Der Verkehrsminister und das Radwege-Dilemma im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Dank E-Bikes ist der Umstieg auf den Radverkehr ein wichtiger Aspekt der Verkehrswende in der Nahmobilität. Auch auf dem Land. Nur fehlen dafür fast überall sichere Radwege, die für den schnellen Alltagsverkehr taugen. Und weil die Kommunen unter hohen Defiziten ächzen, werden neue Projekte oft zum Schier unbezahlbaren Luxus. So strich beispielsweise Nieheim zwei Radwegeprojekte, mit denen Strecken nach Sandebeck und Rolfzen saniert werden sollten. Grund: Der Bund reduzierte den Fördersatz von 95 auf 80 Prozent, insgesamt hätte die Stadt gut 140.000 Euro mehr aufbringen sollen. Unbezahlbarer Luxus für die kleine Stadt mit klammer Kasse. Und das, obwohl die Verbindung von Entrup nach Rolfzen bereits seit 2016 geplant wird und ein wichtiger Baustein im damals erstellten Gesamtkonzept zur Stärkung der Nah-Mobilität im Bereich der Stadt Steinheim und der Region ist. Auch im Alltagsradwegekonzept des Kreises Höxter steht sie drin – aber Papier kann sehr geduldig sein. Mobilitätswende steckt bisweilen fest Die viel beschworene Mobilitätswende steckt bisweilen in der Schublade fest. Bei hatte sich die Schwarz-Grüne Landesregierung dem intensiven Ausbau der Radwege beschrieben. 1.000 neue Radwegkilometer sollen es in ihrer Amtszeit sein. Eine Zahl, an die jetzt NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer bei seinem durchaus langen Besuch im Kreis Höxter selbst erinnerte. Zu teuer: Nieheim streicht Ausbau von Radwegen Nun kommt der Minister nicht an die Orte, wo Radfahrern wichtige Verbindungen fehlen oder wo die Verkehrssituation so gefährliche Situationen gibt, dass sie um ihr Leben fürchten müssen. Nein, er zeigte sich in Warburg, wo er gemeinsam mit Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling 2,7 Millionen Euro an (Steuer-)Fördergeld für drei neue Radwegprojekte mitbrachte. Ein Wohlfühltermin trotz heftigen Regens für den Grünen Minister. Es gab viel Lob für den geplanten Ausbau, an dem auch die Städte Borgentreich und Willebadessen beteiligt sind. 7,5 Kilometer neue Radwege, die zugleich sanierte Feldwege für die Landwirte sind, sollen es werden. Man klopfte sich gegenseitig auf den Rücken. Naturschutz gelingt: NRW-Umweltminister staunt über geheimen Naturschatz im Kreis Höxter Doch der Minister musste ja noch weiter nach Marienmünster. Wo sich – perfekt abgestimmt – mit der Ankunft des Besuchs aus Düsseldorf die dunklen Wolken verzogen. Auch hier stand eigentlich ein Vorzeigeprojekt im Mittelpunkt. In Rekordzeit wird hier ein 6,2 Kilometer langer Radweg von der Abtei bis nach Schwalenberg gebaut. Projekt im Kreis Höxter im Rekordtempo Ein Projekt, das Marienmünster und Schwalenberg im vergangenen Jahr trotz fertiger Planung eigentlich auch kippten, weil es ihn aufgrund der plötzlich gekürzten Förderquote zu teuer wurde. Doch dann, kurz vor Weihnachten, tauchten plötzlich passende Mittel auf, die Städte schickten den Antrag doch noch raus, die Bezirksregierung machte im Hotel spätabends ihren Prüfstempel drunter. Seit April wird bereits gebaut, der Weg, der immerhin 3,3 Millionen Euro kostet, ist mehr als zur Hälfte fertig. Dieses für Deutschland außergewöhnliche Rekordtempo erstaunte sogar den Minister. Man lobte sich gegenseitig – und die Bauarbeiter – ausführlich. Doch hier wollte man es nicht bei der Präsentation eines fürwahr rasanten Projektes belassen. Und man weihte den Minister in das offene Geheimnis ein, dass man noch viel lieber einen anderen wichtigen Radweg in Marienmünster verwirklicht hätte. &bdquo;Es ist eigentlich das falsche Projekt“, war auch hier hinter vorgehaltener Hand