Schul-Chaos im Kreis Höxter am Blitzeis-Montag: Warum es anderswo besser lief

Kreis Höxter. Am Sonntagnachmittag um 16.54 hatten Eltern und Schüler im Landkreis Holzminden Klarheit: "Schulausfall LK HOL: Holzminden Landkreis HOL": Diese Mail ging an Schulen, Presse, an alle, die die "Biwapp", eine regionale Bürgerwarn-App, installiert hatten - und landete zudem auf der Internetseite des Landkreises Holzminden. So schnell und so klar war in den Kreisen in Ostwestfalen-Lippe keiner. Das hat mehrere Gründe, wie Experten klarstellen. Der Schulrat des Kreises Höxter, Hubertus Gockeln, zuständig für die Grundschulen im Kreis Höxter, hat zumindest für jene die Richtung vorgegeben: Die Schulen fallen aus, der Unterricht findet zu Hause statt. "Wir waren der einzige Kreis in OWL, der das geschafft hat", sag Gockeln. Per Telefon seien die Schulleitungen über den Schritt informiert worden, zudem seien auf den Schulserveren zum Teil Unterrichtsmaterialien für den Tag eingestellt worden. "Die Gefahr für die Kinder war in meinen Augen auf jeden Fall da." Am Sonntag bis 18 Uhr seien auch alle Eltern "spätestens" informiert worden. Er selbst habe überprüft, ob auf allen Internetseiten der Grundschulen ein entsprechender Hinweis zu finden gewesen sei. Bezirksregierung habe nicht gehandelt All das passierte am Sonntag, während andere Kreise offenbar noch auf ein Signal von der Bezirksregierung in Detmold gewartet hätten. Die sei nämlich im Falle eines großräumigen Unwetterereignisses eigentlich zuständig dafür, die Schulen ausfallen zu lassen. Der Kreis Höxter habe zunächst auch auf die Bezirksregierung gewartet, die habe aber nichts getan. Ein Sprecher der Bezirksregierung sagt auf Nachfrage der "Neuen Westfälischen", dass die Bezirksregierung Detmold sich am Sonntag mit den anderen Bezirksregierungen in Nordrhein-Westfalen zur Wetterprognose ausgetauscht habe. "Das Ergebnis dieses Austausches war, dass in NRW keine flächendeckenden Schulschließungen angeordnet werden", sagt Pressesprecher Peter Westphal. Aber: Der Erlass, der bei Katastrophen die Bezirksregierung ins Boot holt, ermögliche Schulträgern trotzdem "die Möglichkeit von Maßnahmen". Ausgefallen sind die Grundschulen im Kreis Höxter - und darüber hinaus im gesamten Bundesland offenbar nur in einer weiteren Kommune: &bdquo;Nach Kenntnis der Bezirksregierung Detmold hat die Stadt Düsseldorf als Schulträger von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.“ Regelungen an weiterführenden Schulen War es im Rest des Landes weniger glatt als in Düsseldorf und dem Kreis Höxter? Und: War es an den weiterführenden Schulen weniger glatt als vor den Grundschulen? Das ist natürlich Unsinn. Dass die weiterführenden Schulen den Unterricht nicht haben ausfallen lassen, liegt darin begründet, dass dort die Bezirksregierung die Aufsichtsbehörde ist. Und die hatte sich ja, wie berichtet, mit einer Ausfallmeldung bewusst zurückgehalten - nach Rücksprache mit den anderen Bezirksregierungen. Das führte dann dazu, dass es bei den Weiterführenden eine große Vielzahl von Regelungen gab. Einige Schulen gingen komplett in den Distanzunterricht und haben dies auf ihren Internetseiten auch klar kommuniziert. Andere Schulen ließen die Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder zur Schule gehen lassen wollen, oder nicht. Wieder andere Schulen hatten auf ihren Seiten überhaupt keinen Hinweis dazu veröffentlicht, ob und wie am Montag Unterricht stattfindet. In den Fällen erfuhren es Eltern und Schüler dann spätestens am nächsten Tag, ob und wie unterrichtet wird. Wie gut und vorbildlich lief es dagegen im Nachbarkreis Holzminden. Wie berichtet, kam dort um 16.44 Uhr eine Meldung auf die Internetseite des Landkreises, parallel wurden E-Mails an Medien und Verantwortliche geschickt: "Schulausfall Holzminden Landkreis: An allen allgemein- und berufsbildenden Schulen im Landkreis." Mehr nicht. Alle, wirklich alle hatten Klarheit. Warum hat es Holzminden besser funktioniert hat Landkreis-Sprecher Peter Drews erklärt auf Nachfrage der "Neuen Westfälischen", dass die Power-Alarm-App der Fitt GmbH von der Leitstelle des Landkreises aus gesteuert werde. Genutzt werden kann sie laut der Hersteller für die Alarmierung oder Benachrichtigung von Schulen, Freiwilligen Feuerwehren, Werkfeuerwehren und Energieunternehmen über spezifische Katastrophenlagen. Sie ist eigentlich also nicht für die Informierung der Bevölkerung gedacht, sondern von Behörden oder Einrichtungen. Lesen Sie auch den Kommentar: Im Ernstfall leider mangelhafte Kommunikation Allerdings ist sie im Landkreis Holzminden eng mit der Biwapp-App verbunden. Sie ist vergleichbar mit der App Nina, die auch über Hochwasser, Sturm oder Waldbrand, im Kreis Höxter informieren und direkt über die Leitstelle des Kreises angesteuert werden kann. Im Landkreis Holzminden spricht Biwapp aber auch die Sprache von Power-Alarm, weshalb alle, die die Warnapp heruntergeladen haben, auch eine Info zum Schulausfall am nächsten Tag erhalten haben. Drews sieht aber nicht nur die Technik als Grund für die eindeutige Reaktion im Landkreis Holzminden. "Es liegt aber nicht nur am System und der Technik, es liegt auch daran, wie stark die handelnden Personen agieren", meint er. Alle Schulträger hätten sich im Landkreis vorher abgestimmt. Eine nicht unerhebliche Rolle dürfte bei der schnellen und eindeutigen Reaktion aber auch eine andere Sache gespielt haben: "Hier gibt es keine Regierungsbezirke, daher können wir lokal schnell entscheiden", sagt Drews zur Einordnung.

Meistgelesen