Brennholz-Händler im Kreis Höxter können kaum noch etwas liefern

Kreis Höxter. Es liegen zwar noch ein paar Paletten Brennholz auf dem Hof von Andreas Heer und Björn Höster aber die sind längst verkauft und werden in den kommenden Wochen zu den Kunden gebracht. Wer jetzt noch anruft, und das sind jeden Tag einige, kommt zu spät. Für dieses Jahr gibt es kein Brennholz mehr. Und bei den in den vergangenen Jahren so gehypten Pellets sieht es nicht viel besser aus. &bdquo;So extrem war es noch nie“, berichtet Andreas Heer im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Jeden Tag rufen mehr als eine Handvoll Kunden an und fragen nach Holz. Dabei schaltet er schon lange keine Werbung mehr. Der Markt ist schon seit Wochen leer gefegt. Die neue Saison mit dem Einschlag für die Winter 2023/24 und 2024/25 beginnt erst im Oktober. Wer für dieses Jahr noch Heizmaterial sucht, hat es schwer. Selbst Kohle-Briketts in den Baumärkten sind derzeit kaum zu bekommen – oder sehr teuer. Die extrem steigende Nachfrage kam mit der Gas-Diskussion infolge des Ukraine-Konflikts. Gerade im ländlichen Kreis Höxter haben sehr viele Wohnungen noch einen Kamin-Ofen, der zumindest für die warme Stube eine gute Alternative zu Öl- und Gasheizung ist. Die Verunsicherung der Menschen ist spürbar. Der Bedarf an Holz ist derzeit riesig, bestätigt auch Wald und Holz NRW – die jedoch kein Holz an Endkunden, sondern an Unternehmen verkaufen, die es weiterverwerten. Der Landesbetrieb könne sicherlich das doppelte der angebotenen Menge gut verkaufen, sagt Michael Blaschke, Pressesprecher des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Und er macht eine ganz klare Ansage: &bdquo;Wir werden nicht, weil es derzeit eine deutlich höhere Nachfrage gibt, mehr einschlagen als geplant.“ Denn das wäre langfristig nicht nachhaltig. Fichtenholz war unbeliebt Nach den Dürre- und Borkenkäferjahren lag der Wald im Kreis Höxter bis vor kurzem voll mit Holz, vor allem Fichte. Die wollte keiner haben. Vor allem nicht als Brennholz. &bdquo;Der Westfale denkt ja immer noch, dass man nur mit Buche heizen könne“, sagt Blaschke schmunzelnd. Fichte komme für ihn nicht in Frage. Das halb im Winter mit Fichte heize, werde hier nicht gesehen. Und kalt sei den Österreichern im Winter sicherlich auch nicht. In der Not gibt es die Vorbehalte gegen die Fichte im Kreis Höxter längst nicht mehr. &bdquo;Das hat sich deutlich geändert“, sagt Brennholzhändler Andreas Herr. Die Kunden würden sogar Pappel kaufen, wenn es welche gebe. Aber auch Fichte und andere Baumarten sind kaum mehr im Angebot. Der Brennholzhandel Hoffmann in Beverungen hat noch ein bisschen Fichte. Buche und Esche gibt es schon lange nicht mehr, sagt Jürgen Hoffmann, der gemeinsam mit seinem Sohn Malte das begehrte Gut im Nebenhandel verarbeitet und verkauft. Die Nachfrage sei geradezu explodiert, sagt Jürgen Hoffmann. Und schon jetzt gebe es einen zentimeterdicken Stapel mit Vorbestellungen für nächstes Jahr. Preissteigerungen von 30 bis 40 Prozent Und das, obwohl die Kunden noch gar nicht wissen, wie hoch die Preise sein werden. Denn die stehen für das Holz, das ab Herbst eingeschlagen wird, noch gar nicht genau fest. Die Forstwirtschaft habe Preissteigerungen im Bereich von 30 bis 40 Prozent angekündigt. Damit rechnen auch Andreas Herr und Jürgen Hoffmann. Der Schüttraummeter Buche wird dann deutlich über 100 Euro kosten, glaubt Hoffmann. Genaue Prognosen seien aber noch schwierig. Das gilt auch für die aktuellen Holzpellet-Preise. Auch hier gilt: Riesige Nachfrage bei extrem beschränktem Angebot. Das Ofenzentrum Nieheim kündigt auf seiner Internetseite an, erst ab Ende August konkrete Angaben über Preise machen zu können – es gebe schlicht noch keine Signale vom Lieferanten. Auch beim Unternehmen Keck ist der Online-Preisrechner abgeschaltet. &bdquo;Das mussten wir tun“, erklärt Geschäftsführer Lars Keck, der mit Blick auf die Entwicklung im Energiesektor von einer Katastrophe spricht. Nicht nur für die privaten Endverbraucher, sondern auch die Wirtschaft. Der Preisrechner wurde abgeschaltet, weil die Preise der Vorlieferanten teilweise derart schnell steigen, dass diese derzeit nur noch tagesaktuell gemacht werden. Preise um die 750 Euro für die Tonne Pellets sind derzeit realistisch. Vor gut einem Jahr seien es noch um die 200 Euro gewesen, berichtet Keck. "Der Markt ist wie leer gefegt." Bei den Pellets sieht der Energiestoff-Händler, der unter anderem auch Heizöl anbietet, aktuell eine ganz leichte Entspannung bei der Liefersituation, bei den Holzbriketts ist schon seit mehr als zwei Monaten nichts mehr zu bekommen &bdquo;Der Markt ist wie leer gefegt.“ Denn die stammten bisher vornehmlich aus den Balkan-Staaten, die das Heizmaterial angesichts der aktuellen Situation aber teilweise mit einem Ausfuhrverbot belegt haben. Entsprechend kommt hier nichts mehr an. Auch bei der Freytag Group aus Warburg, die unter dem Markennamen &bdquo;Börde Pellets“ anbietet, gibt es zwar noch Pellets zu kaufen, weil sie vom Unternehmen selbst hergestellt werden, aber auch hier werde es langsam knapp. Die Lieferzeiten werden aufgrund der hohen Nachfrage länger, die Preise immer höher. Ein Ende sei bisher nicht absehbar. Aufgrund der aktuellen Situation beobachtet Lars Keck noch eine ganz andere Entwicklung. &bdquo;Bei den Holzpellets setzt offenbar das klassische Hamstern ein, wie wir es auch vom Toilettenpapier kennen“, berichtet der Geschäftsführer. Dahinter stecke die Angst, im Winter nichts mehr zu bekommen. Keck spricht von einem überlasteten Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Denn über 50 Prozent der Importe von Holzpellets kamen bisher aus Russland, Weißrussland und der Ukraine. Den Markt gibt es nicht mehr. Egal mit was man heizt, die Preise steigen derzeit in allen Sparten, erinnert Keck. &bdquo;Das ist alles nur noch irre“, sagt der Geschäftsführer. Und eine Prognose für die kommenden Monate wagt er – wie die anderen Händler – lieber nicht.

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