zu hören. So deutlich hat es dem Minister zwar niemand ins Gesicht gesagt, jedoch nutzte der scheidende Bürgermeister Josef Suermann die Chance, auf die problematische Verbindung von Gut Abbenburg bei Bellersen nach Vörden hinzuweisen. Problematisch deshalb, weil der Radweg kurz vor einer gefährlichen Kreuzung im Nichts endet. Es scheitert bei Radwegen doch am Geld Seit Jahren kämpft die Stadt um diesen Radweg, es gibt eine Machbarkeitsstudie und Verhandlungen mit Grundstückseigentümern. Doch selbst wenn das alles fix wäre: Derzeit fehlt der Stadt schlicht das Geld. Da dieser Radweg &bdquo;nur“ entlang einer Landstraße führt, fallen die Fördersätze nämlich deutlich geringer aus. Viele Jahre Planung: Verkehrsminister auf Probefahrt im Kreis Höxter unterwegs Krischer hört sich die Klage an, verspricht, sie mit nach Düsseldorf zu nehmen. Es ist nur eines von vielen Beispielen im Kreis Höxter. Verkehrspolitiker Matthias Goeken legt dem Minister die gefährliche Ortsdurchfahrt in Born ans Herz. Zwischen Entrup und Nieheim fehlen seit Jahren 200 Meter zwischen zwei Radwegen. Die Pläne liegen – es geht um die Förderung – aktuell in Berlin. Ob gebaut wird, ist offen. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Krischer fürchtet schwierige Haushaltslage in NRW Krischer weiß, dass es vielen beim Radwegeausbau zu langsam geht. Doch die wenigsten Radwegprojekte in Nordrhein-Westfalen scheitern bisher am Geld, meint er im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Wohlgemerkt bisher. Oft sei es eher der schwierige Flächenerwerb, der notwendig ist, um neue Radstrecken zu bauen. Landwirte tun sich schwer, Acker dafür abzugeben. Was Krischer, der ja auch Umweltminister ist, durchaus auch nachvollziehen kann. Aber auch finanziell sieht die Zukunft nicht rosig aus. Krischer erklärt, dass das Land ähnlich viel Geld für Radwegebau zur Verfügung stellen will, wie in diesem Jahr. Und das, obwohl das Haushaltsjahr 2026 in NRW &bdquo;ein ganz, ganz schwieriges werden wird“. Allerdings streicht der Bund seine Fördermittel für den Radwegebau. &bdquo;Die werden fehlen“, weiß der Verkehrsminister. Er hofft, dass das Land mittel aus dem Sondervermögen auch für den Radwegebau verwenden darf. Das ist allerdings noch nicht entschieden. Auf Eis gelegt: Wichtiges Radweg-Projekt zwischen Brakel und Marienmünster ruht Dennoch geht er davon aus, dass die schwarz-grüne Koalition ihr Ausbauziel von 1.000 Kilometer neuen Radwegkilometern erreichen wird. &bdquo;Wir können das schaffen.“ Zur Hälfte der Legislatur seien es 450 Kilometer gewesen. Und der Kreis Höxter sei gemeinsam mit dem Münsterland diesbezüglich ganz weit vorn. Bürger im Kreis Höxter sollen es richten Er hob das Modell Bürgerradweg hervor, das in der Region besonders intensiv genutzt werde. Verbunden mit dem Namen des Steinheimers Heribert Gensicki – der durch seine forsche und nachdrückliche Art selbst dem Minister im fernen Düsseldorf geläufig ist. Bürgerradwege seien eine Möglichkeit, Projekte voranzutreiben. Vor allem bezüglich des Flächenerwerbs. &bdquo;Es ist etwas anderes, wenn ein Beamter kommt und mit dem Landwirt verhandelt, als wenn es lokale Initiatoren eines Bürgerradwegs sind“, ist Krischer überzeugt. Seit das Nachrichtenmagazin &bdquo;Spiegel“ das Thema kürzlich aufgriff und berichtete, dass in NRW die Bürger ihre Radwege selbst bauen, interessieren sich auch Kollegen aus anderen Bundesländern dafür. &bdquo;Ich sehe darin eine Anerkennung für unser Erfolgsmodell.“ Und er ermunterte, solche Projekte mit Nachdruck weiterzuverfolgen. Wie gesagt, au seiner Sicht scheitere es in den wenigsten Fällen am Geld.

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