Freie Fahrt für Radfahrer zwischen Steinheim und Höxter

Höxter. Es sind nur 700 Meter. Aber sie sind planerisch etwas tricky, denn bei Fürstenau muss einmal die Bundesstraße 239, die Höxter mit Steinheim verbindet, überquert werden. Besser gesagt unterquert. &bdquo;Zum Glück gab es noch einen alten Viehtunnel, den wir in der Planung reaktivieren konnten, da er mit gut zwei Metern eine ausreichende Höhe hat“, erklärt der ehrenamtliche Planer Karl-Heinz Huneke, Vorstand im Verein &bdquo;Ländlicher Raum Aktiv“, der den Bürgerradweg initiiert hat. Ganz besonders auch für die Höxteraner Ortschaft Fürstenau ist der Lückenschluss von einer herausragenden Bedeutung. &bdquo;Für die Menschen aus Fürstenau geht ein großer Wunsch in Erfüllung, denn es gibt ja bisher keine direkte Radverbindung von Fürstenau nach Höxter“, erklärt die Fürstenauer Ortsheimatpflegerin Rita Altmiks. &bdquo;Seitens der Politik drängen wir ja auch schon sehr lange darauf und der Bedarf wird auch nicht bestritten, aber es fehlte immer an Geld und an Kapazitäten zur Umsetzung“, ergänzt der Ortsausschussvorsitzende Ferdinand Welling. Hier hat der Gesetzgeber die Möglichkeit eines Bürgerradwegs geschaffen. Das heißt, Bürger planen selbst und der Bund gibt das Geld und über den Landesstraßenbetrieb erfolgen die Bauarbeiten. Was beim Straßenbau viel Zeit kostet, sind die Verhandlungen mit Grundstückseigentümern. Darum kümmern sich bei den Bürgerradwegen die Ehrenamtlichen, das erspart dem Landesstraßenbetrieb personelle Ressourcen und es kann schneller zur Umsetzung kommen. Großes Entgegenkommen der Grundstückseigentümer Der Verein &bdquo;Ländlicher Raum aktiv“, der sich ein flächendeckendes Radwegenetz in den Kreisen Höxter und Lippe auf die Fahnen geschrieben hat, hat hier schon eine Menge Erfahrung gesammelt und in diesem Jahr die Verbindung zwischen Steinheim und Höxter zum Schwerpunktprojekt gemacht. Die Grunderwerbsverhandlungen für den Neubauabschnitt führte der &bdquo;Ländliche Raum aktiv“ in enger Zusammenarbeit mit den Bauamtsmitarbeitern Bernd Dunsche und Cornelia Disse von der Stadt Höxter. &bdquo;Es gab hier ein großes Entgegenkommen der Grundstückseigentümer, die alle viel Verständnis für dieses Vorhaben hatten, das erlebt man nicht oft“, berichtet Huneke. Für die gesamte Strecke von Steinheim nach Höxter mussten in der Summe keine drei Kilometer Radweg neu gebaut werden. Die damit verbundene Flächenversiegelung ist also äußerst gering. Die durchgehende Radwegverbindung zwischen Steinheim und Höxter basiert überwiegend auf vorhandenen Wirtschaftswegen nahe der Bundesstraße 239. Der erste Bauabschnitt wurde bereits Anfang des Jahres fertiggestellt und verbindet auf einer Länge von knapp einem Kilometer die Steinheimer Ortschaft Rolfzen mit dem Nieheimer Ortsteil Sommersell. Mehr als 24 Kilometer Radweg &bdquo;Die Abschnitte Steinheim-Rolfzen und Sommersell-Marienmünster sind nun insgesamt fertiggestellt. Das Ziel, den Radweg noch vor der Landesgartenschau in Höxter 2023 für den Radverkehr freizugeben, rückt nun immer näher“, betont Huneke. Im Februar soll auch dieser letzte Lückenschluss bei Fürstenau fertiggestellt sein. &bdquo;Wir freuen uns, denn mit dieser Verbindung wird das Radnetz OWL straßenunabhängig über vorhandene Wirtschaftswege um rund 24 Kilometer erweitert“, erklärt die Straßen-NRW-Sprecherin Christiane Knippschild von der Regional-Niederlassung Sauerland-Hochstift und dankt dem Verein &bdquo;Ländlicher Raum aktiv“, der mit der Ortsheimatpflegerin Rita Altmiks aus Fürstenau und den Vorsitzenden der Ortsausschüsse aus Fürstenau und Brenkhausen, Ferdinand Welling und Albert Speith, den Anstoß für den Bau des Lückenschusses zur Stärkung der Nahmobilität innerhalb der Region gegeben hatten. Tatsächlich ist der Radweg sogar noch länger als 24 Kilometer, denn im Oktober erst war ein weiterer Bürgerradweg fertiggestellt worden, der die Ortschaft Ottenhausen mit Steinheim verbindet. Hierfür mussten zwei Kilometer Radweg neu gebaut werden. Insgesamt werden in dieses Radweg-Projekt 3,6 Millionen Euro Bundesmittel investiert. Etwa eine halbe Million Euro entfallen davon auf den Lückenschluss bei Fürstenau. Auch Landwirte profitieren &bdquo;Wir verbinden so auch die Dörfer entlang der B239, die sich künftig auf sicheren, komfortablen Radwegen auf noch mehr Lebensqualität auf zwei Rädern freuen dürfen“, fasst Heribert Gensicki, Vorsitzender des Vereins &bdquo;Ländlicher Raum aktiv“ zusammen. Mit den Investitionsmitteln werden nicht nur Verbindungslücken geschlossen. Ein Großteil der Mittel fließt in die Instandsetzung der bestehenden Wirtschaftswege. Heribert Gensicki: &bdquo;Von dieser Radwegemaßnahme profitieren nicht nur die Radfahrer, sondern auch Landwirte, die nach der Fertigstellung intakte Wirtschaftswege vorfinden; eine gegenseitige Rücksichtnahme bei der Wegnutzung sollte darum selbstverständlich sein.“ Wirtschaftswege dienen eigentlich dazu, dass Bauern zu ihren Feldern kommen. Wenn man aber das Wirtschaftswegenetz als Grundlage für Radwegeverbindungen heranzieht und zielgerichtet Lückenschlüsse umsetzt, kann man mit dem Rad auf attraktiven zumeist autofreien Wegen überall hinkommen. Das ist das Prinzip, mit dem der in Ottenhausen ansässige Verein &bdquo;Ländlicher Raum aktiv“ auch die Verbindung von Steinheim nach Höxter zur Landesgartenschau verwirklicht. Klimaschonende Infraktruktur &bdquo;Die finanziellen Mittel stellen wir gerne bereit, aber wir verfügen nicht immer über den notwendigen Grund und Boden und es fehlen uns auch die Kapazitäten für langwierige Grundstücksverhandlungen. Aber wenn die planerischen Voraussetzungen geschaffen werden, sind wir bei der Umsetzung ganz schnell dabei“, hatte Petra Beckefeld, Technische Direktorin von Landesbetrieb Straßen NRW, beim Start des ersten Bauabschnitts erklärt und dafür extra aus dem Gelsenkirchener Direktorium des Landesstraßenbetriebs angereist war. &bdquo;Hier wird mit viel bürgerlichem Engagement an dem Ausbau einer ressourcen- und klimaschonenden nachhaltige Verkehrsinfrastruktur gearbeitet, das in höchstem Maße unterstützenswert ist“, sagte Beckefeld.

Meistgelesen