Kriminalfälle im Kreis Höxter: Zwei Leichen und ein Mörder auf der Flucht

Kreis Höxter. 2022 neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr, in dem Polizei, Gerichte und auch die "NW" es mit schrecklichen, schaurigen, spannenden Geschichten zu tun bekamen. Ein Rückblick. Mordkommission Ostpreußen Zu Jahresbeginn ermittelte die Mordkommission "Ostpreußen" in Steinheim. Auf einem Schotterparkplatz war am 15. Januar, an einem späten Samstagabend, ein 29-Jähriger niedergestochen worden. Der 29-Jährige ist lebensgefährlich verletzt, eine große Menge Blut hat sich in seinen Brustkorb ergossen, die Lunge ist kollabiert. Das Opfer wurde in ein Krankenhaus gebracht und notoperiert, danach war sein Zustand stabil. Monate später wird jedoch entdeckt, dass bei dem Messerangriff auch das Zwerchfell verletzt wurde - der Mann muss erneut operiert werden. Nur wenige Tage nach der Tat nahm die Polizei einen 20 Jahre alten Steinheimer fest: Denis P. (Name geändert). Im Juli wird vor dem Landgericht verhandelt. Der Vorwurf: versuchter Totschlag. P. ist geständig und versichert, dass er den 29-Jährigen nicht habe töten wollen. Alkohol soll am Tatabend eine tragende Rolle gespielt haben. Aus Beleidigungen gegen den 29-Jährigen und einen Freund entwickelte sich ein handfester Streit. Die Männer bedrohen sich gegenseitig, dann sticht Denis P. zu. Ende August fällt das Paderborner Landgericht sein Urteil. Versuchter Totschlag sei es nicht - da sind sich Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidigung einig. Aber eine gefährliche Körperverletzung blieb. Denis P. muss deswegen für drei Jahre ins Gefängnis. Tötungsdelikt ohne Leiche Kerstin-Simone G. verschwindet Anfang September in Burgwedel. Als die 56-Jährige nicht zu einer Verabredung mit einer Freundin erscheint, meldet die Freundin G. als vermisst. Die Polizei entdeckt in G.s Wohnung Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Rund fünf Wochen später wird in diesem Zusammenhang öffentlich nach einem Warburger gesucht. Der 54-Jährige gerät in den Fokus der Ermittler, weil sein Wagen, ein silberner Ford Focus, in dem Zeitraum, als Kerstin-Simone G. verschwand, in der Nähe ihrer Wohnung mehreren Menschen auffiel. Robert E. wird schließlich Ende Oktober in Schweden festgenommen, wenig später nach Deutschland ausgeliefert. Auch sein Wagen wurde mittlerweile überführt. Seitdem schweigt sich Robert E. aus. In Warburg sorgte der Tatverdacht für einiges Aufsehen. E. war sozial engagiert, viele Wegbegleiter waren erschüttert, als sie von dem Tatvorwurf erfuhren. Das Ende des Horrorhauses Ende April rollen früh morgens die Bagger in Bosseborn. "Die sind um 6 Uhr angerückt", berichtete ein Nachbar der "Neuen Westfälischen". Von da an sei es schnell gegangen. Das sogenannte Horrorhaus, in dem zahlreiche Frauen gequält und gefoltert wurden, wird abgerissen. "Kein Wunder, da ist kein Zement zwischen, da sind bloß Steine aufeinandergelegt", weiß der Anwohner. Das Haus im Saatweg Nummer 6, in dem Wilfried und Angelika W. lebten, wurde eine Art Mekka für True-Crime-Pilger aus der ganzen Welt. Denn zwei Frauen überlebten die Bekanntschaft mit Wilfried und Angelika nicht. Lange schon hatte sich Bürgermeister Daniel Hartmann - und zuvor auch sein Amtsvorgänger Alexander Fischer - darum bemüht, das Haus, das über Umwege in den Besitz des Landes geraten war, zu kaufen, um es dann abreißen zu können. "Die Bosseborner haben in den vergangenen Jahren viel gelitten", erklärte Hartmann im Frühjahr vor Ort. Damit war dann am 25. April Schluss. Das Haus wurde abgerissen. Das Grundstück solle begrünt werden. "Gut, dass es weg ist", sagte ein Anwohner. Zwei Leichen - zwei Tragödien 2022 sorgten zwei Leichenfunde im Kreis Höxter für Aufsehen - auch wenn sich daran keine blutrünstigen Mordgeschichten anschlossen. Anfang August entdeckte eine Frau in Bad Driburg in den frühen Morgenstunden den leblosen Körper eines 83-Jährigen auf einer Parkbank in Bad Driburg. Der Senior sei