Hilfsprojekt für kranke Kinder

Löwenmama überrascht junge Patienten in Höxter

Nicht nur an Weihnachten bringt „Löwenmama“ Susanne Saage Präsente ins St.-Ansgar-Krankenhaus. Wie die Kinder ihren Besuch erleben.

Julia Proskura (v.l.), Teamleitung Gabriele Moreau, Patient Nico Schnittka zusammen mit Susanne Saage und seinen Eltern Michelle Schnittka und Roberto Schmidt bei der Geschenkübergabe. | © privat

14.11.2022 | 14.11.2022, 18:00

Höxter. Als Nico Schnittka hört, dass an diesem Tag etwas ganz Besonderes passiert, hält er es vor Aufregung kaum noch aus. Aufgrund seiner kürzlich entdeckten Diabeteserkrankung verbringt er bereits über eine Woche auf der Kinderstation des St.-Ansgar- Krankenhauses in Höxter. Einen Tag vor seiner Entlassung überrascht ihn die „Löwenmama“. Er kann es kaum erwarten, bis Susanne Saage endlich eintrifft.

Der Siebenjährige durfte in der Woche zuvor einen Wunschzettel schreiben. Die Löwenmama kommt vorbei, um alle Listen mit Weihnachtswünschen der Kinder einzusammeln. Kurz vor Weihnachten kehrt sie dann mit Geschenken wieder zurück.

Auf Nicos Wunschzettel steht ein ferngesteuerter Monstertruck. Jetzt hofft er, dass die Löwenmama ihm diesen Wunsch erfüllen kann. Als Susanne Saage endlich durch die Eingangstür der Kinderstation kommt, wartet er bereits auf sie. Auf ihrem Arm trägt sie einen Korb voller Geschenke und Nicos Augen beginnen zu leuchten. Damit hat er nicht gerechnet, denn die Löwenmama holt nicht nur die Wunschzettel ab, sie bringt auch schon Geschenke mit. Sie möchte den Kindern so die Zeit im Krankenhaus erleichtern. Aufgrund der Pandemie müssen die Kinder auch in diesem Jahr auf ein gemeinsames Zusammenkommen verzichten.

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Auch Patientin Valentina erfährt vom außergewöhnlichen Besuch auf der Kinderstation. Im Gegensatz zu Nico ist sie erst in der Nacht zuvor angekommen und sichtlich erschöpft. Sie erhält zusätzlichen Sauerstoff und kämpft derzeit mit einer Lungenentzündung. Als die Löwenmama Valentinas Zimmer betritt und ihr ein Geschenk überreicht, traut die Vierjährige ihren Augen kaum. Sie hat nicht damit gerechnet, so etwas in einem Krankenhaus zu erleben. Nach dem gemeinsamen Auspacken kommt unter dem bunten Geschenkpapier ein großes Urlaubsset von Playmobil zum Vorschein. Es lässt die Krankheit für den Rest des Nachmittags vergessen.

Erinnerung an eigene Geschichte

Saage weiß, wie wichtig es für die Kinder und ihre Eltern ist, für einen Moment nicht an das eigene Schicksal zu denken. Ihr Sohn Moritz, damals gerade neun Monate alt, erkrankte 2001 in der Weihnachtszeit an Leukämie. Er kämpft mehrere Monate lang im St.-Ansgar-Krankenhaus und in der Uniklinik Göttingen um sein Leben. „Mit diesem Zimmer verbinde ich alles, was wir damals durchmachen mussten“, berichtet die 58-Jährige und zeigt auf Zimmer Nummer 5. „Jedes Jahr, wenn ich hier bin, kommen alle Erinnerungen wieder hoch“, sagt sie.

Seit diesem Schicksalsjahr ist Saage in der Region als „Löwenmama“ bekannt. Seit über 20 Jahren kehrt sie immer wieder ins Krankenhaus zurück und beschenkt kranke Kinder, die die Adventszeit oder die Feiertage im Krankenhaus verbringen müssen. Viele Krankenhäuser im Bundesgebiet bekommen Besuch von der Löwenmama. Im Vorfeld schreiben die Kinder Wunschzettel, Saage sammelt Spenden, sucht Sponsoren, besorgt die Geschenke und verteilt sie schließlich. 2020 bekam sie für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen.