held (Vater) und Eva Goeken (Tochter) so gut geschlagen haben. Zuvor hatte bereits das Kinderprinzenpaar Henry und Pauline mit einem Besuch in der Grundschule die tollen Tage eingeläutet. Höhepunkt im Brakeler Straßenkarneval ist am Samstag, 18. Februar, der 16. Brakeler Karnevalsumzug, der sich um 14.11 Uhr in Bewegung setzt und zu einem Highlight in Brakel und Umgebung zählt. Im Anschluss daran kann im Festzelt in der Rosenstraße mit einer DJ-Party oder im großen Festzelt am Feuerteich mit der Band Enjoy gefeiert werden. Beverungen Die alte Garde in Beverungen ist vielleicht durch die Pandemie-Zwangspause ein bisschen eingerostet, kam aber beim Rathaussturm zum Weiberkarneval schnell in Schwung. Erst wurde draußen geschunkelt, gesunken und getanzt, dann ging es hoch in den Ratssaal. Barney Geröllheimer (Beverungens Bauamtsleiter Ludger Ernst) und Fred Feuerstein (Bürgermeister Hubertus Grimm) rückten ohne große Gegenwehr den Schlüssel raus. Die Urzeit-Kumpel hatten es wahrlich zuletzt nicht leicht: Erst die karnevalslose Corona-Zeit und dann auch noch eine kalte Höhle und teures Bier. Dann las Till Eulenspiegel der Politik noch ordentlich die Leviten: Von der unfallträchtigen Buddelei im Blumenviertel über den Vandalismus an der neuen Uferpromenade bis zum nach Höxter abgewanderten Weser-Open-Air griff Barbara Hartmann aktuelle Themen auf. Bad Driburg In Bad Driburg gab's Bützchen, Orden, Konfetti, Kniefälle und heiße Waffeln. Damit mussten Bürgermeister Burkhard Deppe und Beigeordneter Michael Scholle das sechste Gebot des Kinderprinzenpaares Zoe I. und Felix I. erfüllen. Und überreichten die frisch gebackenen Leckereien mit einer galanten Verbeugung im bunt dekorierten Sitzungssaal. Bevor die Narren der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiße Garde die Regentschaft im Rathaus übernehmen konnte, hatte Prinz Bernhard I. ein kniffliges Spiel zu erfüllen: Bier-Pingpong ohne Bier, aber mit sprunghaften kleinen Tischtennisbällen. Hilfe gab's von Prinzessin Katharina I., die man ab nun auch "die Zielsichere" nennen kann. Der Schlüssel versteckte sich in einem Feuerwehrauto im Foyer des Rathauses, das Andreas Rehermann konstruiert hatte. Klar, dass er dafür von der hübschen Prinzessin einen Orden bekam und vor ihr in die Knie ging. Nieheim Von Minute zu Minute stieg das Stimmungsbarometer beim Weiberkarneval so stark an, dass befürchtet wurde, der Kümmel könnte aus dem kleinen runden Nieheimer Käse fliegen. Ohrenbetäubend wurde das &bdquo;Olle meh“ als die vom NKG Vorsitzenden Stephan von Kölln unterstützten närrischen Weiber um 11 Uhr 11 losstürmten, um den ohnehin schon führungsschwachen Tempel noch führungsloser zu machen. Dabei kegelten die Damen den Hausherrn so elegant von der neunstufigen Rathaustreppe, als hätten sie den Wurf &bdquo;König aus der Mitte“ zwei Jahre lang in etlichen Nachtschichten geprobt. Gut trainiert schien der Schnitt durch das maskuline Anhängsel, denn zum Kürzen der Krawatte genügte ein einziger Versuch. Dem so gestutzten Duodezfürsten blieb danach nur noch die Kapitulation und die widerstandslose Räumung des vom krausen Denken der Volksvertreter gewölbten historischen Kellergewölbes. Anschließend zeigten die eroberungsfreudigen Närrinnen, wo in Nieheim der Hammer hängt und wer am langen Rätestammtisch das Sagen haben sollte. Bezüglich der Bürgermeisterwahl, in der eine Dame das Nachsehen gehabt hatte, lautete die Frage an den Amtsinhaber: &bdquo;Warum hast Du nicht nein gesagt?“. Die Antwort von Johannes Schlütz: &bdquo;Der Sekt geht auf den Bürgermeister.“ Nach der Erstürmung des Rathauses feierten die fröhlichen Nieheimer Weiber ab 16.11 Uhr dort, wo die Ratsherren zu finden sind, nachdem sie abgehalftert wurden: Im Haus der alten Säcke! Ob diese sich vom lauten Olle meh gerüttelt jedoch noch einmal ins Reich der Lebenden zurückwagten, bleibt das Geheimnis der Nieheimer Närrinnen.

Meistgelesen