eines natürlichen Todes gestorben, da sind sich die Ermittler schnell sicher. Dennoch bewegt das Schicksal des Lippers die Menschen. Wie die Polizei rekonstruiert, muss er schon länger auf der Parkbank gelegen haben. An besagtem Morgen regnete es, so war auch der Mann durchnässt, die Parkbank, auf der er lag jedoch trocken. Zwei Monate später, Anfang Oktober, noch ein schauriger Fund: Ein Angler entdeckt eine Leiche in der Weser bei Lüchtringen. Nach einer Obduktion waren die Ermittler auch hier sicher, dass Fremdeinwirkung ausgeschlossen werden könne. Der 78 Jahre alte Mann war in der Weser ertrunken. Er stammte, wie sich später herausstellte, ursprünglich aus dem Kreis Gütersloh, war kurz zuvor jedoch nach Bielefeld gezogen. Dort galt er bereits als vermisst. Aufgrund einer Krankheit galt er, wie die "NW" erfuhr, als orientierungslos. Eine unverbesserliche Kriminelle? Klar, die richtig großen Verbrechen aus dem Kreis Höxter werden vor dem zuständigen Landgericht in Paderborn verhandelt. Doch auch das Amtsgericht Höxter muss sich mit dem einen oder anderen interessanten Fall beschäftigen. Etwa mit Domenika S. (Name geändert), einer, wie es schien, unverbesserlichen Einbrecherin und Diebin. Im September angeklagt, wegen 32 Straftaten im Zeitraum eines Jahres - und diese Taten waren wohl nur die Spitze des Eisbergs. Die 21-Jährige schien, wo sie ging und wandelte, offene Türen zu entdecken. Autos, Wohnungen, Büroräume - nichts schien vor ihr sicher. Sie drang ein, stahl Handys, Geld, manchmal auch Schmuck und EC-Karten. Allerdings, das klärte ein Gutachter vor Gericht auf, leidet sie auch unter einem seltenen Syndrom, das unter anderem dazu führt, dass sie sich auf dem geistigen Stand eines kleinen Kindes befindet. 29 von 32 Straftaten kann das Gericht der jungen Frau schließlich nachweisen. Für einige davon wurde sie als teilweise schuldfähig erachtet und zu Freiheitsstrafen verurteilt. Außerdem sollte die junge Frau in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht werden. Nur wenige Tage, nachdem Domenika S. verurteilt wurde, beging sie eine neue Straftat. Sie drang bei einer "NW"-Leserin ein und bestahl sie. Die Leserin meldete sich im Anschluss in der Redaktion und berichtete von den vor allem psychischen Folgen der Tat. Auch ein anderes Opfer der 21-Jährigen berichtete von seinen Erfahrungen. Mittlerweile ist Domenika S. geschlossen untergebracht. Vier Stunden Großeinsatz Großeinsatz in Warburg: Mitte März hatte ein 31-Jähriger Gewalt gegen eine Bekannte angekündigt. Als mehrere Personen die Polizei darauf aufmerksam gemacht hatten, rückte diese mit einem Großaufgebot aus. Sicher ist sicher, denn es war unbekannt, ob der Mann bewaffnet war. Gegen 18 Uhr begann der Einsatz. Kurz nach 22 Uhr konnten die Beamten den Mann festnehmen. Aufgrund eines "psychischen Ausnahmezustands" wurde der Mann zunächst in einer Psychiatrie untergebracht. Verletzt wurde niemand. Kriminell im Kleingarten Im Fall um den kriminellen Kleingärtner aus Höxter, der Mitte März wegen Untreue in 257 Fällen verurteilt wurde, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn Stefan P. (Name geändert) geht in Berufung. Was war passiert? In der Zeit von Mai 2015 bis Dezember 2019 wurden immer wieder Geldbeträge von den Vereinskonten eines Höxteraner Kleingartenvereins abgehoben. Mal 20 Euro, mal 500, mal 5.500. Rund 102.500 Euro verschwanden so. Dazu soll der Verein in dem Zeitraum auch die Pacht an die Stadt Höxter schuldig geblieben sein. Etwa um 33.000 Euro geht es da. In das Visier der Ermittler geriet schließlich der Mann, der dem Verein in dieser Zeit vorsaß: Stefan P. Sein Verteidiger hat Zweifel an der Schuld P.s, denn der ist seit 2018 zu 100 Prozent schwerbehindert und hat Pflegegrad zwei. Zwischendurch lag er auch lange im Krankenhaus. Aus Sicht des Amtsgerichts Höxter war die Sache aber wohl klar: Drei Jahre soll Stefan P. ins Gefängnis, so das Urteil.

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