Warum das Thünen-Institut jetzt doch nicht nach Höxter kommt

Höxter/Berlin. Das kam unerwartet: Am Montagabend trudelt plötzlich die Nachricht ein, dass das Thünen-Institut sich nun doch nicht in Höxter ansiedeln wird. Dabei prangte schon der Bundesadler am Höxteraner Markt und der vorgesehene Leiter, der SteinheimerChristian Hundt, war auch schon längst lang und breit interviewt. Am Dienstag gibt es nun etwas Aufklärung, warum, wieso und weshalb das Institut künftig eine Braunschweiger Adresse haben wird und keine Höxteraner. "Um Kapazitäten sowie Kompetenzen besser zu bündeln und Synergieeffekte optimal nutzen zu können, haben das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie das Thünen-Institut gemäß ursprünglicher Empfehlungen die Stärkung des bestehenden Standortes in Braunschweig vereinbart", schreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage von "NW.de". Zwischenzeitliche Planungen einer "aufwendigen Verlagerung" an einen eigenen Standort in Höxter werden "zugunsten starker Forschungsressourcen für die Vielfalt der ländlichen Regionen in ganz Deutschland nicht weiterverfolgt". Räume am Markt 4 in Höxter angemietet "Zwischenzeitliche Planungen" klingt sehr unkonkret. Dabei sind ja Räume am Markt 4 in Höxter angemietet. Noch im Juli erklärte Christian Hundt gegenüber der "Neuen Westfälischen": "So wie es aussieht, wird es wohl noch ein wenig dauern, bis alle Räumlichkeiten vollständig hergerichtet sind." Gearbeitet wurde dort also. Was passiert nun mit den Räumlichkeiten? "Es wird sich um eine Weitervermietung bemüht", erklärt eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage von "NW.de". Auf die Frage, wie viel Geld und Arbeit bisher in die Räume geflossen seien, kann die Sprecherin "derzeit keine Aussage" zu treffen. Sie gibt aber zu, dass die Entscheidung "kurzfristig verkündet" worden sei. Und bringt Licht in anderes Dunkel. Das Thünen-Institut selbst habe von Anfang an gewünscht, dass das neue Institut in Braunschweig angesiedelt wird, erläutert die Sprecherin. Das sei mit "ursprünglichen Empfehlungen" gemeint gewesen. Offenbar sei die "ehemalige Hausspitze" 2020 dieser Empfehlung jedoch nicht gefolgt. Cem Özdemir (Grüne) ist erst seit Dezember 2021 zuständiger Minister. Zuvor wurde das Ministerium lange von Unionspolitikern geführt. Zwischen 2005 und 2021 hießen die Minister beziehungsweise Ministerinnen Horst Seehofer (CSU), Ilse Aigner (CSU), Hans-Peter Friedrich (CSU), Christian Schmidt (CSU) und Julia Klöckner (CDU). Landrat Michael Stickeln kritisiert Entscheidung des Bundesministeriums Wie zuvor bereits Höxters Bundestagsabgeordneter Christian Haase (CDU) zeigt sich nun auch Landrat Michael Stickeln (CDU) verständnislos. "Es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass ein Institut, das zu den Kompetenzen des ländlichen Raumes forscht, nicht in ebendiesem ländlichen Raum angesiedelt sein soll", lässt sich Stickeln in einer Mitteilung des Kreises Höxter zitieren. Die Gründe, die das Bundeslandwirtschaftsministerium anführe – etwa die Bündelung von Forschungsressourcen – erweckten den Eindruck von Scheinargumenten, heißt es weiter. "In Höxter ergeben sich unter anderem mit den Studiengängen der Technischen Hochschule OWL erstklassige Anknüpfungspunkte für die Forschung", so Stickeln. Mit den Strukturen, Herausforderungen und Potenzialen stehe der Kreis exemplarisch für den ländlichen Raum und biete somit ein "hervorragend geeignetes Forschungsumfeld", findet Stickeln. Er vermute "politische Gründe für die Entscheidung". Das Thünen-Institut hat insgesamt 15 Fachinstitute. Als Bundesforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMEL hat es den Auftrag, wissenschaftliche Grundlagen für politische Entscheidungen zu erarbeiten und durch Forschung den Wissensstand zum Wohl der Gesellschaft zu erweitern. Dazu zählt unter anderem die Entwicklung der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen in ländlichen Räumen. Das neu gegründete "Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen" und auch das bestehende &bdquo;Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen" hatten in Höxter angesiedelt werden sollen.

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